Dies war einer dieser Tage, an denen meine Gedanken in meinem Kopf herumwirbelten, so als würden sie darauf warten, wie ein Puzzel zusammengesetzt zu werden.
Die Mühe konnte ich mir allerdings sparen. Es würde mir nicht gelingen meine Gedanken zu ordnen. Nicht heute.
Ich hatte ihn gestern Abend gesehen. Seine lässige Geste sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen, seine lautes Lachen. Ich wusste, dass er getrunken hatte, sehr viel. Wahrscheinlich zu viel. Wenn er betrunken war, lachte er laut und über jede Banalität.
Ich sah, wie er dort mit einem anderen Mann stand.
Meine Augen brannten und ich versuchte die aufkommenden Tränen, ob aus Wut oder aus Eifersucht, so genau wollte ich es gar nicht analysieren, wegzublinzeln.
Die Enttäuschung machte sich in meinem Kopf, meinem gesamten Körper breit. Es war, als würde mein Herz noch schwerer werden, mein Leid eine riesen Last.
Ich hielt mir die Ohren zu, presste meine Hände fest dagegen, um sein schrilles Lachen nicht hören zu müssten.
Durch meine tränenverschleierten Augen sah ich, wie er die Hand des Mannes nahm und ihn zum Ausgang zog.
Kopf hoch erhoben, stolz auf seinem Fang. Mit festem Schritt und ohne Reue. Eiskalt.
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht nach ihm zu rufen, ihn nicht aufzuhalten, aber in meinem Kopf bildeten sich bereits Worte, die Worte, die ich ihm schon so oft gesagt hatte.
Warum bist du so zu mir?
Die ganze Zeit hatte er nicht einmal bemerkt, dass ich in der Tür stand.
Er war so sehr damit beschäftigt seine Reize auszuspielen, seine eingespielten Gesten zur Schau zu stellen. Widerlich!Er hätte ein sehr guter Schauspieler werden können. Jeon Jungkook in der Rolle des Herzensbrecher.
Er hatte mich nicht bemerkt, der andere Mann allerdings schon.
Neugierig schaute er kurz zu mir rüber. Nur für einen kurzen Augenblick und so, wie ich dort mit Tränen in den Augen stand, ließ ihn meine Lage erkennen. Und das zauberte ein - meines Erachtens - ekelhaftes Grinsen in sein Gesicht.
Ich schmeckte Blut, es lief warm von meinen Lippen. Und es schmeckte gut, es schmeckte nach Rache.
Ich schaute so lange hin, dass es für mich so aussah, als wäre sein Grinsen eingefroren, erstarrt, irgendwo verloren.
Genau dieses Grinsen hatte er nun immer noch im Gesicht.
Sein Blick ging irgendwo ins Leere, er glich einer blutleeren Wachsfigur, so wie er da auf dem Bett lag. Umgeben von der Lieblingsfarbe seines Geliebten, die Liebe meines Lebens, der regungslos neben ihm lag - Rot.
Ich schaute noch lange in sein Gesicht, bevor ich ging.
Meine Gedanken wirbelten immer noch in meinem Kopf herum.
Ich erkannte den Polizisten vor mir, als er sich mir gegenüber auf den Stuhl setzte.
Name - Kim Taehyung
Alter - 21
Eltern - Existieren nicht
Tat - Mörder von Jeon Jungkook und Park Jimin
In diesem Augenblick ordneten sich meine Gedanken und ich erinnerte mich wieder an alles.
Ich bereute meine Tat nicht