Kapitel 3: Unter den Blinden ist der Einäugige König

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15. März
Vorbereitungen zur Überführung vorbehaltlos abgeschlossen.
Alle fehlerhaften Strukturen im System ersetzt.
Start von Phase 2 – Operation „Ananas und Mango"
Fokussierung der Monitore auf "Abib Tarun". Testobjekt Mango lokalisiert.

Abib watete gerade mit seinem Muli durch einen Seitenarm des Hugli, als er seltsame kreiselnde Wellen im Wasser beobachtete. Gerade als er es genauer untersuche wollte begann sein Sichtfeld zu verschwimmen. Danach war alles nur noch schwarz...

Es ist kalt. Sehr kalt und dunkel.                                                                                                                                     Abib versuchte sich zu bewegen, stoppte jedoch abrupt. Seine Gliedmaßen befanden sich in einer gallertartigen, kühlen Flüssigkeit – wenn er dem trauen konnte, was er wahrnahm.                                     
In einiger Entfernung konnte der junge Inder ein, in unregelmäßigen Abständen, flackerndes Licht ausmachen.
Er spürte die stärker werdende Kälte in jeder Ader, jeder Pore seines Körpers. Er kniff seine Augen zusammen und endlich hatte er sich an die Dunkelheit gewöhnt und konnte schemenhafte Umrisse ausmachen.

Gespenstig und unbekannt muteten die Strukturen in seiner Umgebung an. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er vergleichbare Formen gesehen. Am meisten beunruhigte Abib jedoch die drückende Stille, die sich über den abgedunkelten Raum legte.

Doch da war ein Geräusch, ein  Klacken, und das Schlimmste: es kam bedrohlich näher.
Abib wurde zunehmend unruhig, seine Arme lagen schwer in der undefinierbaren Flüssigkeit. Er blickte immer schneller um sich, seine Panik wurde durch das Klacken zusätzlich verstärkt.

Plötzlich schaltete sich das Licht an. Erst weit hinten, wo schon vorher das Flackern zu beobachten war. Das Licht kam immer näher, wie das Meer nach der Ebbe. Die helle Flut des Lichtes machte Abib abermals zu schaffen. Er kniff seine Augen wieder zu, das Stechen in seinem Kopf war unvorstellbar.

Der junge Inder wartete, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Nun sah er, was die Strukturen waren: Kabel und allerlei technische Geräte, seine Augen weiteten sich immer mehr! Als er zur Seite schaute erblickte er eine Gestalt. Eingesperrt in derselben undefinierbaren Suppe, wie er selbst. 

Im Gegensatz zu ihm schien sie friedlich zu schlafen. Ihre Lieder waren geschlossen und ihr Brustkorb bewegte sich langsam und gleichmäßig. Abib beruhigte sich wieder ein wenig, was sollte er auch sonst tun?

Auf einmal ertönte eine dumpfe Männerstimme, Abib verstand jedoch die Sprache nicht. Die Person, die aus heiterem Himmel vor ihm stand, betätigte einen Hebel und ein paar Knöpfe. Dann wurde wieder alles schwarz.

Ananas und Mango in der AntarktisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt