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~Sometimes the most powerful thing you can say is nothing at all.~


Pov. Jungkook:

Ich musste wirklich sagen, dass mir die Shoppingtour mit Taehyung Spaß gemacht hatte. Auch, wenn sie für meinen Geschmack ziemlich kurz gewesen war. Ich hatte ihn bloß in den einen Laden bekommen, mehr war offensichtlich nicht drin.

Na gut, wir waren auch knapp drei Stunden in dem Laden gewesen.

Aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er sich mir an manchen Tagen öffnete und an anderen total verschloss. Wo wir shoppen waren, war er eigentlich relativ gut drauf, er hat alles mit Freude anprobiert und hat sogar vor der Kamera gepost. Und gestern, als ich ihn noch einmal getroffen hatte, war er wie ausgewechselt gewesen.

Vielleicht hatte er den Nachmittag bereut, immerhin wollte er mir das Geld für die Klamotten wieder zurückzahlen, obwohl ich ihm eigentlich ausdrücklich gesagt hatte, dass er das nicht musste.

Und dann war er den ganzen Tag einfach stumm geblieben. Ich seufzte. Hoffentlich würde sich das heute nicht wiederholen.

Ich setzte Kaffee an- für ihn erwärmte ich allerdings etwas Milch und schmolz Schokolade, um ihm eine heiße Schokolade zu machen. Als diese fertig war, war ich schon fast ein wenig neidisch, allerdings lobte ich mir meinen Kaffee umso mehr.

Nach ein paar Minuten kam er mich wie immer besuchen- das fast schon normale Ritual begann. Ich lief die Treppen hinunter, nachdem ich mich an der Sprechanlage versichert hatte, dass es auch wirklich Taehyung war.

Als ich die Tür aufriss, stand allerdings irgendwie eine komplett andere Person vor mir. Er trug irgendwelche ranzigen Klamotten, die ich nicht mal meinen Lebtag anziehen würde. Es kränkte mich, dass er nicht einmal die Sachen angezogen hatte, die wir zusammen gekauft hatten.

Sein Gesicht gesenkt begrüßte er mich leise, bevor er eintrat und wir stumm die Treppe hinaufstiegen.

Ich überlegte die ganze Zeit, ob ich ihn vielleicht ansprechen sollte, vielleicht wäre es besser gewesen, aber ich ließ es sein und versuchte, ein Gespräch aufzubauen, wie sonst auch immer.

"Ich hab dir Kakao gemacht- du trinkst doch keinen Kaffee."

Er zwang sich ein Lächeln ab und nahm die warme Tasse entgegen, ehe er sich auf die Couch setzte.

Lange Zeit schwiegen wir uns an, ich lauschte nur seinen Atemzügen und den Geräuschen, die er durch das Pusten zum Abkühlen der Flüssigkeit verursachte.

Irgendwann stellte er seine Tasse auf den kleinen Tisch und sah betreten vor sich hin.

"Jungkook...", flüsterte er leise.

Ich sah auf und bemerkte, dass er zitterte. Ich wollte nichts sagen, oder konnte vielmehr nichts sagen. Ich hatte zu viel Angst, vor dem, was in den nächsten Minuten passieren würde, obwohl ich keinen blassen Schimmer davon hatte.

"Früher... als ich... noch klein war. Als ich ein Kind war... da... da hab ich... meine Arme in mein Shirt gesteckt und hab den Leuten gesagt, ich hätte sie verloren."

Es war still um uns, alles was ich konnte, war ihm geschockt dabei zuzusehen, wie er bei dem Gedanken daran leicht lächelte.

"Ich hab ein Videospiel immer neu gestartet, wenn... ich wusste, dass ich verlieren würde.

Ich hab mit all meinen Kuscheltieren im Bett geschlafen, damit keines eifersüchtig sein musste."

Er umfasste die Tasse mit seinen dünnen Finger und erzählte einfach weiter.

"Ich hab aus einer Verschlusskappe getrunken und so getan, als wären es Schnäpse.

Ich hab hinter einer Tür gewartet um jemanden zu erschrecken, bin dann aber doch hervorgekommen, entweder weil derjenige nicht kam oder weil ich pinkeln musste.

Ich hab so getan, als würde ich schlafen, nur damit ich ins Bett getragen wurde."

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich mit jedem seiner Worte von still lächelnd zu unsagbar traurig. Ihm liefen, während er sprach, unsäglich viele Tränen die Wangen hinunter, stumm, und alles was ich tun konnte, war ihn dafür zu bewundern.

Ich selbst hätte gar nicht mehr reden können. Wenn ich weinte, dann weinte ich. Aber er... er konnte während des Weinens sprechen. Und obwohl es eigentlich unfassbar traurig und herzzerreißend sein sollte, fand ich es einfach nur schön.

Ich fand ihn schön.

"Ich hab zwei Regentropfen an der Fensterscheibe beobachtet und geguckt, welcher schneller unten war,

ich hab gedacht ich sterbe, wenn ich mal den Samen einer Frucht mitgegessen hatte, weil ich dachte, dass mir ein Baum im Magen wächst.", weinte er und ballte seine Hände zu Fäusten.

Er sah zu mir auf und sah mir direkt ins Gesicht. Seine Augen glänzten voller Tränen aber strahlten nichts weiter als Stärke und Liebe aus.

"Weißt du noch, wie deine Kindheit aussah und das wir immer erwachsen werden wollten?

Was zum Teufel haben wir uns dabei gedacht?"

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Positive | taeggukWhere stories live. Discover now