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Die beiden kleinen Schlampen trugen mich zum Auto. Glücklicherweise benutzten sie einen der Hintereingänge, sodass mich nicht jeder gleich sehen konnte.
Als Mira den Wagen aufschloss, versuchte ich vor Tally zu fliehen, die mich allerdings gut festhielt >>Morgen wirst du mir dafür danken<< meinte sie nur. Es schien ihr nichts auszumachen, dass ich sie hasste.
Was ich tat. Allerdings nur im Moment, normalerweise liebte ich sie von ganzem Herzen. Als Mira fertig war, schob sie mich auf den Beifahrersitz und knallte dann die Tür zu. Das Fenster ließ sie einen Schlitz weit offen
>>Damit du Luft bekommst, kleine Saufnase<< grinste sie. Mira schien das alles sehr zu genießen. Ich hasste sie genauso sehr wie Tally in diesem Moment.
>>Großzügig, dumme Bitch!<< brüllte ich ihr zu, aber Tally und Mira lachten nur hämisch. Ich benahm mich nicht daneben, die beiden reagierten einfach völlig über. Ich hasste sie so sehr! Sie machten mir den ganzen abend kaputt.
Ich rollte mich beleidigt auf dem Beifahrersitz ein und sah mir die Leute an, die so vorbeikamen. Es war 23 Uhr mittlerweile, nach meiner Handyuhr zu schließen. Als ich mein Handy entsperrte, sah ich Eamons Gesicht als meinen Hintergrund. Es war ein Selfie, das wir zusammen geschossen hatten, wo er mich auf die Wange küsste.
Ich liebte das Bild.
Ich löschte es als meinen Hintergrund und ersetzte es durch ein Bild von Pizza.
Ich liebte Pizza.
Aber Eamon liebte ich mehr.
Gerade als ich mich meinen Gedanken wieder hingeben wollte, klopfte jemand an die Scheibe >>Ey, Eli, willst du immer noch Spaß haben?<<
Xan war gekommen und schwenkte den Autoschlüssel vor der Scheibe hin und her. Ich quietschte glücklich auf und fing an zu kichern.
>>Na endlich hilft mir mal jemand<<
>>Dein Ritter in der weißen Rüstung<< meinte er und schloss den Wagen auf.
Mein Ritter mit den weißen Haaren. Als ich aufstand, merkte ich, wie ich langsam zu einer Seite fallen wollte. Ich hielt dagegen, muss aber dabei kläglich gescheitert sein, weil Xander mich auffing. Seine Arme waren warm, sehr warm. Plötzlich fiel mir auf, dass mir kalt war und ich kuschelte mich ein wenig mehr an ihn. Es fühlte sich gut an einem Jungen wieder nah sein zu können, auch wenn es nicht Eamon war.
Ich musste dringend aufhören über Eamon und seine grünen Augen nachzudenken. Ich würde ihn nie wieder zurückbekommen, damit musste ich mich abfinden. Xander jedoch... war gerade da. Dunkelblaue Augen waren doch nicht schlechter als grüne, oder?
Ich machte meine Augen wieder auf und sah ihm direkt in die Augen, wähend er mich hielt. Xan lächelte und zog eine seiner weißen Augenbrauen hoch. Er war attraktiv, keine Frage, aber auf eine andere, nicht so greifbare Art wie Eamon.
Trotzdem heiß.
Seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln, dann zeigte er seine Zähne. Nicht so strahlend wie Eamons, aber das lag wahrscheinlich an seinem Hauttyp.
Dann beugte er sich ein wenig nach unten zu mir, bis sich unsere Nasen fast berührten.
>>Ich werde dich nicht küssen<< murmelte ich und betrachtete seine Lippen genauer. Xan hatte schöne Lippen, küssbare Lippen, die weich aussahen.
>>Nun, dann bedeutet das wohl, dass ich-<< plötzlich stockte er und richtete mich schwungvoll wieder auf, beugte seinen Kopf von mir weg und brachte einen Meter Abstand zwischen uns >>Acy, Baby, bleib doch stehen!<< rief er quer über den Parkplatz. Dann lehnte er mich wie ein ausrangiertes Bügelbrett ans Auto, sah mir einmal tief in die Augen >>Bin gleich wieder da<<, und lief "Acy Baby" hinterher.
Ich sah den beiden verwundert nach, aber konnte das Mädchen nur von hinten erkennen. Sie sah aus wie eine Latina, eine kleine, schlanke Latina, die sehr schnell vor Xander wegrennen konnte. Ich konnte nicht mehr erkennen  ob er sie schließlich einholen konnte, weil sich ein anderes, mir nur zu gut bekanntes Gesicht, vor meines schob.
>>Wie bist du hier rausgekommen?<< fragte mich eine wütende Tally im roten Kleid. Ich verdrehte die Augen und wich so weit zurück, dass ich wieder am Auto stand. Dann stützte ich mich ein wenig ab, damit ich nicht umkippen konnte und Tally einen Grund hatte mich wieder ins Auto zu verfrachten.
>>Durch den Schlitz<< antowortete ich und verdrehte sarkastisch die Augen >>Der war so groß, dass ich mich wie ein besoffener Oktupus rausschlängeln konnte<< Dann zeigte ich ihr den Schlitz, durch den nicht einmal meine Hand rausgepasst hätte
>>Sei nicht so sarkastisch, du nervst mich. Wie bist du rausgekommen?<< fragte sie nochmal. Ich sah, dass auch sie getrunken hatte, allerdings war sie nicht so besoffen wie ich.
Vielleicht angetrunken. Dann sah ich in ihre großen, braunen Augen, die mich normalerweise so sanft anschauten. Sie schauten mich nicht sanft an. Tally war definitiv genervt, wobei ich mich fragte ob ich der einzige Grund war. Normalerweise wäre Tally von mir alleine nicht so genervt.
>>Ich bin rausgekrochen, aus dem Motor<<
>>Du nervst<<
>>Dann bin ich halt aus dem Auspuff geklettert. Ein Rohr in die Außenwelt, die schönere, wunderbare Außenwelt mit lauter Jungs, die-<<
>>Lass' es. Ich werde keinen Typen hier finden, das kannst du vergessen!<< Tally presste ihr Lippen zusammen und sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. Wunder Punkt? Getroffen.
>>Nun ja, es laufen hübsche Jungs hier rum,  das können wir sagen... Der da hinten beispielsweise sieht sehr interessiert aus<< Ich schaute an Tally vorbei und fixierte einen der Jungs in einer hinteren Gruppe. Mein alkoholgeschwängertes Gehirn sagte mir, dass der Typ gut aussah. Zumindest war er groß und gut gebaut, vielleicht auch dunkelhäutig und er lächelte zu uns herüber.
>>Er lächelt dich an, nicht mich<< meinte Tally und zog eine Schnute >>Weil du, obwohl du vollkommen besoffen bist, mega schön bist. Schöner als ich, auch wenn ich mein bestes Kleid anhabe<<
>>Ach Tally, mach' dich nicht lächerlich<<
>>Ist doch so<< antwortete sie. Tally klang nicht verbittert, eher ein wenig angeheitert >>Du bist schöner als Miracle und ich zusammen. Deswegen hat Mira dich hier hingebracht. Und weil du besoffen bist, das ist offensichtlich, aber auch weil alle dich wollen!<<
>>Schön, dass du dich aussprichst<< ich fing an zu kichern, weil die Situation lächerlich erschien >>Sag' das nochmal wenn du ausgenüchtert bist<<
Als ich Tally das nächste Mal ansah, merkte ich, dass sie es ernst meinte. Sie dachte wirklich, dass ich schöner war als sie und ihr die Typen wegschnappen würde. Das war lächerlich, sagte mein Gehirn, das im Moment nicht unbedingt so gut funktionierte.
>>Es ist doch so, Lizzy! Alles dreht sich um dich, die Sonne dreht sich um dich!<< Tally schmiss die Hände hoch und lachte.

BittersweetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt