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>>Das ist wirklich das, was du von mir denkst? Ist das dein Ernst, Natalia Harden?<< ich war so wütend, dass ich ihren vollen Namen benutzte. Ich stemmte meine Hände in die Hüften und schürzte die Lippen >>Ich wäre der Mittelpunkt und alle Jungs würden mich lieben?<<
>>Alle Typen wollen dich! DICH! NUR DICH!<< brüllte sie zurück, schwer atmend. Sie regte sich wirklich auf >>Du bist schön, du bist klug, du bist eine gute Tänzerin. Alle wollen dich!<<
>>Schön, dass du das denkst. Mein Leben läuft zwar gerade aus dem Ruder, aber super, dass du denkst, dass es perfekt wäre<<
>>Deine Probleme hätte ich auch gerne<< antowortete Tally bitter >>Ich werde bald von der scheiß Akademie geschmissen, wenn ich nichts tue!<<
>>Dann tu was!<< brüllte ich genauso laut zurück >>Trainiere! Ich war nicht eine der Besten als ich hergekommen bin, aber durch hartes Training, habe ich es geschafft besser zu werden. Und ich bin nicht die Hexe für die du mich hältst. Ich heiße Elise French und ich habe mir meinen Erfolg erarbeitet, auch wenn mein Leben im Moment auseinanderfällt. Aber dich interessiert das eh nicht!<< Ich musste schluchzen und ließ mich an dem Auto runtergleiten >>Dich interessiert das alles nicht. Du hast die Böse gefunden!<<
>>Jetzt wein' nicht<< entgegnete Tally mit zittriger Stimme und hockte sich vor mich hin >>Du hast...<< ihre Stimme brach und sie senkte den Kopf.
>>Ich habe was?<< entgegnete ich und sah sie abwartend an. Tally konnte mir nichtmal in die Augen sehen >>Ich habe was, Tally?<<
>>Du hast auch Probleme<< meinte sie dann. Ihre Stimme brach wieder und sie lehnte sich neben mich ans Auto, wahrscheinlich damit sie mir nicht in die Augen sehen musste. Es tat ihr leid, das konnte ich sehen. Trotzdem würde ich sie nicht einfach so davonkommen lassen.
>>Eamon ist weg<<
>>Ich weiß<<
>>Ich liebe ihn<<
>>Ich weiß<<
>>Ich will ihn wiederhaben... Ihm sagen, dass ich ihn liebe...<<
>>Ich weiß, Lizzy, ich weiß. Aber ich glaube, dass du ihn zu sehr verletzt hast um nun einfach wiederzukommen. Vielleicht solltest du Abstand gewinnen, ihn einfach gehen lassen, zumindest für eine Weile<<
Ich lehnte mich an Tallys Schulter. Ich konnte einfach nicht mehr, am liebsten hätte ich wieder losgeheult, aber dann erinnerte ich mich daran, dass wir auf einer Party waren und wir Spa'ß haben sollten. Ich richtete mich auf, strich mein Kleid glatt und merkte, dass mir nicht mehr ganz so schwindlig war. Tally sah mich an, stand aber nicht auf. Wahrscheinlich wusste sie nicht was ich vorhatte. Gott, ich wusste es ja selbst nicht.
>>Xander hat den Autoschlüssel<< sagte ich schließlich. Tally sprang mit einem Satz auf, die Augenbrauen böse zusammengezogen. Definitiv nicht erfreut darüber
>>Warum hat von allen Menschen auf dieser Welt, ausgerechnet Xander den Autoschlüssel, den wir brauchen um nachhause zu fahren?<< frage Tally fassungslos und stützte die Hände in die Hüften >>Ausgerechnet Xander?<<
>>Er hat mich befreit<<
>>Xander?<< Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Damit hatte sie nicht gerechnet
>>Ja, Xander hat mich befreit. Nicht so schlimm, denke ich. Tally, jetzt werde nicht rot, obwohl es gut zu deinem Kleid passt<< Ich lachte dümmlich.
>>Wie ist dieser Idiot an den Schlüssel gekommen? Mira hatte ihn in der Hosentasche-<< sie biss sich auf die Lippe und sah zum Club >>Das Arschloch ist ihr an den Arsch gegangen<<
>>Vielleicht haben die beiden auch einvernehmlich miteinander getanzt<< warf ich zu Xans Verteidigung ein. Er hatte mich schließlich befreit, da kam es mir nicht richtig vor ihn einfach so zu beschuldigen. Wenn es nach Mira oder Tally gegangen wäre, wäre ich da wahrscheinlich nie rausgekommen. Ich drehte mich um und sah mein Spiegelbild in den Autoscheiben. Mein Makeup war noch on fleek, scheinbar hatte ich es nicht zu sehr verwischt. Ein Hoch auf wasserfestes Makeup, der Erfinder sollte heilig gesprochen werden.
>>Wir müssen Xander finden, wenn wir den Schlüssel wollen<< meinte ich zu Tally. Sie schüttelte zwar entnervt den Kopf, nickte dann aber und setzte sich in Bewegung.
>>Xander ist aber in diese Richtung gerannt<< warf ich ein und deutete auf ein Waldstück. Tally zuckte mit den Schultern und drehte dahin um. Wir gingen nebeneinander her ohne irgendwas zu sagen, bis wir beim Waldstück angekommen waren.
>>Sicher, dass der da drinnen ist?<< fragte Tally noch einmal nach. Sie wollte nicht darein, das konnte man ihr ansehen
>>Ziemlich sicher<< antwortete ich selbstbewusst, obwohl ich mir gar nicht sicher sein konnte. Schließlich hatte ich ihn nur in diese Richtung verschwinden sehen, was nicht bedeutete, dass er mittlerweile nicht im Club, oder noch besser zuhause, sein konnte. Ich sollte mich wirklich aufspielen, weil ich uns das ja schließlich irgendwie eingebrockt hatte.
Xander hatte zwar gesagt, dass er bald wiederkommt, aber ich hätte ihm nicht trauen dürfen. Einem der erst die eine küssen wollte und dann "Acy Baby" hinterherläuft, war keine gute Partie. Ich hätte ihm die scheiß Schlüssel abnehmen sollen solange ich noch konnte.
Das Waldstück bestand aus großen Bäumen, die bedrohlich im Wind wackelten. Ich sah meine Hand vor den Augen nicht. Trotzdem lief ich mit Tally weiter.
Obwohl ich praktisch nichts sah, hörte ich trotzdem ein Keuchen. Da hatten zwei Menschen Sex. >>Ich glaube wir sollten gehen<< meinte Tally, aber ich schüttelte sofort den Kopf.
Wenn Xander jetzt Sex haben wollte, dann bitte sehr. An mir sollte es nicht scheitern. Ich musste ein wenig kichern, weil ich daran dachte wie kindisch diese Situation eigentlich war, aber ich konnte mich nicht zusammenreißen. Wenn ich Xander nun beim Sex stören musste, dann war es halt so. Bestimmt war er nicht so böse... Hoffte ich zumindest. Mein alkoholgeschwängertes Gehirn dachte nicht mehr so klar wie ich wollte.


BittersweetWhere stories live. Discover now