Rule one| Friday Night

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Jeongguk

Es war wieder soweit. 

Es war Freitagnacht. Heute würde er wieder anrufen. 

Mit einem Seufzen legte ich meinen Kopf auf meinem ausgestrecktem Arm ab und starrte das Handy neben mir auf dem Küchentisch an. Es war beinahe halb zwölf, lange konnte es nicht mehr dauern, bis es beginnen würde, zu klingeln.

Wieso ich überhaupt darauf wartete, dass es zu klingeln begann, war mir selbst ein Rätsel. Ich würde ihn wegdrücken. Ich würde ihn diesmal wegdrücken. Und jedes weitere Mal auch. Das war mein endgültiger Entschluss und ich würde ihn nicht ändern.

Das einzige, was man hören konnte, in meiner Wohnung, war das Ticken der Uhr und meine Atemzüge, während ich wartete. Im Grunde konnte ich so viel besseres tun, als hier zu warten, konnte etwas lesen, oder auf die Prüfungen der Uni lernen, aber nein, ich sass einfach nur hier, starrte mein Handy von der Seite an und wartete.

Wartete darauf, dass er anrief. So, wie er es jeden Freitag machte. 

Immer, zwischen halb zwölf und zwölf, begann seit Wochen mein Telefon zu klingeln und jedes Mal, war es er. Manchmal fragte er, ob er zu mir kommen durfte, manchmal teilte er mir nur mit, dass er bereits auf dem Weg war und eigentlich wollte ich schon seit längerer Zeit verneinen und ihn wegschicken, aber er machte es mir so schwer. 

Er wusste, wie er mich um den Finger wickeln konnte und ich wusste nicht, wie ich ihn von mir stossen sollte, wenn seine dunklen, glänzenden Augen in meine starrten, dieses kleine, verspielte Lächeln auf seinen roten Lippen. Er machte meine ganze Selbstbeherrschung zunichte und ich hasste es. 

Ich hasste es, was er alles mit mir anstellte. 

Ich wollte das nicht mehr. Aber er rief jeden Freitag wieder an. Und ich ging ran.

Jeden Freitag stand er vor meiner Tür, klingelte und jedes Mal gewährte ich ihm Einlass.

Und jedes Mal, wachte ich am folgenden Morgen alleine im Bett auf, weil er sich bereits aus dem Staub gemacht hatte. Nur um das ganze Spielchen dann nächsten Freitag zu wiederholen. 

Es raubte mir um ehrlich zu sein langsam die Nerven und ich wollte auch nicht länger.

Mit einem Seufzen stiess ich die eingeatmete Luft wieder aus und kratzte sachte mit meinem Fingernagel über das Holz des Esstisches. Mein Blick huschte zur Uhr und noch während ich erkannte, das es bereits viertel vor Zwölf war, erklang der Klingelton meines Handys. Der Screen leuchtete auf, während es weiterhin klingelte und mit einem Mal begann mein Herz zu rasen. Ich spürte, wie meine Hände schwitzig wurden, während ich das vibrierende Gerät in die Finger nahm und mit grossen Augen den Anrufer anstarrte.

Er. So hatte ich ihn eingespeichert. Und dieses Er zeigte sich gerade auf dem Screen.

Mein erster Impuls war, den grünen Hörer zu drücken, ran zu gehen. Und mein Daumen verharrte bereits über dem Symbol, bereit diesem Instinkt nachzugehen, als der zweite Impuls in mir aufkam.

Meine Regeln.

Ich hatte sie aufgestellt, damit ich ich an sie hielt, mich nach ihnen richtete und endlich zur Vernunft kam. Und bereits die erste Regel verbot mir, diesen Anruf anzunehmen.

Ich biss mir auf die Lippe und starrte den Screen weiter an. Mein Handy klingelte noch immer, doch ich brachte es nicht über mich, wirklich die rote Taste zu drücken. Verzweifelt holte ich Luft und kaute stärker auf meiner Unterlippe herum.

Wenn ich ran ging, würde mich seine leise, sanfte Stimme begrüssen. Vielleicht ein kleines Lachen, vielleicht war er etwas heiser? Ich schluckte leer. Er hatte eine wunderschöne Stimme, egal wie er sie einsetzte. Wenn er sprach, hatte sie einen schönen Klang, wenn er sang war sie umso atemberaubender und wenn er stöhnte, klang es wie pure Musik in meinen Ohren. 

New Rules [Vkook]Where stories live. Discover now