Phoebe

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Kapitel 9.

Am Dienstag habe ich noch ein paar mal Rivers Blicke, und auch die der anderen, auf mir gespürt. Ich konnte es nicht unterdrücken mich immer wieder umzusehen. Umzusehen nach ihm. Es kommt mir vor, als würden mich seine geheimnisvollen Augen verfolgen. Ich weiß nicht, woher es kommt, dass er mich nicht aus den Augen lässt. Es kann durchaus von der Aktion in Religion kommen, eine andere Erklärung fällt mir nicht ein. Immerhin ist River nicht der einzige, der mich angafft und mit den Blicken verfolgt. Da wären auch noch andere Schüler, unteranderen auch Phoebe und die drei Hexen Kristen, Gwendoline und Lauren.

Richtig, die drei schicken mir hin und wieder auch komische Blicke zu. Dafür habe ich aber ausnahmsweise mal eine Erklärung. Und zwar war das Trio auch anwesend, als Mrs.Torres ihren Mund nicht halten konnte und Phoebe ihre unnötige Meinung an den Kopf geworfen hat und natürlich auch, als ich meinen Vortrag gehalten habe.

Erstmal habe ich deren Gelächter überhaupt nicht mitbekommen, aber als ich aus dem Raum trat und die drei dann sah, wie sie an der Wand standen und lauthals lachten und tuschelten, und dazu noch missgünstig zu Phoebe rüberschielten, war mir es dann klar. Dazu hat es mir auch die Bestätigung über meine Meinung zu den Dreien gegeben. Sie sind und bleiben hinterhältig und heimtückisch.

Dennoch habe ich ihnen nur einen abfälligen Blick geschenkt und bin dann abgehauen, da ich keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung hatte.

Nach der Schule bin ich nach Hause, habe zu Mittag gegessen und meine Hausaufgaben erledigt. Später sind meine Mutter und ich zu Ed gefahren, damit ich mein Geld abholen konnte. Es ist kein Vermögen, aber dennoch fair erarbeitet. Meine Mutter ist dann dort geblieben, wegen ihrer Arbeitszeit und ich bin wieder nach Hause gegangen. Am Abend ist nichts mehr passiert, außer dass ich zeitig ins Bett gegangen bin und somit auch in die Welt der Träume. Nur dass ich nichts geträumt habe.

Und jetzt bin ich hier an einen Ort namens Schule. Es ist Mittwoch, Zeit fürs Wochenende.
Gelangweilt höre ich Mr.Grump zu, wie er uns von den alten Zeiten im Mittelalter erzählt. Mein Blick schweift zur großen Uhr, die schief an der gelben Wand hängt, wobei der Putz schon leicht abblättert. Es müsste jeden Moment zum Schulschluss klingeln. Also krame ich meine unzähligen Kugelschreiber zusammen und lege sie wieder in die Federtasche. Die Arbeitsblätter auf dem Tisch sortiere ich und stecke sie unsanft in den Liniierten Block. Schon im nächsten Moment klingelt.

Rücksichtslos reiße ich meine Schulsachen vom Tisch und stopfe sie in meinen Rucksack. Während ich zur Tür gehe schnappe ich mir noch meine Jacke und Mütze. Ich schiebe mich an den Schülern vorbei, bis ich draußen auf dem Schulhof stehe.

„Leah!" höre ich und schau mich um. Caden kommt auf mich zu gejoggt und lächelt mich an. Seine offene Jacke wird vom Wind zu Seite geweht und entblößt somit sein einfarbigen grauen Pullover. Überrascht von seiner Präsenz sage ich erstmal nichts. „Hab ich dir die Sprache verschlagen?" lacht er und wirkt gar nicht mehr so schüchtern, wie bei unseren letzten Begegnung.

Schnell schüttle ich den Kopf „Ich bin nur erstaunt dich hier zu treffen". Da ich Caden bisher noch nicht in der Schule hier gesehen habe, gehe ich mal davon aus, dass er nicht auf dieser Schule geht. Oder überhaupt noch zu Schule, wie alt ist er 18 oder 19 Jahre?

Er schiebt seine Hände in die Hosentasche und wippt auf seinen Schuhen leicht hin und her „Ja, ich hole meine Schwester ab" er macht eine kurze Pause und scheint nachzudenken, was er als nächstes sagen will. Schließlich erhebt er seinen Blick, der bis eben noch dem Boden galt und sieht mich ernst an „deshalb möchte ich auch mit dir reden".

Perplex ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Er will mit mir über seine Schwester reden, die ich überhaupt nicht kenne. Mal abgesehen davon, dass ich nichtmal wusste dass Caden eine Schwester hat. Kurz Schlich sich der Gedanke in mir auf, dass er möglicherweise der Bruder von Lauren ist, da sie nämlich einen Bruder hat, aber ich kann mich nicht an einen Jungen Namen Caden in der Familie Jenkins erinnern.

„Ich kenn deine Schwester nicht, warum willst du mit mir über sie reden?. Immerhin wusste ich bis eben gar nicht, dass du überhaupt Geschwister besitzt" frage ich direkt und ziehe eine Braue hoch. Ein wenig verunsichert bin ich ja schon. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand sagt 'ich muss mit dir reden'. Dieser Satz löst bei mir so viele überflüssige Gedanken und Emotionen aus.

Offenbar hört er meine Verunsicherung, denn er fängt an zu leicht schmunzeln. „Keine Sorge, es ist wegen nichts schlimmes und nebenbei, du kennst meine Schwester" beruhigt er mich zu gleich, wird aber auf Anhieb wieder ernst „ich möchte mich bei dir bedanken".

Jetzt hat er mich komplett aus der Bahn geworfen. Um das hier eben zusammen zufassen, Caden möchte sich bei mir bedanken, für etwas, dass mit seiner Schwester zutun hat, die ich nicht kenne, aber er meint, dass ich sie kenne. Mein Kopf tut bald weh, wenn ich weiterhin so darüber nachdenke.

Sein Schokoladen braunen Augen beäugen mich und warten auf eine Reaktion. Jedoch weiß ich nicht, wie ich reagieren soll.

„Okay" sage ich langsam und nicke nebenbei, in der Hoffnung, dass ich ihn verstehe werde. Caden erwiderte nichts.

„Weshalb willst du mir danken" frage ich. Caden dreht seinen Kopf und deutet auf ein Mädchen, das nicht weit von uns entfernt neben ein Auto steht und zu uns guckt. Phoebe.

„Phoebe?" verlässt es meinen Mund. Caden nickt „meine Schwester, wie gesagt, du kennst sie".

Ich beachte Caden nicht, sondern beobachte immer noch Phoebe. Ihre Arme sind um ihren zierlichen Körper gelegt und drücken ihren Mantel nähr an sie. Ihre langen hellbraunen Haare wehen mit dem Novemberwind und ihre dunklen Augen schauen weiterhin zu mir.

Jetzt, wo ich sie betrachte, erkenne ich sogar eine Ähnlichkeit zwischen Caden und sie. Beide haben die gleichen Augen, dennoch sind ihre Augen heller, so wie Vollmilch-Schokolade. Caden hat dunklere Augen, wie Zartbitter-Schokolade. Sie haben sogar beide das gleiche Schönheitsmal am rechten Mundwinkel. 

Ich wende meinen Blick von Phoebe ab und konzentriere mich wieder auf Caden, der mich immer noch ernst anguckt. Dieses Thema, beziehungsweise seine Schwester muss ihn wirklich am Herzen liegen.

Er räuspert sich „das, was du in der Religionsstunde für sie gemacht hast war wirklich toll. Als ich davon erfahren habe war ich echt überwältigt und vor allem beeindruckt." er holt seufzend Luft und wirkt beinahe niedergeschlagen „du musst wissen, Phoebe hatte es schon immer nie leicht an der Schule, vor allem wegen ihrer Krankheit" er verstummt. Sein Blick ist quälend nach unten gerichtet.

Phoebe ist Krank?

„Was hat sie?" frage ich vorsichtig nach. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Frage zu sehr in sein, oder vielmehr ihrem, Privatleben rumfusche. Aber, wenn Caden nicht gewollt hätte, dass ich von ihrer Krankheit erfahre, dann hätte er es auch nicht erwähnt.

Caden schaut vom Boden auf, direkt in meinen Augen. Mein Atem stockt, als ich den betrübten Ausdruck in seinen Augen sehe „Schizophrenie".

Neuntes Kapitel schiääk✔️
Ich wollte eigentlich noch mehr schreiben, aber dann würde das Kapitel zu lang sein. Deshalb ist hier wieder ein mieser Cut von mir (hehe).

Für alle die Schizophrenie nicht kennen, hier eine kurze Erklärung:
Schizophrenie ist eine Bewusstseinsspaltung. Das bedeutet, dass die betroffenen Personen sowohl in der Realität, als auch in einer von ihnen eingebildeten Welt leben.

Wenn ihr mehr erfahren wollt oder euch mehr informieren möchtet, dann schaut am besten im Internet nach ^^

RiverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt