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Louis POV

Tag 1

Das Krankenhaus zu verlassen war eine schwere Aufgabe. Lebewohl zu meiner Familie und besten Freunden, all den Leuten, die ich liebe, zu sagen, war das schwerste was ich je getan habe. Ich habe versucht mich nicht all zu sehr sehr zu wehren, aber in meinem inneren, schrie ich, dass sie mich nicht gehen lassen sollen. Meine Haut kribbelte bei dem Gedanken einer Psychiatrie. Die Worte schmeckten bitter auf der Zunge und brannten in meiner Lunge. Ich wollte diesem Ort keinen Schritt näher treten, aber ich habe keine Wahl. Obwohl ich volljährig bin verordneten die Ärzte, dass ich in Therapie genommen werde. Das alles erscheint mir albern, aber wenn sie anfangen Wörter, wie unter Selbstmordbeobachtung, Schädigung bei mir oder anderen, zu benutzen, lässt es alles in einer anderen Perspektive wirken. Ich verweigerte es weiterhin zu gehen  und schrie jeden, der mir sagte, dass ich keine andere Wahl habe, an. Ich trat, schrie, stieß alle weg und bettelte, dass sie es nicht machen sollen. In meinem Kopf war ich okay, aber ihn ihren, war ich es nicht.

Was mich zum stoppen brachte, waren die Worte, die mir meine Mutter gebrochen zuflüsterte. Sie versuchte alles, was sie konnte, um mich zu beruhigen, aber ihre Worte waren nicht länger so beruhigend, wie sie es sollten. Jetzt führten sie eine Bedrohung mit sich mich wegzuschicken und ich entwich ihnen. Und das bis sie meine Schwestern in die Unterhaltung mit einbrachte, das war der Moment, als ich aufhörte.

Einfach über ihre süßen Gesichter nachzudenken, brachte mich bereits ins schwanken. Meine Mutter teilte mir ihre Furcht mit, dass ich nicht nur mich selbst verletzen könnte, sondern es ausversehen nicht mitbekomme und sie eines Tages auch verletzen könnte. Obwohl ich in meinem Herzen wusste, dass ich sie niemals wissentlich verletzen würde, könnte ich es niemals riskieren. Ich habe ebenfalls gedacht, dass ich niemals den Versuch wagen würde mein Leben zu beenden, aber Dinge können sich drastisch und innerhalb von wenigen Sekunden ändern.

Der härtesten Person, der ich Lebewohl sagen musste war allerdings Harry. Mein Verstand schrie zu mir selbst, dass ich mich wie ein Kokon um ihn schlinge und ihn niemals gehen lassen soll. Ich wollte bleiben, um ihn, seinen Geruch, seine Arme und Liebe geschlungen, um ihn niemals gehen zu lassen. Es war so lange her, seitdem er mich getröstet hatte oder gar seitdem wir miteinander zu unseren eigenen Bedingungen geredet hatten. Nun verließ ich ihn erneut und ich konnte sehen, wie es ihn zerriss. Seine Augen zeigten eine so tiefen Schmerz in ihnen, dass sich mein Magen dabei zusammen zog.

Es führte mich fast dazu Harry zu fragen, ob er mich hier weg bringt. Nur er und ich, niemand anderes und zweifellos keine Therapie. Aber dann kamen Bilder in meinen Kopf, darüber, wie ich im Badezimmer sitze mit einer Flasche voll Tabletten in meiner Hand. Das unscharfe und dennoch klare Bild von mir, wie ich fünf, zehn, zwölf Tabletten meine Kehle runter schlucke. Ein widerliches Gefühl macht sich in meinem Magen breit, mit dem Willen alles wegzuwerfen, aber mich noch selbst zu zwingen, es unter Kontrolle zu halten. Diese ganzen Bilder von mir, wie ich das Wasser aufdrehe, mich reinlege und darauf warte, dass die Pillen, mich in einem nie endenden Schlaf wiegen.

Das war, was mich zum nachdenken brachte, über das was ich tat, denn ich konnte all diese Bilder in seinen Augen sehen. Dieser Geisterblick, als er mich gefunden hat, nachdem ich in der Badewanne war, dem Tod so nahe. Ich konnte es nicht ertragen, dass er derjenige gewesen war, der mich gefunden hatte und jetzt  für den Rest seines Lebens, diese Bilder vor Augen haben wird. Nein, ich konnte es ihm nicht antun, also möchte ich besser werden. Ich werde zur Therapie gehen und ich werde das nicht nur für mich und meine Familie machen, sondern auch für ihn. Ich will besser sein, für ihn.

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Woche 1

Das ist eine komplette und völlige, verdammte Scheiße hier. Sie behandeln mich, als wäre ich komplett geisteskrank! Ich kann nirgendwo hingehen ohne das mich jemand beobachten, ich kann nicht einmal alleine pinkeln gehen. Sie beobachten mich ständig, atmen ständig dicht an meinem Nacken und geben mir niemals Freiraum.

27 Minutes [l.s] • GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt