Kapitel 24

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»...Lass mich schlafen, es ist Sonntag!«, nuschelte Malia in das weiche Kissen hinein. Das ungeduldige Stupsen an ihrer Schulter hielt an. Etwas Kaltes strich über ihre Wange. Stöhnend drehte Malia sich um. Konnte sie nicht einmal im Leben die Kirche verpassen? Jesus würde es ja wohl nicht jucken.

Aber als etwas raues, nasses über ihre Wange glitt, riss Malia die Augen auf. Und wünschte noch im selben Moment, sie hätte es nicht getan.

Eisblaue Augen stachen ihr entgegen, sahen sie fast anklagend an. Die Augen waren nicht das Problem, es war die Reihe rasiermesserscharfer Reißzähne direkt vor ihrem Gesicht, die so etwas wie einen kleinen Panikanfall in ihr auslösten. Sie war viel zu geschockt, um schreien zu können.

Zu der unglaublichen Panik, plötzlich Reißzähne und graues Fell vor ihrer Nase vorzufinden, gesellte sich mit einem Schlag auch noch Übelkeit und die ersten Kopfschmerzen setzten ein. Neben ihr wurde Caroline gerade die Decke von einer unsichtbaren Hand wegerissen.

»Was...?...Oh Maria im Himmel!«, würgte sie hervor, sobald sie halbwegs aufgewacht war. Den riesigen Wolf, der nur einen halben Meter vor Malia stand, ignorierte Caroline komplett und stürzte stattdessen ins Bad. Peinlich berührt sah Malia weg von dem Wolf, als ihr klar wurde, dass er sie nicht fressen würde und versuchte die Würg- und Keuchgeräusche auszublenden, die aus dem Badezimmer drangen.

Erneut spürte sie den kalten Luftzug, der ihre wirren Haare lüftete und über ihre Wange strich. Mit gerunzelter Stirn sah sie sich um, aber es befand sich außer dem furchteinflößendem Wolf und der schlafenden Scarlett niemand sonst im Raum.

»...Äh, hi!«, versuchte sie es also stattdessen, an den gewaltigen Wolf mit den durchdringenden Augen gewandt. Er stieß ein Schnauben aus und setzte sich auf seine gewaltigen Hinterbeine. Seine Krallen kratzen über den Holzboden, von denen jede einzelne ungefähr so lang war wie Malias Hand.

»Okay, also eben kein Smalltalk.«, murmelte sie und stieß Scarlett mit dem Fuß an.

Diese murrte und drehte sich um »Geh weg!« Erneut stieß Malia sanft nach ihr. Wütend drehte Scarlett sich um und blaffte Malia genervt an »Was soll das? Hast du nichts Besseres zu tun?« Aber als ihre geschwollenen Augen auf das Tier fiel, das zu Malias Rechten saß, stieß sie einen spitzen Schrei aus und kroch panisch ein Stück nach hinten.

Malia verzog den Mund. Der Wolf gähnte nur und zeigte seine schneeweißen, sehr spitzen Zähne. Das Fell an seinem Bauch war hell, fast weiß und sein Rücken war mit einem schwarz, grauen Muster versehen. Wenn Malia stand, würde er ihr sicher bis über die Hüfte reichen.

»Ph-Phobetor.«, stotterte Scarlett. Er blinzelte sie an.

»Du kennst...ähm, ihn?«, hakte Malia vorsichtig nach. Scarlett nickte immer noch mit Augen so groß wie zwei Monde. Ihre Haare standen in allen Richtungen von ihrem Kopf ab, ihr Lippenstift befand sich definitiv nicht dort, wo er sollte. Wage erinnerte Malia sich daran, wie Caroline und sie versucht hatten, Scarlett mit verbundenen Augen zu schminken...

Was zur Hölle war gestern geschehen?

»Er ist Morpheus Bruder.«

Malias Mund öffnete sich zu einem stummen Oh. Naja, nicht jeder hatte einen Wolf zum Bruder. An den Kerzen, zumindest denen, die die letzte Nacht überlebt hatten, schossen Flammen in die Höhe, wie es eigentlich nicht möglich sein konnte. Das Feuer im Kamin loderte auf. Malia sah Scarlett schlucken.

»Und das ist Phantasos.« Die Falten auf Malias Stirn vertieften sich.

»Aha...« Also waren das Morpheus zwei legendäre Brüder.

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