Kapitel 19 Zusammenbruch - Teil 2

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Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz. Ich taumelte. Die Welt verschwamm vor meinen Augen. Etwas heißes, feuchtes stieg meine Wange hinunter. Es blieb an meinen Lippen hängen, schmeckte salzig. Mein Herz pochte lautstark. Meine Brust platzte auf. Meine Rippen schmerzten wie nach einem Aufprall aus dem siebtem Stock. Meine Beine gaben nach. Das Blut wich schlagartig aus meinem Gesicht. Etwas, so kalt wie Eis, fuhr mein Rückgrat entlang. Etwas in mir löste sich. Etwas zerriss mich, kämpfte um etwas, wovon ich nicht wusste, was es war. Es zerrte, etwas anderes zerrte zurück.

Ich liebe dich.

Ich liebe dich.

Ich liebe dich.

Meine Sicht verschwamm. Ich musste heftig blinzeln, um sehen zu können, und selbst dann sah ich noch nichts. Ich schloss die Augen und versuchte nach Atem zu ringen. Meine Lungen waren dagegen, sie ließen mich nicht.

Ich liebe dich.

Ich liebe dich.

Als ich die Lieder öffnete, sah ich vor mir nur etwas graues und festes: Boden. Meine Hände krallten sich in den Beton vor meinem Gesicht.

Ich nahm den leichten Druck an meinem Handgelenk und die samtene, zutiefst besorgte Stimme kaum wahr. Ich wandte mich nicht um. Ich wollte ihn nicht hören und auch nicht sehen.

Ich konzentrierte mich auf einen Punkt auf dem Boden, doch dieser wanderte, war immer wo anders. Die Welt drehte sich, als säße ich in einem Karussell. Mein Hirn war wie benebelt. Trotzdem zwang ich mich aufzustehen und ich schaffte es mit Sams Hilfe.

Etwas hartes umfasste mein Kinn und drehte es in seine Richtung, sodass ich ihn ansehen musste.

Es kam mir vor, als wäre er in einer anderen Ebene, als sähe ich ihn durch einen Schleier. Zuerst war er in meinen Augen deutlich uninteressanter - in diesem Moment war mir die Tatsache, dass ich mir vor seelischen Schmerzen krümmte und meine Sinne mich verließen deutlich wichtiger - doch schließlich verformte sich sein Gesicht.

Aus dem flüssigen dunkelgrünen Augen wurde ein kaltes Blau, erinnerte an einen Ozean im Licht des Mondes. Die markante Gesichtszüge wurden eckiger, ausgeprägter. Das braune halblange, zottelige Haar, das in alle Himmelsrichtungen Abstand, verkürzte sich vor meinen Augen und wurde dunkler. Es ringelte und formte sich zu kleinen Locken. Locken, in denen ich früher - in einer anderen Zeit - sehnsüchtig hindurchgefahren war.

Die fein geschwungenen Brauen schoben sich nach oben, der Kranz seidig schwarzer Wimpern wurde weniger. Die vollen Lippen, die ich so gerne küsste, wurden schmaler und von hellere Farbe, waren geschwungen und zu einem süffisantem Grinsen gezogen. Die Sorgenfalten auf der hohen Stirn glätteten sich, die Haut wurde blasser, blieb aber ebenso rein.

Doch nicht nur das Gesicht veränderte sich. Der massige, kräftige Körper schrumpfte in sich zusammen und wurde schmal, doch die Muskeln an der Brust und den Armen blieben. Selbst die Kleidung änderte sich. Aus dem lockerem grauem Shirt wurde ein knallenges schwarzes. Die lockereJeans passte sich den schlanken Beinen an ...

Und plötzlich war es nicht mehr Sam, der vor mir stand. Es war er, deren Namen ich nicht denken konnte, ohne zusammenzuzucken.

In mir flammte wieder ein Feuer auf. Es wuchs und wuchs, ersetzte die Wunde des Loches an meinem Herz. Ich stand in Flammen, metaphorisch gesehen. Das Feuer brannte all meine Hemmungen weg und entflammte meine Wut.

Ehe ich mich versah, hatte meine zitternde Faust seine hübsche Nase gefunden. All meine Kraft steckte in dieser Bewegung. Und als ich den Aufprall gedämpft durch das pulsierende Blut in meinen Ohren wahrnahm, musste ich grinsen. Es erfüllte mich mit so einem befriedigendem Gefühl ihn endlich schlagen zu können. Er hatte nichts anderes verdient.

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