Nacht 2

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Zwei Nachtschichten hintereinander sind echt brutal ... Vor allem, wenn man in der folgenden Woche eine Abschlussprüfung schreibt. Obwohl ich weiß, dass das nichts bringt, habe ich meine Notizen hinter die Theke geschmuggelt, sodass ich wenigstens ein bisschen lernen kann. Unterbrochen werde ich vom ständigen Läuten der Tür, weil einige Teenager draußen es für extrem lustig halten, ständig rein und raus zu laufen. Als ich sie gebeten habe, damit aufzuhören, habe ich nur ein paar Beleidigungen und Lacher zu hören gekriegt. Wenigstens lassen sie mich ansonsten in Ruhe, also kann ich das Geräusch einigermaßen ausblenden.
Bis ich nach dem gewohnten Rauschen der Tür Schritte vernehme. Genervt blicke ich auf. Sind die Teenager jetzt etwa doch reingekommen? Ich glaube, ich muss die bald wegjagen. Schön altmodisch mit einem Besen.
Doch ich liege falsch. Hinter einem der Regale kann ich den braunen Wuschelkopf von Viktor erkennen, der diesmal in Begleitung eines blauhaarigen Typen mit süßer runder Brille ist. Irgendwie mag ich diese Dinger total.
Ich versuche noch, mich auf meine Notizen zu konzentrieren, schließlich muss ich jede Sekunde ausnutzen, die ich habe. Doch dann kommen die zwei Männer schon zur Theke und ich muss meine Zettel beiseite legen.
Frech grinse ich die beiden an. "Hast du die Energys schon leer gesoffen? Das ist aber nicht gerade gesund!"
Viktor verzieht leicht den Mund, seine Begleitung muss lachen. "Ich hatte Gesellschaft", rechtfertigt er sich.
"Alles klar. Was darf es denn heute sein?"
Der blauhaarige legt ein paar Chipstüten und zwei Kinderriegel vor mich. "Verpflegung. Der Vorrat ist alle." Dabei lächelt er freundlich.
"Vielfraß", scherze ich.
Während ich die Abrechnung mache, fällt Viktors Blick auf meine Zettel. "Was ist das? Sieht nicht gerade Tankstellenarbeit aus."
Ein wenig verblüfft von der direkten Frage antworte ich: "Ähm, das ist für mein Studium. Hab nächste Woche Abschlussprüfungen."
"Cool", antwortet er. "Viel Erfolg."
"Danke. Das macht 5,67€."
Viktor friemelt einen Fünfer aus seiner Hosentasche und kramt dort direkt noch nach Münzen.
"Was studierst du denn?", fragt der blauhaarige, wahrscheinlich, um das angespannte Schweigen zu durchbrechen.
"Mediendesign", antworte ich. "Ich möchte später hauptberuflich Webseiten gestalten."
Er nickt anerkennend und dreht sich angenervt zu Viktor um. "Hast du's?"
"Moment", antwortet er, zieht die Hand aus der Tasche und guckt sich die Münzen auf seinem Handteller an. "... Hast du noch fünftig Cent klein?"
"Du hast gesagt, du hättest Geld dabei", beschwert sich der Andere und beginnt nun, selbst in seinen Taschen zu kramen.
Ich würde mich schon gerne länger mit ihnen unterhalten, aber erstens wirken sie nicht so, als würden sie noch wirklich lange hier bleiben wollen und zweitens muss ich lernen. Dringend. Also werfe ich  ein: "Auf die paar Cent kommt es jetzt nicht an. Ich schenke sie euch."
Und prompt sehe ich in zwei verblüffte Gesichter. "Ich gebe sie dir nächstes Mal zurück", stammelt Viktor.
"Nicht nötig", antworte ich und nehme mir den Fünfer. "Sieh es als Ansporn dafür, dass du hier öfter herkommst." Ich zwinkere ihm zu.
"Ich mag sie", sagt der Blauhaarige an Viktor gewandt, was mir prompt ein Grinsen aufs Gesicht zaubert.
Dieser brummt nur ein "Okay, dann bis zum nächsten Mal", und geht mit seinem Kumpel im Schlepptau. Ich sehe noch zu, wie die Tür sich mit einem Surren schließt, bevor ich mich wieder in meine Notizen vertiefe.
Es klingelt, die Tür geht wieder auf. Ich sehe hin, vielleicht kommen sie ja doch zurück? Aber stattdessen fährt die Tür nur wieder zusammen. Sind die Teenager immer noch da?
Es klingelt, die Tür geht auf und wieder zu.
Na schön, sie haben es nicht anders gewollt. Genervt stehe ich auf und hole den Besen.

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⏰ Última actualización: Feb 11, 2018 ⏰

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