L O V E R B O Y

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"Loverboy"
[luhv-er boi]
an attractive young man, especially one who is someone's lover

Er ist nicht besonders schnell oder flink.
„Meiner", sagt Cato und dreht sich im Rennen zu uns um. Clove schnauft genervt auf, fängt aber im gleichen Moment, als Cato und ihr Blick sich treffen, zu lachen. Na, dass kann ja noch was werden.  Ich drehe mich kurz um, um zu sehen ob wir noch vollständig sind. Vor einem Felsvorsprung bleibt der Junge hektisch stehen und schaut ängstlich hinter sich. Cato hat ihn mit Clove bereits eingeholt und so ertönt kurz nachdem Marvel, Tresh und ich stehen geblieben sind auch schon die Kanone des Jungen. Cato lacht hämisch und wirft erneut ein Grinsen in Clove's Richtung. Tresh schaut mich fragend an, anscheinend habe nicht nur ich die Verbindung der Beiden bemerkt. „Los, weiter!", richtet sich Cato an uns. „Und noch länger das Lager unbeaufsichtigt lassen, ganz genau", flüster ich vor mich hin. „Was?", bestätigt mir, dass Cato mich sehr wohl verstanden hat. „Das Lager ist unbeaufsichtigt. Während wir hier Tribute suchen, könnten schon längst andere unsere Vorräte geklaut haben", sage ich nun lauter. „Gut, dann kannst du mit Marvel ja zurück gehen und wir kommen später nach." Er blickt zu den anderen. „Okay?" Noch bevor jemand Widerspruch einlegen kann, gibt er Tresh ein Zeichen, dass er ihm und Clove folgen soll. Marvel und ich bleiben alleine stehen und ich richte meinen Blick zu ihm. Auch er wirft mir einen Blick zu und ich muss grinsen. „Weißt du den Weg?", bemerke ich um das Schweigen zu brechen. „Ja, wir sind gar nicht mal so weit vom Füllhorn entfernt", antwortet er mir und deutet mir in eine Richtung.

Die letzen Sonnenstrahlen scheinen noch in die Arena, bevor wir nach guten 20 Minuten an der großen Lichtung mit dem Füllhorn an. „Psst", flüstert Marvel mir zu und deute auf die Person, die sich gerade an unseren Vorräten vergreift. Ich deute auf meinen Bogen und greife im selben Moment schon nach einem Pfeil. Geduckt schleiche ich mit gespannten Bogen ein Stück näher ans Füllhorn ran. Als ich nah genug dran stehe, richte ich mich auf und ziele konzentriert auf die Person.

Man hört nur ein leises Zischen des Pfeiles und kurz darauf ein schmerzhaftes Stöhnen. Die Person geht im Licht des Mondes, der nun über der Arena thront, zu Boden. Kurz darauf folgt das gewohnte Knallen der Kanone. Ich höre Marvel Schritte hinter mir und ein sanftes „Gut gemacht, Gem", bevor wir uns zusammen zu den Vorräten machen. Ich ziehe meinen Pfeil ruckartig aus dem leblosen Körper. „Wir sollten ihn weg schaffen, damit das Hovercraft ihn abholen kann". Marvel nickt und ein paar Minuten später, liegt der Junge auf der anderen Seite des Sees.

Nachdem auch das geschafft ist, bauen wir im Füllhorn drei Zelte auf. „Was glaubst du wie lange sie noch weg sein werden?", frage ich und werfe einen überprüfenden Blick zum Wald. „Ich hoffe nicht so lange, sonst müssen wir die Wache untereinander einteilen", nun senkt er seine Stimme. „Ich hatte gehofft, dass wir zusammen die Wache übernehmen können." Er lächelt mich kurz an. In der Arena müssen wir aufpassen was wir sagen, man kann nie wissen was die Spielmacher sich neues ausdenken. „Dann hoffen wir mal, dass sie bald kommen", flüster ich und mache einen Schritt in das Füllhorn zu Marvel. Um uns nicht auffällig zu verhalten, wenden wir kurze Zeit später unsere Blicke wieder ab.

„Na wenn man vom Teufel spricht", grinse ich ironisch, als ich die Umrisse von Clove und Cato erkenne. Im Hintergrund erkenne ich auch Tresh. „Marvel?" „Mhm", er dreht sich zu mir zum. „Wer ist die vierte Person bei den anderen?" „Bitte, was?" Nun schaut er überrascht zu der vierten Person, die neben Tresh läuft. Man könnte eher sagen, dass sie hektisch hin und her stolpert, um mit den Dreien Schritt halten zu können. Sobald sie auf einer angemessenen Reichweite sind,  fange ich an zu reden. Ich stehe auf, da wir beide bis eben in der Öffnung des Füllhorns gesessen haben. „Wen schleppt ihr da denn mit?" Ich schaue abwechselnd zu Clove und Cato. „Was bringt uns Loverboy?", füge ich mit einem sarkastischen Unterton hinzu, als ich endlich erkenne, dass es Peeta ist.

„Glaub mir, wenn er uns nicht gesagt hätte, dass er wüsste wo Katniss ist-" „-hätte ich ihm schon längst die Kehle augeschlitzt", zischen Cato und dann Clove, die meinen Unterton mehr als deutlich erkannt haben. „Achso, weiß er das oder war es nur eine Ausrede?", meldet sich nun auch Marvel zu Wort. „I-Ich weiß es wirklich. Sie kann nicht weit sein, ich hab ein paar ihrer Fallen gesehen." Halbwegs überzeugt nicken Marvel und ich. „Wie siehts aus mit der Wache?", frage ich nun. „Du hälst mit Loverboy. Jetzt", antwortet mir Cato und  noch bevor ich widersprechen kann schiebt er Peeta in meine Richtung. „Ich halte mit Tresh danach. Clove und Marvel übernehmen die letzte Schicht." Wir nicken.

In dieser Hinsicht hat Cato besser gehandelt als ich es ihm zugetraut hätte. Er vertraut weder Tresh noch Peeta. Er teilt sie unter uns so auf, dass wir ihnen überlegen sind. Also denkt er, zum Glück, dass ich stärker bin als Peeta.

Ich werfe einen genervten Blick zu Peeta, danach schnappe ich mir Pfeil und Bogen. Clove wirft mir ein Messer zu und deutet unbemerkt auf Peeta.

Ich seufze. Wenn keiner ihm vertraut, warum muss er dann ausgerechnet bei uns hängen?

Marvel ist der Einzige, der sich sofort in eines der Zelte verzieht und mich mit meinem Schicksal alleine lässt. Das ist wahre Liebe.

Nach einer weiteren Stunde legt auf Tresh sich schlafen. Wenig später auch Clove und Cato, die in einem Zelt verschwinden, wie ich aus dem Augenwinkel erkenne.

„Also, was läuft da zw-" „Halt den Mund, Loverboy.", unterbreche ich ihn, da ich keine Lust habe, dass so ein Gespräch über vermutlich mich und Marvel in ganz Panem übertragen wird. „Außerdem können wir mal über Katniss sprechen", sage ich, und wirbel das Messer etwas hin und her. „Nein, ich glaube nicht", antwortet er mir dezent. „Du musst früher oder später sowieso über sie sprechen, sonst hast du schneller Catos Klinge in der Brust stecken, als die Sonne erneut untergeht." Ich höre ihn daraufhin nur schlucken.
Die restlichen Stunden unserer Wache wechseln wir kein Wort. Starren beide abwechselnd zum knisternden Feuer, zum Sternenhimmel oder in den Wald, wenn wir denken ein Geräusch gehört zu haben.

„Ach, Peeta, aber du redest doch gerne mit uns, immerhin bist du viel netter als deine Distriktpartnerin", lächel ich ihm zu, als ich hinter uns den Reisverschluss eines Zeltes höre. Cato nickt mir zu und weckt Tresh für seine Wache auf. Ich stehe nun auf und verschwinde im hinteren Zelt in dem Marvel bereits schläft.

Leise schließe ich den Reisverschluss hinter mir und schrecke im nächsten Moment auf, als ich Marvels Stimme höre. „Na, hattest du ein schönes Gespräch mit Peeta?"
„Warst du die ganze Zeit wach?", wende ich mich in seine Richtung und verkrieche mich im Schlafsack. „Ich wollte auf dich warten", flüstert er mir zu und lächelt leicht. „Süß", lache ich gespielt und küsse ihn.
„Ich bin müde und wir schlafen jetzt, immerhin musst du sowieso in ein paar Stunden aufstehen." Ich spüre wie er mir leicht über die Wange streicht. „Gute Nacht", erwidert er mit einem leichten Kuss.

So schlafe ich diese Nacht zum ersten Mal in der Arena ein. Es wird die erste von vielen sein und vielleicht die Einzige, in der wir noch unsere Ruhe haben.

ᴍɪʟʟɪᴏɴ ᴅᴏʟʟᴀʀ ᴄᴏᴜᴘʟᴇ ⏤ the hunger gamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt