Kapitel 21

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POV TAEHYUNG

Jimin ergriff mit seiner freien Hand die meine und führte mich durch die Masse, die ich übrigens überhaupt nicht mochte. Ich roch fremdes Parfüm, wurde angerempelt und trat jemandem auf den Fuß, bis Jimin mich aus den Menschen zog. Leider mit viel Schwung, sodass ich an seinen Körper gezogen wurde. Mit großen Augen sah ich ihn an und wir blieben einige Minuten in dieser Pose, nur um uns anzusehen.

Nur musste mein Magen knurren, sodass Jimin an mir hinab sah und wieder Abstand nahm. Seine Hand ließ meine los, dabei errötete er leicht.
"Dort vorn ist ein Restaurant. Hast du jemals Sushi gegessen?" fragte er, dabei lief er wieder los.
"Su...shi?" murmelte ich leise und folgte ihm einfach in das kleine Gebäude, welches sich als sogenanntes 'Restaurant' herausstellte.

Es war in pastell hergerichtet und überall standen kleine Tische auf den sechseckigen Fließen, die in weiß und pastellblau gehalten waren. Um den Raum herum zog sich eine lange Bank mit Sitzkissen in hellgelb und -grün, was sehr entspannend aussah. Dazu waren die Wände mit weißem Holz getäfelt und auch mit Bildern und Lichteketten behangen.
"Guten Tag! Bitte setzten Sie sich, Sie können einen Platz am Fenster haben. Wir haben heute alles frei!" begrüßte uns der Kellner. Seine Grübchen ließen ihn sehr sympatisch aussehen. Als er mich jedoch erblickte, erstarrte sein freundliches Gesicht. Angst und Misstrauen spiegelte sich in seinen Augen wieder
"Vielen Dank" erwiederte Jimin und ließ sich auf einem Stuhl nieder, damit ich auf die Bank konnte. Seine Tüte stellte er neben sich ab.
"Entschuldigung. Hier ist die Karte".
Der Kellner reichte uns zwei in Leinen gebundene Karten, die einen beigen Farbton hatten. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit lag bei mir. Jimin erkannte die für mich unangenehme Situation, als ich meine Hände zwischen den Beinen versteckte.
Er räusperte sich.
"Ich hätte gern einen Kaffee. Willst du ein Wasser?" fragte er mich und ich nickte schwach. Der Kellner verbeugte sich und verschwand durch weiße Türen zur Küche. Eine hysterische Stimme drang heraus.
"Aiiiish, zu viel Sesam!"

"Tae, ist alles in Ordnung?" fragte Jimin besorgt und beugte sich über den Tisch. Draußen begann es zu regnen.
"Tae?!" Jimins Stimme klang fast panisch. Es regnete stärker.
"J-jimin..." hauchte ich und spürte wie eine heiße Träne aus meinen Augen trat, "Dieser Mann...er hat mich hier her gebracht...".

Meine Stimme versagte fast. Ich erinnerte mich vage an den Abend. Damals war ich aus dem Wald getreten, um den aufgehenden Mond anzusehen. Ich saß nur unter einem Baum, genoss still die sommerliche Wärme, horchte auf der Blätter Rauschen, dann spürte ich einen Schmerz an der Schulter. Benommen drehte ich noch den Kopf, sah etwas buntes in meiner Haut stecken, und wie sich ein grüner Haarschopf über mich beugte, dann kippte ich zur Seite...

"Tae...weine nicht!"
Auch Jimin war komischerweise den Tränen nah und ich sah zu wie sich seine Hand meiner Wange näherte. Dann spürte ich, dass sein Zeigefinger meine Träne wegwischte. Ich sah ihm in die Augen, als er kurz zurück schreckte.
"D-deine Augen..." hauchte er, dann wurden wir unterbrochen.
"Ein Kaffee und ein Wasser. Haben Sie bereits gewählt?"
"Zwei mal Menü 4, bitte".
Jimins Stimme klang monoton, was ich nicht deuten konnte.
Die Zeit verstrich und wir sahen uns nur an, während es draußen regnete. Warum war ich traurig? War es wegen des grünhaarigen Kellners? Wegen Jimin? Wegen meinem Zuhause?...welches Zuhause?
Unser Essen wurde serviert und ich lernte, was Sushi war und wie man es aß. Jimin hielt die ganze Zeit Augenkontakt, als würde er etwas suchen. Und der Regen hörte nicht auf.

"Es gibt Momente, wo die Menschen Regen mögen. Ich persönlich finde ihn sogar romantisch" meinte Jimin und lächelte über seine eigenen Worte. Er wollte mich ablenken: dieser Kellner hatte mich in die Stadt verschleppt. Dazu: konnte er Gedanken lesen?
"Regen muss nicht immer Trauer bedeuten, weißt du?"
Er hob seinen Blick, dabei schob er sich ein Stück Sushi zwischen die plumpen, roten Lippen.
"...wovon redest du?" fragte ich leise.
"Von dir. Ich rede von dir. Und vom Regen".
Jimin lächelte leicht, dann strich er durch das silberne Haar.
"Ich habe dich schon verstanden. Ich frage nur wegen der Bedeutung" erwiederte ich und legte die Essstäbchen zur Seite, um einen Schluck Wasser zu nehmen.
"Wenn du traurig bist, regnet es. Ich weiß nicht genau, warum du traurig bist, aber ich bin froh, dass du hier bist. Bei mir" sagte Jimin und sah auf seinen Teller. Ich lächelte leicht.
"Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe und niemand anderen".
Jimin hob erstaunt den Blick und legte seine Hände auf den Tisch, die er angespannt hatte.
"Wirklich?" fragte er hoffnungsvoll und ich spürte, wie ihn Glück durchströmte.
"Ja...hier, ich zeige es dir" hauchte ich zurück und ergriff sanft seine Hand...

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Es tut mir leid, dass ich nicht geupdatet habe, aber ich hab nur wenig vorgeschrieben 🤐
In den Ferien habe ich hoffendlich mehr Zeit zum Schreiben~~
Bb ~wolvscalligraph

Starsouls {VMIN}Where stories live. Discover now