108. Kapitel

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Eleanor

Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über das Kleid. Mein Verlobungsring funkelte im Licht und rief die wunderschönen Erinnerungen an Amsterdam wieder auf. Es war gerade einmal ein halbes Jahr her, als Louis vor mir gekniet hatte und um meine Hand angehalten hatte. In dieser Zeit war so viel passiert. Ich war bei Louis eingezogen und April – unsere wunderschöne, süße und neugierige Tochter – durfte das Licht der Welt erblicken.

Sanft fuhren meine Finger die einzelnen Stickereien nach und ich atmete tief durch. Nicht dass ich mich beruhigen müsste – ich konnte es kaum erwarten, Louis endlich als meinen Mann für mich zu haben – was mir viel mehr Sorgen machte, waren die ganzen anderen Menschen, die anwesend sein würden. Louis und ich waren heute der Mittelpunkt der ganzen Veranstaltung. Und genau das machte mich so nervös. Mein Verlobter mag es zwar gewöhnt sein, aber selbst nach den Jahren war ich es immer noch nicht.

Ich mochte es noch immer nicht in der Öffentlichkeit oder in der Aufmerksamkeit aller zu stehen, doch an unseren Hochzeitstag konnte ich es nicht wirklich ändern. Durch Louis Bekanntheitsgrad, kannte er sehr viele Leute, die er unteranderem in den vergangenen Jahren auch schätzen und lieben gelernt hatte und sie somit einladen wollte. Es war in Ordnung, nur musste ich mich nun zusammenreißen und versuchen in die anderen auszublenden. Denn schließlich ging es um Louis und mich und unsere Liebe zu einander. Nichts anderes zählte an diesen Tag.

Kurz erlaubte ich es mir, meine Gedanken schweifen zu lassen und dachte an den Tag im Standesamt zurück. An diesen Tag waren nur unsere Eltern anwesend gewesen. Ich hatte es genossen, denn dort hatte ich nicht das Gefühl gehabt beobachtet zu werden. Ich hatte eine Blase erschaffen in der nur Louis und ich existiert hatten. Das Gefühl, als der Papierkram erledigt war und wir in den Armen unserer Familie aufgenommen worden – auch wenn nicht alle anwesend gewesen waren – war ein unbeschreibliches Gefühl. April, wie sie auf den Armen von Jay lag und die ganze Prozedur verschlief, brachte mir immer noch Tränen der Liebe in die Augen. Dieses Ereignis würde ich nie vergessen. Auch wenn so wenig Personen – und vielleicht gerade deswegen – anwesend gewesen waren, war es sehr berührend und emotional für mich gewesen. An diesen Tag war ich nicht die Einzige, die vor Glück, Freude und Liebe geweint hatte. Auch als sich unsere Lippen zum entscheidenden Kuss berührt hatten und ich Louis starke Arme um meinen Körper gespürt hatte, konnte ich mich sicher fallen lassen.

Ein Laut, welches nur von April kommen konnte, riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu Jay und meiner Mutter um, die auf dem Sofa, welches in diesen Raum stand, saßen und auf meine Tochter aufpassten. Sie unterhielten sich leise und sahen dabei das Kind in ihren Armen an. Es war so ein schöner Anblick. Doch ich durfte heute nicht schon wieder in Tränen ausbrechen. Louise war so vorausschauend, dass sie mir wasserfestes Make-up auf mein Gesicht aufgetragen hatten, doch so ganz traute ich der Sache nicht.

Und dann schweiften meine Gedanken wieder zu meiner Tochter, wie vierundzwanzig Stunden, sieben Tage, die Woche. Die Zeit verging wie im Flug. Kaum hatte man es sich versehen, schon war April seit einen Monat auf dieser Welt. Es war Wahnsinn wie schnell sie gewachsen und sich ihre Züge in so kurzer Zeit verändert hatten. Ihre Wachphasen sind deutlich länger geworden, sodass wie immer mehr von ihrer Umwelt entdecken konnte. Sie liebt es, wenn sie ihren Kopf auf die Schulter von Louis oder mir legen konnte. Wenn man April auf den Boden ablegte, strampelt sie schon ordentlich mit ihren Beinen. Den Kopf kann sie sogar in Bauchlage schon fast vollständig anheben. Als ich ihre ersten Versuche gesehen hatte, war ich aufgesprungen und habe mich so für sie gefreut. Der Stolz der mich zu diesen Zeitpunkt erfasst hatte, war unbeschreiblich groß gewesen und als ich Louis daraufhin sofort angerufen hatte, war er doch tatsächlich in Tränen ausgebrochen. Bis heute konnte ich seine Reaktion immer noch nicht ganz glauben. Und da glaubte einer, Männer könnten keine Gefühle zeigen...

Together - ElounorWhere stories live. Discover now