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Am nächsten Morgen saß Lena wieder mit Pierce und Bucky am Tisch. Dieses mal lächelte sie nicht. Dafür hatte sie keinen Grund. Im Radio hatte sie von den Ereignissen gehört. Alle Schüler waren tot. Zwei Lehrer überlebten. Auch das Essen rührte sie kaum an, weshalb sie sich kaum etwas aufgetan hatte, damit es nicht auffiel. 

"Das hast du gut gemacht. Vielleicht bist du bald ein genauso guter Soldat wie er", sagte Pierce und deutete auf Bucky. Das war sie bereits. Und Pierce wusste das. Doch sie wollte es nicht sein. Sie hatte abgeschätzt. Das Leben von Millionen gegen das von einigen hundert. Vielleicht lag sie falsch. Vielleicht hätten sie ihre Pläne nicht geändert. Doch sie konnte nicht riskieren, dass es so gekommen wäre. 

Lieber zog sie den Hass auf sie. Sie könnte lügen und sagen, sie sein unter Kontrolle gewesen. Vielleicht würden es ihr einige glauben, doch die Öffentlichkeit? Niemals. Die glaubte nur, was sie glauben wollte. Und verübeln konnte sie es ihr nicht. Doch sie würde Pierce zeigen, was sie von HYDRA hält. Denn er würde mit Bucky vor ihr gehen. 

Nach dem Essen stand Training für sie an. Bucky schloss die Tür des Raums und sah Lena an. "Gestern habe ich dich allein gelassen. Du wolltest niemanden sehen. Jetzt rede. Wie geht's dir?", wollte er wissen. Sie nahm sich stumm den Stab. "Gut", antwortete sie. Und es war wahr. Sie hatte keine Träne vergossen. Nur schlafen viel ihr schwer. 

Wer gesagt hatte, es macht einen Unterschied, ob man einen Menschen oder hunderter tötet, der hatte recht. Es kam einem selbst unwirklich vor. Als wäre es nie passiert. Oder als hätte nicht sie selbst, sondern jemand anderes getan. Vielleicht verdrängte sie es, bis alles vorbei war. Möglicherweise würde sie dann zusammenbrechen. 

Aber dann hatte sie auch die Zeit dazu. Jetzt konnte sie das nicht. Sie musste wachsam sein. Ihre Rolle vor Pierce spielen. Er musste ihr glauben. Solange wie nur möglich. Es war unwichtig was er dachte, wenn Natasha und Fury sich um ihn kümmern. Ob er dann wusste, dass sie es ihnen verraten hatte. Was zählt war, was er gerade dachte. Sie musste wissen, ob es noch weitere Pläne gab. Er musste ihr nicht nur glauben, nein Pierce musste ihr vertrauen. 

Bucky nickte. Doch es schien nicht, als würde er ihr glauben. Das musste er nicht. Stumm begannen sie dann zu trainieren. Erst mit dem Stab, dann zeigte er ihr ein paar Nahkampftechniken. "Warum zeigst du mir das?", wollte sie verwundert wissen. "Weil du wissen musst, wie ich kämpfe", erklärte er. 

Fragend machte sie sich einen Zopf. Wieso musste sie das wissen? Er seufzte. "Du weißt, wieso." Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie wusste es nicht. "Weil sie mein Hirn frittieren werden, bevor all das losgeht", erklärte er. Sie verstand das nicht. Wieso sollten sie das machen? Er spielte seine Rolle perfekt. 

"Es ist für sie am besten, ich habe keinerlei Gefühle, Lena." Während er das sagte, kam er einige Schritte näher. "Und du könntest hinderlich dabei sein." Jetzt stand er ihr so nah, wie noch nie. Sie konnte seinen Atem an ihrem Kopf spüren. Dass es zwischen beiden eine Anziehung gab, konnte sie nicht leugnen. 

Und das hatte sie von Anfang an nicht. Sie fand ihn attraktiv. Nicht nur das, nein, er war heiß. Aber sie hatte sich auf andere Sachen zu konzentrieren und würde das beiseite schieben. Vorerst. "Wieso?", wollte sie dann wissen. "Pierce ist nicht entgangen, dass ich in deinem Raum war. Die halbe Nacht", erklärte er dann. "Und wie lange unsere erste Trainingsstunde gedauert hatte."

Ersteres konnte Lena kaum bestreiten. Doch bei letzterem konnte sie es. "Die Trainingsstunde hat aus anderen Gründen lange gedauert", erinnerte sie ihn und er nickte. "Aber Pierce weiß das nicht." Ohne es zu wollen, glitt ihr Blick zu seinen Lippen. Und sie konnte ihre Augen davon nicht lösen.

Sie wollte ihn küssen. Nie hatte sie gezögert, wenn es um Männer ging. Oder Frauen. Aber jetzt tat sie es. Auch wenn sie wusste, dass er es wollte. Wenn sie das zuließ, könnte sie abgelenkt sein. Oder ihre Rolle vielleicht nicht mehr richtig spielen. Und das musste sie. Sie musste die Lüge aufrecht halten. 

Dennoch ließ sie zu, dass sie seine Lippen auf ihre legten. Und dass sie den Kuss erwiderte. Seine Arme legten sich um sie und er zog sie näher an sich heran. Wenn das möglich war. Nun ging auch sie vollkommen auf den Kuss ein und legte ihre Arme um seinen Hals. Sie hatte schon viele Menschen geküsst. Doch nichts war mit diesem Kuss zu vergleichen. Nichts in ihrer Vergangenheit. 

Später am Abend saßen sie wieder in ihrem Zimmer. Er erzählte ihr von seiner Sicht des Krieges. Jedenfalls das, woran er sich erinnern konnte. Wie er Steve immer Rückendeckung gab. Sie genoss seine Erzählung. Zudem war es interessant, auch einmal die andere Seite kennenzulernen. 

"Die kurzen Haare standen dir", sagte Lena, als sie darüber sprachen. Sie wusste nicht, wie genau seine Haare ihren Platz in diesem Gespräch gefunden haben. Aber sie erinnerte sich noch daran, wie er mit kurzen Haaren aussah. Jünger. Obwohl sie ihn damals meist nur auf den schwarzweiß Bildern gesehen hatte. 

Nur einmal im Forschungslabor von HYDRA. Und im Zug. Nur da hatte sie ihn persönlich getroffen. Und das letzte mal endete in einer Katastrophe, die sie nicht wollte. Als er aufstand, saß sie gerade an die Wand gelehnt und hatte ihre Füße angezogen. Doch sie kam dennoch sehr schnell hoch. 

"Geh nicht", sagte sie und hielt seine Hand fest. "Ich will nicht, dass du alles vergisst", fuhr sie fort und legte ihre Hand an seine Wange. "Und ich will nicht gegen dich kämpfen." "Das will ich auch nicht", meinte er. "Aber wir haben keine Wahl." Bucky lehnte sich nach vorn und drückte ihr einen kurzen aber sanften Kuss auf die Stirn. 

Doch sie schüttelte den Kopf. "Wir könnten gehen", sagte sie. "Jetzt kneifst du?", wollte er wissen und hob eine Augenbraue. "Wenn wir gehen, kannst du die Unterlagen nicht durchsuchen. Und das Quartier in die Luft jagen", sagte er dann. Das wusste Lena. Doch das war ihr egal. Sie wollte nicht, dass er alles wieder vergaß. 

Und das sagte sie ihm erneut. Nun nahm er ihren Kopf in seine Hände. "Dann musst du mich erinnern, Magdalena Parrish." Mit diesen Worten küsste er sie erneut, bevor er den Raum verließ. Einige Minuten stand sie da und sah ihm nach. Sie würde Pierce umbringen, wenn er am Ende noch lebte. Ihn jagen und umbringen. 

 

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