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Zitternd saß ich auf einem Hocker an der Theke und hielt meine Tasse Tee fest in meiner Hand. Ich war sehr traumatisiert gewesen, als meine Eltern in den Laden kamen und sahen, was er angerichtet hatte. Ich musste ihnen ins Gesicht Lügen.

»Und als Sie heruntergekommen sind, war er schon weg?«, hörte ich einen der zwei Polizisten fragen. Müde drehte ich mich zu diesem und traute mich nicht in seine Augen zu schauen, weswegen meine Augen immer noch an meinem Tee haften blieben.

Schließlich würde ich ihn anlügen müssen. »Ich bin wach geworden, weil die Alarmanlage angegangen ist. Ich bin dann runter gegangen und habe das entdeckt«, murmelte ich und stand auf. Ich schaute zu meinen Eltern, erkannte, dass sie in den Safe schauten, um festzustellen, dass nichts mehr in diesem drinnen war. Er hatte uns alles genommen. Und ich konnte noch nicht einmal zugeben, dass ich genau wusste, wie dieses Monster aussah.

Man erkannte die Enttäuschung förmlich schon in ihren Gesichtern. Während ich noch weiter befragt wurde, schrieben sich die Polizisten alles auf ihre Notizbücher.

»Mom, Dad... Mia«

Ich hörte lautes Atmen und schaute auf. Mein Bruder Lucas stellte gerade seinen Rucksack ab und schaute sich die Schäden an.

»Sobald wir mehr haben, werden wir uns melden. Die Spurensicherung kommt im Laufe des Tages, bitte fassen Sie bis dahin nichts an«

Die Polizisten verabschiedeten sich mit diesen Worten und Lucas setzte sich entsetzt neben mich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon kurz vor sieben war und wir seit zwei Stunden hier saßen. Gleich hätte ich Schule, war müde und fühlte mich schlecht. Aber ich glaubte jedes Wort seiner Drohung und diese würde die nächsten Wochen, wenn nicht Monate in meinem Kopf herumschwirren.

»Geht es dir gut?« Mein großer Bruder schaute mich besorgt an, doch auch ihn musste ich wohl oder übel anlügen. »Alles bestens. Ich gehe mich für die Schule fertig machen«

Ich stand auf, doch er hielt mich an meinem Arm fest.

»Du siehst müde aus, Mia. Vielleicht solltest du doch hier bleiben und dich für heute ausruhen«

Sein besorgtes Gesicht wurde ernst.

»Mir geht es gut«, hauchte ich leise und ging an ihm vorbei in mein Zimmer. Ich nahm mein Handy in die Hand, griff nach meinem Rucksack und ging schnell durch die Hintertür raus.

Als ich in der Schule angekommen war, warteten meine besten Freunde Shawn und Alvia am Eingang. Ich kannte Alvia seitdem ich denken konnte, sie war schon seit Kindheitsjahren meine beste Freundin und wusste alles von mir. Wir lernten Shawn zusammen in der fünften Klasse kennen und waren seitdem, wie Alvia immer sagte, die coolste Gruppe auf der ganzen Schule.

»Du scheinst wirklich wenig geschlafen zu haben«, stellte Alvia grübelnd fest und Shawn nickte.

»Ich muss mit euch reden«, sagte ich leise und wir gingen hinein. »Wir haben die ersten beiden Stunden frei, Mathe fällt by the way aus, sollen wir uns in die Cafeteria setzen?«, fragte sie.

Nickend setzte ich mich schon hin und sie setzten sich zu mir. Ich war so verplant gewesen, dass ich nicht auf meinen Online-Stundenplan geschaut hatte. Ich hätte Zuhause bleiben können. Aber wollte ich das? Oder war es doch besser, dass ich dieser schlimmen Situation entfliehen konnte?

Ich erzählte ihnen das, was passiert war. Ich hielt es neben meinen beiden besten Freunden keine Sekunde aus. Ich konnte nicht lügen. Die Worte sprudelten aus mir heraus, genau wie die Tränen, die ich im nächsten Moment vergoß.

»Eingebrochen?«

Alvias Augen weiteten sich.

»Ich.. bin in der Nacht runter gegangen und habe.. habe ihn gesehen und.. und er hat mir eine Waffe an den Kopf gehalten und hat mir gedroht ich.. ich weiss nicht weiter. Ich habe alle angelogen. Er will ihnen was antun wenn ich sage wie er aussieht«

Ich legte voller Verzweiflung meinen Kopf in meine Hände und wusste nicht mehr weiter. Ich wusste er hatte mir mehr als nur deutlich gemacht, es Niemandem zu sagen, doch ich würde durchdrehen, wenn ich dieses Geheimnis mit mir tragen musste. Außerdem erkannten sie es sofort, wenn ich sie anlog.

»Du musst das der Polizei sagen«, kam es aus Alvia geschossen. »Nein! Ich wäre nicht dafür. Ich meine.. Seine Drohung war doch klar oder?«, konterte Shawn und auch ich war irgendwie auf Shawns Seite.

»Wie sah er denn aus?«, fragte Alvia neugierig und trank einen Schluck von ihrem Kakao. »Er.. Er hatte braune Augen, schwarze Haare..«

Shawn klappte sein Buch auf. Er schien nicht mehr wirklich zuzuhören.

»Das könnte Jeder gewesen sein«

Er schüttelte seinen Kopf und fing an auf seinem Heft seine nicht gemachten Hausaufgaben zu machen.

»Tattoos, Er hatte Tattoos« Alvia wurde ganz Ohr.

»Ein Tattoo am Nacken.. es fängt an der Schulter an und geht an der rechten Seite seinen Nacken hoch bis.. bis zum Ohr«, seufzte ich und Alvia zückte sofort ihr Handy.

»Hatte er auch einen Vogel am Hals tätowiert?«

Sie machte große Augen und schien etwas gefunden zu haben.

»Ja.. ja ich glaube schon. Alvia nein ich weiß es nicht, denkst du ich habe darauf geachtet, was er am Hals hatte während er gerade unseren Laden ausgeraubt hat?«, merkte ich verzweifelt an doch bekam keinerlei Aufmerksamkeit von meiner besten Freundin, welche gerade auf ihr Handy starrte. Im nächsten Moment hielt sie mir das Handy vor meine Nase und meine Augen weiteten sich.

»Du kennst den Typen nicht?«, fragte Alvia mich. Shawn schaute nicht einmal drauf, was mich leicht verwunderte. Ein Blick auf ihr Handy verriet mir, dass er es tatsächlich war. Sofort machte sich die Angst breit, wie heute Nacht, denn er war es tatsächlich. Ich zog ihr Handy näher zu mir.

»Der Typ ist vor drei Tagen aus dem Gefängnis rausgekommen. James Lockwood. Hast du echt nichts mitbekommen? Er war damals auf unserer Schule, aber schon in der zwölften Klasse sogar in einer Stufe mit deinem Bruder Alex, weißt du das echt nicht mehr?«

Ich schüttelte den Kopf, doch langsam machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit.

»Diese Alice!! Er soll sie doch damals umgebracht haben«, meinte meine beste Freundin und nun mischte sich auch noch Shawn ein.

»Das war er bestimmt nicht Alvia«, antwortete dieser nur mit einer abweichenden Handgeste. »Du mach deine Aufgaben. Mia weiß schon, was sie gesehen hat«

Ich schaute ihn mir genau an und die ganze Szene von heute morgen erschien vor meinem inneren Auge. Seufzend trank ich weiter meinen Kakao, denn zur Polizei gehen oder es Jemandem sagen konnte ich nicht.

criminally in love | ✔️Where stories live. Discover now