15. Kapitel: Kannst du vorbeikommen?

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„Bist du sicher, dass es die richtige Entscheidung war, Benedict einfach gehen zu lassen?", fragte ich, als Tom an der nächsten bereits roten Ampel anhielt und erneut zu mir rüber sah.

„Ja, da bin ich mir sicher", entgegnete er wieder. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn das fragte und dennoch blieb er mir gegenüber freundlich und liebevoll.

„Und bei dir hat er sich auch immer noch nicht gemeldet?", bohrte ich dennoch weiter, während ich nervös meine verschwitzten Handflächen aneinander rieb und zurück in das rote, grelle Licht der Ampel starrte.

„Hat er nicht, nein", antwortete Tom schlicht und schaltete wieder in den ersten Gang, als die Ampel endlich wieder auf grün umsprang. Bevor er schließlich losfuhr und den Blick von mir löste sah ich aus den Augenwinkeln, dass er lächelte. Wie konnte er in dieser Situation bloß lächeln? Machte er sich etwa keine Sorgen um seinen Freund?

„Du sagst es mir aber, sobald du etwas von ihm hörst, ja?"

„Werde ich, aber vermutlich fragst du mich das in den nächsten zehn Minuten sowieso noch mindestens drei Mal oder?", witzelte er und spielte damit klar auf mein Verhalten der letzten Stunden an. Meine Wangen fingen sofort an zu glühen, aber glücklicherweise sah er das in seinem dunklen Wagen ja nicht.

„Es tut mir leid, Tom. Mich macht diese Warterei nur ganz nervös", gestand ich und holte erst einmal tief Luft, allerdings half das leider nur sehr begrenzt.

Schließlich zwang ich mich dazu, einfach mal meine Klappe zu halten und somit auch Tom neben mir eine Pause zu gönnen. Bestimmt ging ich ihm schon gehörig auf den Keks und er bereute es längst, dass er mir angeboten hatte, mich zu so später Stunde noch zurück ins Hotel zu bringen. Ich ließ mich etwas mehr in den angenehmen Ledersitz sinken, drehte den Kopf so, dass Tom mein Gesicht nicht mehr sehen konnte und erlaubte mir zum ersten Mal an diesem Abend, eine stille Träne meine Wange hinabgleiten zu lassen. Es war die Hölle, weil ich zu niemandem wirklich ehrlich sein konnte. Ich hatte Tom im Laufe des Abends zwar grob erzählt, wie wir uns kennengelernt hatten, weil er mich erneut danach gefragt hatte, wenn vermutlich auch nur, um mich abzulenken, allerdings konnte ich ihm ja schlecht erzählen, dass Benedict längst mehr für mich war als einfach nur ein Freund. Er bedeutete mir so viel und es fraß mich förmlich auf, dass ich mit niemandem darüber sprechen konnte. Es fraß mich auf, dass Benedict womöglich nie mehr etwas mit mir zu tun haben wollte, weil ich ihm das mit Lauren nicht einfach früher erzählt hatte. Bevor ich mich doch noch gänzlich den sich angestauten Tränen hingab, versuchte ich hastig an etwas anderes zu denken. Ich wollte nicht, dass Tom mich so sah. Noch peinlicher musste es ja nun wirklich nicht mehr werden. Schützend schlang ich mir die Arme um meinen Körper und schloss für einen Moment die Augen. Meine stille Träne war längst versiegt.

„Du magst ihn wirklich gern oder?", durchbrach die warme Stimme von Tom meine düsteren Gedanken, der ebenfalls für ein paar Augenblicke geschwiegen hatte, bei dieser Frage aber wieder kurz auf meine Seite sah – länger, als mir lieb war. Wieder umspielte dieses Lächeln seine Lippen, als ich ihn dieses Mal direkt ansah.

„Er ist ein guter Freund", antwortete ich schulterzuckend, weil ich nicht genau wusste, was er auf diese Frage hin nun von mir hören wollte.

„Ich habe nicht gefragt, ob er ein guter Freund ist. Ich habe gefragt, ob du ihn gernhast, Melanie", meinte Tom kryptisch und verwirrte mich mit seiner Betonung.

„Ich... hab ihn gern, ja", erwiderte ich unsicher, doch Tom schüttelte sofort lachend den Kopf.

„Mel, ich will von dir wissen, ob du dich in Benedict verliebt hast. Allerdings glaube ich, dass ich die Antwort darauf längst habe", erklärte Tom immer noch lächelnd, während mir das Blut in den Adern gefror und ich merkte, wie mein gesamter Körper stocksteif wurde.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Where stories live. Discover now