22. Kapitel: Wie konnte das nur passieren?

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Als ich wenig später Benedicts tapsende Füße auf den Fliesen im Flur wahrnehmen konnte, zog ich mir die Decke intuitiv noch ein ganzes Stück weiter nach oben, bis sie unmittelbar an meinem Kinn anlag. Lächelnd tauchte Ben nun wieder mit zwei sprudelnden Gläsern Wasser in seinem Schlafzimmer auf, kam auf mich zu und wollte mir meines reichen, jedoch rührte ich mich nicht. Mein armes Herz schlug mir bis zum Hals und die dämlichen Kopfschmerzen machten das nicht gerade besser. Ich hatte Angst mich vor ihm zu zeigen, auch wenn es albern war, nachdem er alles – wirklich alles – schon gesehen zu haben schien. Benedict zögerte noch kurz und hielt mir auch weiterhin das Glas entgegen, bis er zu begreifen schien, dass ich mich tatsächlich keinen Millimeter rühren würde. Schlussendlich stellte er es immer noch gequält lächelnd auf dem Nachttisch auf meiner Bettseite ab und ging dann zurück auf seine Seite.

„Danke", murmelte ich matt, während ich düster das sprudelnde Wasser begutachtete und dann spürte, wie sich Benedict behutsam wieder neben mir im Bett niederließ – mit einem gehörigen Abstand.

„Du solltest das schleunigst trinken", riet mir Ben sanft, nachdem ich gehört hatte, wie er wohl sein eigenes Glas auf einen Schlag hin geleert hatte.

Er hatte ja recht. Tunlichst darauf bedacht, dass die Decke nicht doch rutschte, gab ich mir einen Ruck, setzte mich vorsichtig auf und griff nach dem Glas, welches ich sogleich beinahe gierig an meine Lippen ansetzte. Hoffentlich würde mir das schleunigst helfen klarer zu denken. Ich wagte es nicht zu Benedict hinüberzusehen, auch wenn ich ganz genau wusste, dass er mich ansah. Das Lächeln schien mittlerweile allerdings seinen Zügen entwichen zu sein. Unwillkürlich wanderten meine Gedanken zu dem gestrigen Abend und der damit verbundenen Nacht zurück. Wieso war ich aber auch auf diese super bescheuerte Idee gekommen mich zu betrinken und nicht einfach zu gehen, als Tom mich eiskalt hintergangen hatte?

„Worüber denkst du nach?", fragte Benedict sanft, nachdem wir uns bereits einige Augenblicke einfach nur angeschwiegen hatten und wir beide nur der Stille im Raum lauschten. Es musste noch sehr früh am Morgen sein, denn nicht einmal von außerhalb des Hauses drangen irgendwelche Geräusche an meine Ohren.

„Darüber, dass wir hier gerade in dem Bett liegen, in dem du immer mit Lauren gelegen bist und ihr süße, belanglose Dinge ins Ohr geflüstert hast", offenbarte ich ihm frei heraus, ohne vorher nochmal genauer darüber nachzudenken. Ich erschreckte mich zugegebenermaßen ziemlich, als ich begriff, was ich ihm da gerade an den Kopf geworfen hatte, allerdings war es ja eigentlich auch nichts außer der Wahrheit. Benedict stöhnte hörbar angespannt auf und als ich doch endlich einen richtigen Blick auf ihn riskierte, hatte er sich zurück in die weichen Kissen fallen lassen und starrte verloren an die Decke des Raumes.

„Es tut mir leid, Ben, aber ich weiß langsam wirklich nicht mehr, was ich davon halten soll. Von all den Signalen, die du mir sendest", erklärte ich hastig, widerstand dem Drang doch noch einfach aufzuspringen und zu gehen und sagte auf uns und das Bett gestikulierend weiter: „... Was ich hiervon genau halten soll."

„Lass uns reden", wiederholte Benedict schlicht darauf, tat es mir gleich und setzte sich etwas weiter auf, allerdings schien es ihn dabei nicht zu stören, dass dadurch sein kompletter Oberkörper sofort wieder entblößt wurde. Eilig sah ich weg.

„Okay, aber kannst du dir bitte... etwas anziehen?", bat ich ihn nervös, hörte dann aber, dass er umgehend aufstand und seinen Schrank zu öffnen schien.

„Hier, für dich", meinte er zurück auf dem Bett und in ein graues Shirt gehüllt, während er mir ein weiteres entgegenhielt. Offensichtlich wusste er auch nicht genau, wo meine Klamotten abgeblieben waren. Dankbar nahm ich es entgegen und fühlte mich damit umgehend wohler.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Where stories live. Discover now