• Du bist nicht allein •

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Schweigen brach über uns. Stille erfüllte die Straßen und auch mich. Erfüllte meinen ganzen Körper. Mein Herz sagte mir das ich das richtige getan hatte jedoch sprach mein Verstand eine ganz andere Sprache. Er musterte mich aus seinen eiskalten blauen Augen ehe er abermals ansetzte. Die darauf folgenden Worte erschütterten mich und ließen mich abermals wie ein kleines Kind anfangen zu weinen. Jedoch nicht aus Trauer. "Ich denke nicht das du krank bist. Das würde ich niemals, Claire. Das Herz führt dich zu der Person die du liebst und in der Liebe gibt es keine Regeln. Ich möchte das du weist das jemand hinter dir steht. Jemand der für dich da ist und dir in dieser Zeit hilft. Du bist so ein außergewöhnlicher Mensch. Aber ich denke auch das die anderen das nicht so sehen werden. Ich werde dir helfen. Scheiss egal was passiert. Auf mich kannst du dich verlassen."

Genau das hatte er zu mir gesagt und genau das ließ mich weinen. Weinen vor Freude. In dem Wissen nicht allein zu sein. Nicht den Problemen auf Leib und Verderb ausgeliefert zu sein. Zu wissen das jemand da ist dem ich vertrauen kann. Mein Körper wurde erfüllt von Wärme und Erleichterung. Große Erleichterung. Anthony drückte mich an sich. Nah an seine Brust. "Ich bin da, Claire. Und ich werde nicht gehen."

Tief krallten sich meine Nägel in sein Bizeps. Er ließ mich weinen und hielt mich die ganze Zeit über. Solange bis ich mich beruhigt hatte und meine Tränen versagten. Kann sein das es an seinen Worten lag oder meine Augen einfach keine salzige Flüssigkeit mehr von sich geben konnten. Vielleicht aber auch an dem Klingelton seines Handys. Entschuldigt sah er mich an und löste seine Arme von meinem Körper um sein Smartphone aus seiner Jeans zu holen. Überraschende Kälte überzog meine nackten Arme. Seine Körperwärme fehlte. Diese Wärme die mir in dieser Situation solch einen Halt gaben. Mich tröstete. Aus geschwollenen Augen beobachtete ich Anthonys Gestalt, wie die Sonnenstrahlen sich in seinem Haar verirrten und nicht mehr rauszufinden schienen, während seine Worte die aufkommende Stille brachen.

"Ja?" - "Ich weis das er kein Geld hat."

Angestrengt massierte er sich mit der linken Hand die Schläfe ehe er nach einer kurzen Pause weiter sprach.

"Du weist was zu tun ist."

Nach diesen Worten nahm er das Mobiltelefon von seinem Ohr und steckte es wieder tief in seine Tasche. Aus besorgten Augen sah er mich an.

"Willst du heute bei mir schlafen?"

"Aber ich muss morgen in die Sch-"

Ein Finger fand sich auf meinen Lippen wieder.

"Scheiß drauf."

Aus großen Augen sah er mich an ehe ich geschlagen nickte. Nun ja, geschlagen konnte man es nicht nennen. Er musste mich ja nicht einmal überreden. Anthonys Gegenwart tat mir gut. In diesem Moment sogar mehr wie die von Shane. Ich wollte ihn nicht sehen. Es würde nur schmerzen zu wissen das ich die Schuldige war. Diejenige die sein ganzes Leben zerstört hatte. Das Wissen das in 3 Tagen alles vorbei war brachte mich um und ich wusste das es mich nur quälen würde in seiner Nähe zu sein. Noch dazu gab es keine Garantie Ralley nicht über den Weg zu laufen. Und das war es wovor ich noch mehr Angst hatte. Ich wusste das ich mich mit meinem Schicksal zufrieden geben musste. Ein zurück gab es nicht. Und leider wusste ich, besser wie kein anderer, wie meine Zukunft in den nächsten Tagen aussehen würde.

Arm in Arm liefen wir die verlassene Seitenstraße entlang und bogen in diese von Anthonys Haus. Ich war zu abgelenkt um auf den Fakt zu achten das seine Eltern nicht da waren. Ich sie eigentlich noch nie gesehen hatte. Noch nie irgendjemand gesehen hatte. Eigentlich hätten da schon meine Alarmglocken schrillen sollen. Eigentlich hätte ich es jetzt schon bemerken sollen. Das war jedoch nicht der Fall. Ich lief über die Türschwelle in das große Haus und streifte meine Schuhe von meinen Füßen. Anschließen folgte ich ihm in die Küche und ließ mich auf einen der Barhocker nieder.

SiblingWhere stories live. Discover now