Hör zu James✔

10. Lina

Ich versuche mich an Leonas Worte zu halten und den Player so gut es geht weiter zu hören, doch ich muss arbeiten und danach bin ich müde und gehe meistens nach einer Dusche schlafen. Das Haus wirkt ein wenig tot, laut meiner Mutter, aber sie hat recht. Ich habe keine Fotos aufgehangen und nichts dekoriert. Seit Leonas Besuch ist eine Woche vergangen, wir haben also Samstag Abend.
Ich liege zusammen mit dem Player auf der Couch und sehe mit alte Fotos von Aria und mir an, ich vermisse sie so viel mehr als ich mir je eingestehen kann.

Wie lange ist es her dass wir uns gesehen haben? Jetzt sind es fast vier Monate. Mir geht es kein wenig besser, aber wen interessiert das schon. Ich liebe dich daran ändert nicht mal die Zeit ohne dich was.
Das einzige was sich ändert ist mein verlangen nach dir, Gott James ich sterbe ohne dich, jeden Tag will ich einfach bei dir auftauchen aber ich traue mich nicht.
Zumindest weiß ich dass du mich auch noch nicht vergessen hast. Ender hat mir erzählt dass du nach mir gefragt hast, war es reine Neugier oder vermisst du mich auch?  Ich vermisse deine Stimme, noch eine Tatsache die ich mir selber eingestehe.

Ich komme mir total kindisch vor, ich bin immerhin die die weggelaufen ist. Wenn man es genau sieht laufe ich noch immer weg, wovor weiß ich nicht mehr. Laufe ich vor dir weg? Laufe ich vor uns weg? Laufe ich vor unseren Problemen weg?

Ich bin mir nicht mehr sicher, ich bin mir nur sicher dass ich dich vermisse. Alles was wir immer getan habe war zu lügen und abzuwarten, James die Wahrheit hier ist dass du alles für mich bist.

Ich seufze und drehe mich auf die Seite nur um gleich danach von der Couch zu fallen. Lina steht vor meiner Couch und scheint total aufgelöst zu sein. Ich ziehe die Kopfhörer aus meinen Ohren und lasse den Player schnell verschwinden bevor ich aufstehe und sie verwirrt ansehe. Sie fängt an zu weinen und steht mit bebenden Schultern da, ich habe keine Ahnung was ich tun soll oder was mit ihr los ist. Sie fängt sich schnell wieder bevor sie sich auf meine Couch setzt, ich frage mich wie sie hier herein gekommen ist.

"Bevor du mich rausschmeißt hör zu, es geht um Aria," sie wischt sich die Tränen weg.

Mir ihrem Namen hat sie sofort meine volle Aufmerksamkeit, ich lasse ihr noch Zeit sich zu beruhigen bevor ich etwas sage.

"Wie kommst du hier rein, was ist mit Aria und wieso bist du nicht mehr mit Val zusammen."

Bei Vals Namen folgt ein bitteres Lachen von ihr.

"Deine Terassentür ist offen James. Mit Val bin ich nicht mehr zusammen weil ich für ihn meine beste Freundin verraten habe und dafür gesorgt habe dass ihr Leben den Bach runter geht, das schlimmste daran ist, dass es mir erst jetzt klar geworden ist."

Aria und Lina waren beste Freunde, schon bevor sie und ich ein Paar wurden, unzertrennlich und immer füreinander da.

"Was redest du da?"

Ich verstehe nur Bahnhof was bitte hat sie hier zu suchen, sie ist noch nie wirklich begeistert von mir gewesen.

"Deine Freunde, vorallem Val haben Aria eingeschüchtert, sie haben sie regelrecht dazu gezwungen zu gehen und ich habe einfach daneben gestanden und meinen Mund gehalten!"
Sie rauft sich die Haare und lässt dann den Kopf hängen.

Mein Kopf rattert bis ich verstehe was sie mir sagen will, Valentino hat die ganze Zeit einen auf guten Samariter gemacht und das nur weil er Schuldgefühle hatte!

"Was?" Entfährt mir viel zu laut und zu panisch.

"Du warst länger arbeiten und wir sind schon im Garten gewesen, Aria ist nach Hause gekommen und hat sich mit Dave angelegt. Sie haben sich angeschrien und irgendwann hat Aria gesagt dass sie dich vor die Wahl stellen wird."

Ihre Nachricht, dass wir reden müssen, schießt es mir durch den Kopf.

"Die Jungs haben sie die ganze Zeit fertig gemacht und ihr erzählt dass du dich für sie entscheiden wirst. Und ich Vollidiotin hab nichts gesagt ich hab sie machen lassen, aber es reicht Aria und du verdient es glücklich zu sein." 

Mein Kopf dröhnt und ich habe das Gefühl gleich umzukippen, ich habe ihnen vertraut, jedem von ihnen.
Dann ist es als würde ein Schalter in meinem Kopf umgelegt werden, ohne weiteres ziehe ich meine Schuhe an und setzte mich in meinen Wagen. Lina höre ich anfangs noch hinter mir her rufen das vergeht aber als ich wie automatisch den Weg zu Aria fahre.
Diese verfluchten Mistkerle! Und ich habe ihre Geschichte nie hinterfragt, dass Aria angedeutet hat sie möchte gehen, ich habe sie so hingenommen.
Als ich vor Arias Haus parke kommen mir plötzlich Zweifel, was will ich ihr denn bitte erzählen?
Dass mir erst jetzt nach einem halben Jahr aufgefallen ist wie sehr ich sie liebe und dass meine Jungs Verräter sind?
Also stehe ich einfach da und starre ihr Haus an.
Eine ganze Weile passiert nichts, das Haus ist ruhig und einzelne Autos fahren vorbei.
Ich fühle mich verraten und hilflos.
Gerade als ich den Motor starten will parkt ein Auto ein Stück weiter die Straße hoch. Gedämpft dringen Stimmen zu mir als die Leute den Gehweg zu Arias Haus runter laufen. 
Dann erkenne ich sie, Phil und Aria, Aria trägt hohe Schuhe und ein Kleid während Phil ein Hemd trägt. Sie lächelt leicht während er was erzählt und nickt, ihre Haare wie immer zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ich halte die Luft an aus Angst sie könnte mich sehen und aufhören so wunderschön auszusehen.
Phil und Aria bleiben am Briefkasten stehen und unterhalten sich ein wenig, sie wirkt noch immer so verträumt.
In der nächsten Sekunde zuckt sie zusammen und sieht Phil verwirrt an, aber er beugt sich nur vor und küsst sie. Es ist als würde die Zeit still stehen, Aria rührt sich nicht, ich rühre mich nicht.
Ich bin zu spät.