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Plötzlich wurde Max nach hinten gerissen. Ich schlug die Augen auf und sah ihn auf dem Boden liegen, dann wanderte mein Blick hoch. Liam.

"Lass sie in Ruhe, sie will es nicht", sagte Liam so kalt, dass mir ein Schauer den Rücken runter lief. Ein kalter, unangenehmer Schauer.

Scheinbar machte es Max nichts aus. Er richtete sich wieder auf und blickte Liam wütend an "Wer hat gesagt, dass sie es nicht will? Vielleicht will sie ja genau das. Und wer bist du schon, dass du dich einfach so mal einmischen kannst?"

Liam kam bedrohlich langsam auf Max zu. Man sah ihm an seiner ganzen Haltung an, dass er nicht einer von denen war, die schnell klein gaben. "Ich bin Liam Black und kann mich einmischen wo und wann ich will und jetzt verschwinde", knurrte er mit Betonung auf Black woraufhin Max einen Schritt zurück wich.

Max verengte die Augen zu Schlitzen, drehte sich kurz zu mir und drohte "Das nächste Mal kommst du mir nicht so leicht davon" ehe er sich wieder umdrehte und ging, wobei er beim Vorbeigehen absichtlich grob Liam anrempelte.

Dieser beachtete es nicht, kam auf mich zu, sammelte meine Bücher auf und drückte sie mir in die Hand.

"Danke", murmelte ich etwas eingeschüchtert und nahm sie ihm ab. "Kein Problem", sagte er noch ehe er sich auch umdrehte und mich alleine zurück ließ.

~

Nachdem ich mich draußen zu Emy und Jess gesellt habe, erzählte ich ihnen alles. Sie tauschten kurz bedeutungsvolle Blicke, nickten und sahen dann zu mir.

"Er mag dich und du findest ihn heiß", meinte Jess einfach geradeheraus ohne eine Miene zu verziehen. Finde ich ihn denn heiß? Ja, auf jeden Fall.

"Er ist zwar heiß, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er was verheimlicht und ich mich lieber von ihm fernhalten sollte. Das ist so ein Instinkt", antwortete ich ehrlich.

"Ach Liss, du bildest dir da was ein", winkte Emy ab. "Lern ihn doch einfach noch etwas kennen. Ihr kennt euch ja noch nicht mal einen Tag", fügte sie hinzu. Ich nickte gedankenverloren.

Vielleicht könnten Liam und ich tatsächlich noch gute Freunde werden. Wer weiß. Aber das glaubte ich eher weniger.

~

Als die Pause zu Ende war, schlenderten wir gemeinsam in den Klassenraum.

Unterwegs sahen wir noch Mandy, die sich draußen allen Ernstes mit ihren Mädels die Nägel lackierte und die Bad Boy Bande, die vor dem Klassenraum im Kreis stand und irgendwas diskutierte.

Die zwei Neuen standen auch bei ihnen. Na toll, dann gehörten sie also auch zu dieser Sorte von Typen. Das konnte ich mir aber nach dem Auftritt von Liam in der Pause schon denken. Zwei böse Jungs mehr und dann noch so hübsche, das konnte ja noch heiter werden. Konkurrenz mochte Max nämlich überhaupt nicht.

Es gibt mehrere typische Gruppen bei uns in der Schule: einmal die Badboys, Bitches, die Streber, die Normalen, die Uncoolen und die Berühmten, zu denen auch die Badboys und paar Bitches gehörten.

Jess, Emy und ich gehörten noch zu den Berühmten, weil ich ja damals mit Max zusammen war, der wie gesagt der Anführer der Badboy Gang ist und Jess und Emy meine besten Freunde sind.

Ich gehörte aber auch ohne Max von Anfang an schon zum Teil auch zu den Berühmten, weil es am Anfang direkt mehrere Jungs auf mich abgesehen haben und ich ständig nach meiner Nummer gefragt wurde. Manchmal verstand ich echt nicht, was an mir so besonders sein soll, denn ich finde mich total durchschnittlich.

Ich merkte wie so gut wie alle Blicke der Schüler hier auf Tyler und Liam lagen. Na hoffentlich sabbern die Mädels nicht.

Wir gingen rein und setzten uns auf unsere Plätze. Jetzt hatten wir Chemie.

Nachdem unser Chemielehrer Mr Wieland uns erklärt hat, dass wir mit dem Tischnachbarn in zweier Gruppen Schwefel in einem Becherglas mit etwas Wasser verbrennen sollen, um Schwefelsäure herzustellen, hielt er uns erst mal wieder eine unendlich lange Rede darüber, wie wir mit so ätzenden Stoffen umgehen sollen und dass wir vorsichtig sein müssen.

Liam und ich mussten zusammenarbeiten, da Emy und Jess zusammenarbeiteten und Tyler mit Vince. Vince ist der beste Freund von Max und saß direkt vor uns.

Ich spürte förmlich wie mich alle Mädchen mit neidischen Blicken löcherten.

Wir waren gerade dabei den Versuch durchzuführen, als meine Neugier siegte und ich eine Frage stellte, die mir schon von Anfang an durch den Kopf ging. "Warum seid ihr eigentlich von Seattle hierhergezogen?", fragte ich und sah ihm in die Augen.

Mir fiel auf, dass er leichte Augenringe hatte und seine Augen etwas dunkler und nicht so strahlend waren wie zuvor.

Er sah mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an und sagte kalt: "Einfach so. Kann man das nicht?" Ich wich ein kleines Stück zurück. Warum war er jetzt auf einmal so kalt zu mir? Habe ich ihm irgendwas getan?

"War nur eine Frage, tut mir leid", murmelte ich so leise, dass ich mir sicher war, dass nur ich es hörte und sah weg.

"Es ist nicht deine Schuld. Entschuldige, ich bin etwas gestresst", kam es von ihm. Ich sah kurz irritiert zu ihm hoch, da er mich gehört hatte, entschied mich aber dafür erst einmal nichts mehr zu sagen oder zu fragen.

Nachdem wir fertig waren, sollten wir die Schwefelsäure in das dafür vorgesehene Waschbecken vorne abfüllen und die Bechergläser mit Handschuhen reinigen.

Da Liam die Materialien schon zuvor gebracht hatte, war ich jetzt dran mit wegbringen.

Ich wollte gerade meinen Stuhl zurück rücken, aufstehen und das Becherglas in die Hand nehmen als ich aus dem Augenwinkel sah wie Mandy nicht mal zwei Meter von mir entfernt über ihre High Heels stolperte, aufschrie und das Glas mit der ätzenden Flüssigkeit ihr aus der Hand rutschte und direkt auf mich zu flog.

Ich schloss in Sekundenschnelle meine Augen, als ich auch schon das Zersplittern des Glases hörte.

His Secret ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt