Caught In A Lie

Chapter 41 - Jungkook

Wochen vergingen.
Jin und Namjoon, die uns vor kurzem mitgeteilt hatten, dass sie endlich zusammen waren, wurden immer glücklicher und glücklicher.
Und der Rest? Der wurde irgendwie immer tiefer in ein dunkles Loch gezogen, aus dem man praktisch nicht mehr entfliehen konnte.

Hoseok hatte erfahren, dass seine Freundin nur mit ihm zusammen gewesen war weil seine Eltern ziemlich wohlhabend waren, Jimin war seit Taehyungs Abfuhr nur noch ein Häufchen Elend, Tae war aus irgendeinem Grund auch nicht besser drauf, vermutlich weil er seinen besten Freund verloren hatte, Yoongi... Nun ja er war die meiste Zeit high und somit besser drauf als wir Anderen, aber wenn er gerade keinen Stoff hatte war er kalt und abweisend zu jedem der sich ihm irgendwie nähern wollte.

Und ich? Ich war am Boden zerstört...
Zuzusehen wie sich Yoongi sein Leben zerstörte und an der Sucht zerbrach war so ziemlich das Schlimmste, was ich jemals hatte tun müssen.
Ich wusste, dass ich ihm nicht helfen konnte, dabei wäre ich so gerne an seiner Seite.
Doch ich bereute meine Entscheidung mich von ihm getrennt zu haben kein bisschen.
Immerhin hatte er die Wahl gehabt, doch ich war ihm einfach nicht wichtig genug gewesen, um mit den Drogen aufzuhören.

Ich ging zu meinem Kleiderschrank, um mal wieder einen Blick in meinen Kalender zu werfen, welcher an dessen Seite hing und mit einem schwarzen Muster spielerisch verziert war.

Nichts
Nichts
Essen bei Oma
Nichts
Nichts
Nichts
Yoongis Bday
Nichts
Nichts
Mathe Klausur
Nichts
Schulball

Scheiße...
Das war so ziemlich das letzte was ich zur Zeit gebrauchen konnte.
Dieser Ball war leider eine Pflichtveranstaltung und so würde unsere gesamte, neuerdings nicht so vor Harmonie übersprießende, Gruppe aufeinander treffen.
Wenigstens war es keine Pflicht mit einem Partner aufzukreuzen, das wäre in meiner jetzigen Situation so ziemlich das schlimmste gewesen.

Erschöpft vom Leben schleppte ich mich ins Bad und ließ das Wasser zusammen mit einem Spritzer Duschgel in die Badewanne ein, bevor ich mir meine fetten Basskopfhörer und mein Handy holte und mich damit auf den geschlossenen Toilettendeckel setzte.
Fokussiert beobachtete ich das Wasser, wie es in einem breiten Strahl aus dem Wasserhahn geschossen kam und auf der bereits gebildeten Wasseroberfläche einen sprudelnden weißen Schaum erzeugte.

Langsam streckte ich meine Hand in das wohlig warme Wasser und spielte mit dem im Licht schimmernden Schaum, der zwischen meinen Fingern hindurch glitt und dann wieder zurück ins Wasser hüpfte.
Ein leichtes Lächeln entfloh mir, das erste Mal seit ein paar Wochen.

Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich Yoongi nicht vermisste und dass er der nicht Grund für meine mangelnde Freude war, doch wirklich wahrhaben wollte ich es nicht.
Doch auch wenn ich mir immer wieder einredete, dass ich ohne ihn besser dran war, fühlte ich mich seit unserer Trennung innerlich ausgemergelt, wie Butter auf zu viel Brot verstrichen.

Ungeduldig riss ich mir die Kleider vom Leib und setzte mich in die halb volle Badewanne, da mich die Tätigkeit des auf dem Toilettendeckel Sitzens nicht sonderlich befriedigt hatte.
Nun saß ich gekrümmt in dem heißen Badewasser, meine Beine umklammernd, während der Wasserspiegel gemächlich immer weiter anstieg.
Als ich mit der Wassermenge zufrieden war stoppte ich den kräftigen Strahl und ließ mich mit geschlossenen Augen zurückfallen, während das Lied 'Memory of the Wind' von NAUL sanft meine Ohren beschallte.

"Bitte... Tu das nicht."
Verzweifelt versuchte ich ihn von der Anhöhung zu ziehen um ihn in Sicherheit zu wissen, doch er schüttelte mich einfach ab und behielt starr seine Position.
Sein Blick war kalt und glanzlos als dieser über die Dächer der Hochhäuser Seouls glitt und sich irgendwo in den Weiten des Horizonts verlor.