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Mondgesicht stand vor seiner Türe und er musste sich dazu durchringen, sie zu öffnen; es sollte nicht so sein, dass er schon wütend auf sie war, bevor sie sich kennengelernt hatten, und doch war er wütend auf sie, weil sie sie war. Und nicht Marie Pontmercy.
Mit einem tiefen Atmen zog er die Türe auf und Femke stand ihm gegenüber, mit einem ernsten Blick und einer seltsamen, bunten Tasche.
" Komm rein", sagte Dario, trat zur Seite und starrte das Mädchen an, als sie seitlich an ihm vorbeiging; er wandte den Blick schnell ab, als sie sich zu ihm umdrehte, ihn aus diesen seltsamen, grauen Augen musterte, "Was?"
" Schuhe ausziehen?", fragte sie, und als er nickte zog sie ihm eine Grimasse, die ihn fast zum Lachen brachte. Aber eben auch nur fast, "Ist hübsch hier. Alles so Altbaumäßig", sagte sie, er nickte, was sie nur zum Lächeln brachte; er ging voraus ins Wohnzimmer, beobachtete, wie sie sich auf das Sofa setzte, die bunte Tasche auf ihrem Schoß.
" Willst du was trinken?", fragte er- alles, nur um nicht mit ihr in einem Raum sein zu müssen; es war furchtbar beklemmend, sie so gegenüber zu haben, wenn er doch weggelaufen war, und sie ihn einfach so mit Wut füllte.
" Wasser?", fragte sie, und ihre Stimme machte einen kleinen Hüpfer, der sein Inneres ganz warm werden ließ, "Oder, was auch immer du da hast. Leitungswasser aber, am liebsten.", murmelte sie, lachte dann leise auf, "Ich rede schon wieder. Tut mir leid."
" Ist schon in Ordnung.", sagte er, obwohl es nicht in Ordnung war; ihre Stimme machte ihn wütend. Dummes Mädchen, dumme Stimme, dummer Name.
Er kam zurück, nur um zu sehen, dass sie den Kopf in ein Buch gesteckt hatte.
" Bin ich so langweilig?", fragte er, und hätte sich im nächsten Moment selbst dafür schalten können, dass er Witze machte. 
Allerdings war er immer so mit ihr umgegangen, als sie sich noch nicht gekannt hatten; als ihn noch kein Mondgesicht mit grauen Augen angesehen hatte; das Buch sah viel zu schwer aus, für ihren dünnen Körper.
" Oh? Oh nein, das ist nur...", begann sie, steckte das Buch schnell in die Tasche, "Das ist nur- du hast doch mal gesagt, du magst Geschichte. Und ich hatte das schon gestern angefangen.", sagte sie, wurde hellrot.
Darios Herz machte einen kleinen Satz, weil dieses Mädchen- seine Seelenverwandte, augenscheinlich- ein Buch nur für ihn gelesen hatte.
" Tut mir leid", sagte er, für einige Augenblicke fühlte er sich vollkommen energielos. Wer war er denn, dass er es wagte, Femke zu hassen, nur weil sie nicht Marie war? Wer sagte denn, dass er sich in Femke verlieben musste?
" Huh?", sagte das Mädchen, und zum ersten Mal versuchte er ein Lächeln in ihre Richtung, ganz vorsichtig, welches sie sofort erwiderte. Er wollte den Tag neustarten, denn er war furchtbar gewesen. Doch nun musste er das Beste daraus machen.
" Ich-", begann er, besann sich dann aber, "Es tut mir leid, aber ich werde niemals ein Physikbuch lesen. Auch nicht für dich.", sagte er, und zu seiner Begeisterung warf sie den Kopf zurück und begann zu lachen.
" Das macht nichts", sagte Femke fröhlich, schlug die Beine übereinander; ihre roten Locken sprangen bei jeder ihrer Begegnungen, "Physik ist mein Steckenpferd, es braucht nicht deines sein. Und, glaub mir: Es reicht, wenn das einer von uns kann. Dafür kannst du ja Germanistik- es war doch Germanistik, oder?"
" Ja", sagte er, mit einem kleinen Lächeln, "Hast du auch ein Zweitfach?"
Femke nickte, doch bevor sie zu Wort kommen konnte, klingelte es; Dario warf einen Blick auf sein Handy und sah, dass es Tim war. Er hatte ihn dreimal angerufen, also musste es dringend sein.
" Oh- es ist ja schon recht spät", murmelte das rothaarige Mädchen, stand auf. Etwas in ihm wollte protestieren, doch sie stieg schon in ihre Schuhe.
" Vielleicht", begann er hastig, " Ihr seid morgen auch noch hier, oder? Vielleicht können wir uns dann noch einmal sehen.", sagte er, und ihm Spiegel konnte er sehen, wie rot seine Wangen dabei wurden. Femke sah ihn nur an, es klingelte erneut.
" Sicher.", sagte sie dann, mit einem leichten Lächeln, öffnete die Türe- Tim sah ihn an, dann Femke, "Du weißt, wie du mich erreichen kannst."
" Ja.", sagte er nur, "Tschüs."
Sie lächelte erneut, stieg dann die Treppen hinunter. Sobald sie außer Sicht war, fühlte Dario in sich wieder die Wut aufsteigen; warum war sie Sie?
Er wimmelte Tims Fragen zu ihr alle ab.

Hewwo
Na, was ist wohl Femkes Zweitfach??
HMMMM
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- hanna

Rewrite the starsWhere stories live. Discover now