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Es war wirklich nicht einfach eine Ausrede zu finden, warum er denn plötzlich nach München musste, um sich dort irgendetwas Geschichtliches anzusehen; er verbrachte deutlich zu viel Zeit damit, sich eine passende Erklärung einfallen zu lassen- und mehrmals stoppte er um nachzudenken, ob Femke ihm denn jetzt wirklich so wichtig war.
Aber dann erzählte sie wieder von Lucas, mit einem Smiley und mit einem pinken Stift; und Dario hatte wirklich noch nie gut mit Eifersucht umgehen können. Schon als Kind nicht, nicht wenn es um seine Freunde ging und auch nicht wenn es um ein Mädchen ging, das er eigentlich nicht wirklich ausstehen konnte. Die Frage, warum er das tat, war absolut unsinnig und er sollte sich nicht so viel damit befassen. Sie war nur ein Mädchen!
Gut, seine Seelenverwandte war sie auch, aber er hatte sich nicht so viel daraus gemacht. Und trotzdem schrieb er sie jetzt an, ob er einige Tage bei ihr schlafen könne, damit er sich das ägyptische Museum ansehen könne. Darüber wollte er ohnehin eine Arbeit schreiben- es ging ihm also kaum um Femke; dieses dumme Mädchen war ihm unwichtig.
So unwichtig, dass er im Stau ganz sicher nicht die ganze Zeit auf seinen Arm kritzelte, in der Hoffnung eine Reaktion von ihr zu bekommen.
Sorry! Ich war mit Lucas aus. Wann kommst du an?
Das saure Gefühl in ihm war zurück, er sah hoch zur Decke seines blauen Skodas; wer war dieser Lucas überhaupt? Nicht, dass es ihn kümmerte. Natürlich nicht.
Ist er dein Freund? Also, Lucas.
Ihre Antwort kam fast unverzögerlich zurück, Dario kaute auf seiner Lippe herum; darauf reagieren konnte er nicht mehr, denn der Stau hatte sich aufgelöst und er fuhr weiter, mit einem flauen Magen. Was, natürlich, absoluter Unsinn war; er fuhr nur zu Femke, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie blöd er sie doch fand. Und er fuhr auch gar nicht für Femke hin, sondern für das Museum.
Lucas ist nicht mein Freund. Keine Sorge.

Sie stand im Treppenhaus eines altbackenen Hauses und winkte ihm; Dario verdrehte automatisch die Augen, aber ein Lächeln wischte über sein Gesicht. Es war ja auch unmöglich, sie nicht anzulächeln, wenn sie ihn so anstrahlte und den Kopf schief legte. War sie hübscher geworden, oder bildete er sich das ein?
Sie umarmte ihn und Dario blieb für eine Sekunde die Luft weg.
" Hallo!", sagte Femke überschwänglich, und er grinste, sah auf seine Schuhe hinunter.
" Hey", murmelte er, was sie zum lachen brachte.
" Komm doch mit hoch", sagte sie, und er folgte ihr, mit einem flatternden Gefühl und einem Grinsen, das von Sekunde zu Sekunde breiter wurde; sie war einen Schritt schneller als er, "Beeil dich, ich will dir unbedingt jemanden vorstellen!"
Darios Hochgefühl verließ ihn so schnell wie es gekommen war; Jemand war ein junger Mann der noch größer war als er, mit dunklen Locken und dunkleren Augen- und einem harten Gesichtszug, den er nicht mochte.
" Dario, das ist Lucas. Lucas- Dario.", begann Femke, und die Energie im Raum änderte sich, als die beiden Jungen sich die Hand gaben.
" Das ist er also", sagte Lucas, an Femke gewandt, und doch machte sich in Dario der Wunsch breit, schnippisch zu antworten- es war furchtbar kindisch, er wusste das. Es war furchtbar kindisch, wie sie sich beide aufrechter hinstellten und einander kritisch beäugten, bis Dario den Blick abwenden musste und Lucas damit einen Sieg einräumte. Gott, sogar das war kindisch- als würden sie um Femke kämpfen. Ausgerechnet um so ein Mädchen! Bei Marie Pontmercy hätte er es noch verstanden, aber doch nicht bei Femke- die wirklich schön war, wie sie jetzt Tee kochte und dabei leise vor sich hin summte, und die mit ihm über Geschichte redete, obwohl sie wirklich ständig stockte und über Zahlen stolperte.
Dario konnte sich aber erst wirklich darauf konzentrieren, als Lucas gegangen war; er war kindisch. Und wie!
" Hey", murmelte Femke, als es später wurde und außen dunkler.
" Du brauchst dich nicht so viel mit Geschichte auseinandersetzen", sagte Dario, und das Mädchen lachte leise auf.
" Ich weiß, ich weiß ja.", murmelte sie, "Aber- ich möchte verstehen, was dich so fasziniert, weißt du?", fragte sie dann nach, sah auf ihre Hände, die auf dem Tisch lagen.
Ganz vorsichtig verschränkte Dario seine Finger mit ihnen; Femke sagte gar nichts, sie sah ihn nur an, mit leuchtenden Augen- und dann begann sie zu lachen.
Ohne Zögern stimmte Dario mit ein.


Ich hab jetzt lange daran überlegt, aber ich will schon eine Konklusion schreiben. Also noch zwei Kapitel, oder so.
Wenn es euch gefallen hat, lasst mir doch einen Kommentar oder ein Voting da!
- hanna

Rewrite the starsWhere stories live. Discover now