Best Friend's Brother

Kapitel 6

"Hallo Schatz", überrumpelt mich meine Mutter in unserer Einfahrt, während ich nach meinem Haustürschlüssel krame. Ally und ich sind gerade aus der Schule zurückgekommen, sie ist schon im Haus.

"Hey. Wohin gehst du?" Verwirrt schaue ich ihr nach. Eigentlich müsste sie jetzt arbeiten.

"Ein Termin wurde nach hinten verlegt, aber jetzt muss ich nochmal los. In der Küche liegt etwas Geld, ihr könnt euch eine Pizza bestellen."

"Danke", grinse ich glücklich. Heute in der Schule gab es auch Pizza zum Mittagessen, was gibt es Besseres als zweimal Pizza am Tag? "Bis später."

"Cat", hält mich meine Mutter gerade noch auf, als ich den Schlüssel aus dem Lock ziehe und die Tür aufdrücke. "Es wird gelernt. Kein Film geschaut oder Ähnliches, haben wir das verstanden?"

Ich verdrehe die Augen. "Ja, Mama." Mir ist selbst bewusst, dass ich diese Prüfung bestehen muss. Auf ein weiteres Jahr mit dem gleichen Stoff in Mathe habe ich wirklich keine Lust.

Aber mit Ally zu lernen stelle ich mir mehr problematisch vor. Klar, wir lernen öfters zusammen, aber das endet mehr darin, dass wir einen Film schauen oder online zusammen shoppen. Ich will die Schuld nicht von mir schieben, aber ich lasse mich schnell von Anderen überzeugen, wenn es darum geht, nicht zu lernen und stattdessen etwas Anderes zu machen. Und meine beste Freundin hat leider absolut keine Disziplin. Dementsprechend als Nachhilfelehrerin nicht wirklich geeignet.

Eigentlich müsste meine Mutter das wissen.

Schulterzuckend schließe ich die Tür hinter mir und ziehe meine Schuhe aus. In meinem Zimmer versuche ich mich möglichst mit Fächern aufzuhalten, die mir liegen. Es dauert aber auch nicht lange, da klingelt es schon. Ich bin nichtmal mit meinen Hausaufgaben durch.

Ich laufe runter zur Haustür und öffne sie. Überrascht finde ich Tyler vor. "Was machst du denn hier?"

"Was denkst du wohl." Er tritt ein, so wie es scheint nicht mit der besten Laune heute.

"Was hat dich denn zu dieser äußerst fröhlichen Stimmung verschlagen?" Ich schlage lieblich ein paar Mal mit den Wimpern auf und schließe die Tür hinter uns. Tyler bleibt stehen und dreht sich zu mir.

"Ich weiß nicht." Er zuckt mit den Schultern. "Ich könnte mir auch nichts Schöneres vorstellen, als den Tag damit zu verbringen, dir Mathe beizubringen."

Ich verschlucke mich. "Was soll das heißen?"

"Brauchst du auch Nachhilfe in Deutsch?"

Ich unterdrücke gerade noch so einen Kraftausdruck und folge ihm, während er, wiedermal ungebeten, die Treppen nach oben geht. "Wieso sollst du mir Mathe beibringen? Ich dachte Ally gibt mir Nachhilfe."

"Wenn du das dachtest, dann haben wir wahrscheinlich wirklich noch einen langen Tag vor uns."

"Kannst du einmal aufhören, mich zu beleidigen?" Ich sehe zwar nicht sein Gesicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, er verdreht gerade die Augen, während er sich in mein Zimmer einlädt.

Tyler hält kurz inne. "Sieht anders aus."

"Liegt vielleicht daran, dass ich keine 12 mehr bin, wie das letzte Mal, dass du wahrscheinlich in meinem Zimmer warst." Ich verschränke die Arme. "Was genau machst du jetzt hier?"

"Nachhilfe", wiederholt und sieht mich genervt an.

"Wieso?", betone ich meine Frage.

"Deine Mutter hat mich darum gebeten. Deshalb", erklärt er endlich.

"Und warum hast du nicht Nein gesagt?" Ist das etwa tatsächlich zu viel verlangt?

"Hab ich doch."