Kapitel 2

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Meine Eltern saßen bereits an dem reichgedeckten Tisch, als ich eintrat und mich zu ihnen gesellte.

„Guten Morgen Alice. Hast du gut geschlafen?", fragte meine Mutter mich mit einem warmen Lächeln.

Ich küsste sie zur Begrüßung auf die Wange.

„Ja, sehr gut", erklärte ich und küsste auch meinen Vater auf die Wange, auch wenn er etwas abgelenkt war, da er stirnrunzelnd über einige Briefe gebeugt war.

„Schlechte Neuigkeiten?", fragte ich ihn und warf einen Blick über seine Schulter.

„Ich weiß es nicht genau. Lord Edward bittet um einen Termin für ein gemeinsames treffen. Er nennt keine Gründe..." erklärte mein Vater nachdenklich.

„Lord Edward?", fragte ich nach. „Der der beim Maskenball dieses schreckliche grüne Gewandt getragen hat?"

Meine Mutter kicherte leise, wie sie es sich nach jahrelangem Dasein als Königin angewöhnt hatte.

„Eben dieser!"

Ich rümpfte die Nase und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Ich mochte diesen Lord Edward nicht.

Auf dem Maskenball war mein jüngerer Bruder noch keine fünf Jahre altgewesen und war viel herum gerannt, worüber sich Edward lauthals beschwert hatte. Ich hatte ihm damals sehr gehoben die Meinung gegeigt und immerhin hatte er Theo danach in Ruhe gelassen. Mein älterer Bruder, Alec, hatte das mit bekommen und mir mit einer kurzen Geste geräuschlos applaudiert.

„Vielleicht will er sich über mich beschweren", meinte ich jetzt um meine Eltern an die damalige Situation zu erinnern.

„Das ist fast ein Jahr her. Wieso sollte er ausgerechnet jetzt damit kommen? Außerdem hast du nichts falsch gemacht! Genauso wenig wie Theo! Lord Edward war derjenige, der sich unschicklich verhalten hat und du hast ihn nur zu recht gewiesen. Wenn dies der Grund für eine Beschwerde sein soll, so läuft er bei mir gegen eine Wand!" erklärte mein Vater entschlossen und ich lächelte erleichtert.

„Vielleicht möchte er sich ja auch entschuldigen?" schlug meine Mutter vor, die wie immer an das Gute in jedem Menschen glaubte.

Mein Vater lächelte sie glücklich an. Ich wusste, dass er diese Eigenschaft an ihr so liebte. Er legte seine Hand auf ihre und küsste sie kurz.

„Vielleicht hast du recht, Liebste", erklärte er, obwohl wir beide wussten, dass Lord Edward sicherlich nicht kam um sich für sein Verhalten von vor einem Jahr zu entschuldigen.

Die Tür wurde aufgestoßen und Theo kam herein, dicht gefolgt von Alec, der müde aussah.

Theo sprintete zu seinem Platz und begutachtete sofort die Speisen auf dem Tisch.

„Guten Morgen", meinte meine Mutter in einem Ton, der Theo sofort zurecht wies.

Er stand auf und begrüßte unsere Eltern mit einer herzlichen Umarmung, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzte und ungeduldig wartete, bis wir anfangen durften zu essen.

Alec küsste unsere Eltern ebenfalls auf die Wange und meine Mutter warf ihm einen kurzen besorgten Blick zu, aber als er sie beruhigend anlächelte, fragte sie nicht nach, sondern bat ihren Mann, die Briefe nun zur Seite zulegen, damit wir essen konnten.

Während er die Papiere sofort einer der Dienerinnen übergab und das Essen eröffnete, wendete ich mich Alec zu, der mir im vorbeigehen aufs Haar küsste und sich dann neben mich setzte.

„Hast nicht gut geschlafen?", fragte ich ihn leise, während er nach einem Brot griff.

„Schon, nur nicht lange genug. Habe gestern noch lange an einem Schreiben für Lord Denner gesessen", erklärte er mir in einem Ton der bedeuten sollte: mach dir keine Sorgen.

Alec war schon einundzwanzig und hatte seit seinem achtzehnten Geburtstag einige Verantwortung von unserem Vater übernommen. Da er eines Tages König sein würde, hatte unser Vater ihm einige Fürstentümer zu geteilt, um die sich Alec alleine kümmern sollte um es zu lernen. Mein Vater schaute ihm ständig über die Schulter und er war ein strenger Lehrer.

„Wir sollen heute zusammen zu der Familie Petherburg fahren. Wenn du möchtest mach ich das alleine, dann kannst du dich in der Zeit etwas ausruhen", schlug ich vor.

Alec schüttelte den Kopf.

„Ich lass dich doch nicht alleine fahren. Außerdem müssen wir danach auch noch in die Kirche und da brauchen sie meine Unterschrift! Mach dir keine Sorgen, Alice. Ich bin nur etwas müde. Ich bin einfach kein Morgenmensch wie du." Er tätschelte mir beruhigend den Arm und wendete sich dann wieder seinem Brot zu.

Bei dem Treffen mit den Ashforths war ich ganz die perfekte Prinzessin. Hielt freundliche Gespräche, lächelte, und hielt mich an alle Höflichkeitsformen, die es zu befolgen galt.

Als der Besuch schließlich endlich fort war, verabredete ich mich mit Alec bei der Kutsche in zwanzig Minuten, und beeilte mich zurück in mein Zimmer zukommen, damit meine Zofen mich schnell umziehen konnten.

Sie hatten bereits Klamotten hausgesucht daher dauerte es nicht lang, bis ich die schicken Stiefeletten und das kurze hübsche Sommerkleid an hatte. Das schicke und praktische Outfit, vervollständigten sie mit einer einfachen Hochsteckfrisur, die meine langen rötlich braunen Haare voluminöser aussehen ließ als sie eigneltich waren.

Die Prinzessin und der DracheWhere stories live. Discover now