Kapitel 28

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~Alice~

Ich blendete das Stimmengewirr um mich herum aus und schaute den Mann mir gegenüber an. Seine Stimme kam mir irgendwie bekannt vor und gleichzeitig auch nicht.
Er war dünn und seine Wangen waren tief eingesunken. Er wirkte mehr tot als lebendig aber als er mich jetzt anschaute wusste ich, dass tausend Gedanken durch seinen Kopf schossen.
Die Art wie er meinen Namen gesagt hatte...
"Alice?"
Als hätte er mich wieder erkannt. Nicht wie ein Bürger seine Prinzessin wieder erkennt sondern... ich wusste auch nicht so recht. Als hätte er mich wirklich gekannt.
Er kam mir allerdings nicht wirklich bekannt vor. Oder doch...?

"Entschuldigen Sie, kennen wir uns?" Fragte ich ihn.

Seine Mundwinkel zuckten kurz, und er blinzelte, als hätte ich ihn aus einem Tagtraum gerissen. Dann senkte er den Kopf.

"Nein..." meinte er schnell und rutschte ein Stück von den Gittern weg.

Seine Haare waren schulterlang und verfilzt und auch sein Bart war ungepflegt. Er trug ein ehemalig teures Hemd, dass jetzt allerdings zerrissen und mit Schmutz bedeckt war. Auch seine Hose und Schuhe ließen darauf schließen, dass er einmal gut gelebt hatte.
Vielleicht war er ein Adliger gewesen.

"Wie lange sind Sie schon hier drinnen?" Fragte ich.

Jetzt schaute er wieder auf und mir direkt in die Augen.

"Acht Jahre!"

~Alec~

Ich fing Zeldas Blick auf und sie kam zu mir herüber.

"Und?" Fragte ich und sie wusste was ich damit meinte.

Sie hatte bereits dem gesamten Team berichtet, dass der Pfarrer die Information vom Bäcker hatte und dieser sie von einem Schneider und dieser sie von seiner Tochter, die es von einer Freundin wusste die es von ihrer Cousine erfahren hatte. Diese Cousine war eine Stoffhändlerin und hatte die Neuigkeiten mitbekommen, als sie uns gerade mit einigen neuen Stoffen beliefert hatte. Es waren wohl ein paar Zofen gewesen, die darüber gesprochen hatten, sie konnte sich aber nicht mehr daran erinnern wie diese aussahen oder was genau sie dazu gesagt hatten.

Das alles wusste ich schon und es nervte mich, dass es uns kein Stück weiter brachte.
Was ich aber jetzt von Zelda wissen wollte, war, ob James irgendetwas verdächtiges getan hatte.

"Ich hatte ihn die ganzeZeit im Blick. Er scheint mir ehrlich besorgt zu sein. Ich glaube der junge Mann hat sich in eure Schwester verguckt. Wir mussten ihn zwingen in der Kirche zu bleiben und nicht wieder mit zum Schloss zu kommen, als wir gingen."

Ich atmete auf. Sehr gut. Immerhin eine gute Neuigkeit.

"Dankeschön Zelda!"

Wir gingen beide zu dem Tisch um den sich jetzt erneut alle versammelten.

Zeit für eine weitere Sitzung.

Bis spät in die Nacht redeten und diskutierten wir, aber es kam letztendlich nicht viel dabei heraus.

Wir beschlossen ein Team mit Hunden los zuschicken um Alices Fährte auf zu nehmen, obwohl alle wussten, dass Hunde bei dem Geruch von Drachen nicht mehr wirklich zuverlässig waren. Selbst der stärkste und mutigste Hund zog bei diesem Geruch den Schwanz ein und rannte heulend davon. Dennoch würden wir es versuchen.

Außerdem mussten wir ein Treffen mit unseren Verbündeten Königen und Königinnen organisieren. So gerne mein Vater und ich auch unsere ganze Aufmerksamkeit nur auf das Finden von Alice legen wollten, so wussten wir doch beide, dass wir gleichzeitig auch nicht das 'Drachenproblem' vergessen durften.

König Taunus von Hohenberg und König Drain von Amonrod hatten unseren Boten bereits mit einer Antwort zurück geschickt. Beide hatten uns ihre absolute Unterstützung in der Rettung Alices zugesichert und fragten nach Vorschlägen für weiteres Vorgehen.

Die Boten die wir zu den vier anderen Königreichen geschickt hatten würden vermutlich innerhalb des nächsten Tages zurück kehren.  Dann würden wir sie losschicken um zu einem Treffen zu laden.
Wenn alles gut und effizient funktionierte würden wir das Treffen in drei Tagen halten können.

~Alice~

Da die Kerker keine Fenster hatten, konnte ich nicht genau sagen zu welcher Tageszeit die junge Frau das Essen brachte. Ihre Hände waren mit Handschellen zusammen gebunden und der Wächter beobachtete sie genau, wie sie vorsichtig einem nach dem anderen einen kleinen Teller mit trockenem Brot und einem halbvertrockneten  Apfel vor die Gitter stellte.

Als sie einmal das Wasser verschüttete, welches sie einem der Gefangenen in einem Becher reichen wollte, schlug der Wächter sie mit einer Peitsche.

Ich bekam kein Essen. Der König hatte schließlich veranlasst, dass ich zwei Tage hungern musste.

Mein Margen knurrte, aber ich ignorierte es. Hunger war nichts neues für mich.

Mit Zehn Jahren hatte ich eine Essstörung entwickelt. Der Druck der auf mir lag gut auszusehen und die perfekte Figur zu haben hatte mich damals ziemlich mit genommen.
Ich wusste,  dass es schlecht für mich war, aber ich hatte angefangen weniger zu essen. Ich hatte mich immerwieder zum Hungern gezwungen. Irgendwann hat meine Mutter es herausgefunden und mir still und heimlich einen Psychiater engagiert der mir in nur einem Monat geholfen hatte damit wieder aufzuhören.
Ich glaube mein Vater und Alec haben nie auch nur davon mit bekommen, dass ich ein Problem hatte und ich war meiner Mutter für diese Diskretion sehr dankbar.

Seit dem hatte ich immer gut darauf geachtet regelmäßig und gesund zuessen.

Seit Henry mich entführt hatte, war das allerdings nicht mehr wirklich möglich gewesen. Ich hatte einige Tage ohne Essen auskommen müssen, bis wir uns den Hirsch gemacht hatten.

Es hatte mich allerdings nicht allzusehr gestört.

Auch jetzt konnte ich den Hunger gut ignorieren.

Sobald die Frau und der Wächter wieder weg waren, landete ein Stück Brot vor meinen Gittern.

Ich schaute überrascht auf.

Der Mann mir gegenüber, der mich scheinbar erkannt hatte und es dann abgestritten hatte, hatte mir sein Brot zugeworfen.

Er lächelte ein kurzes Lächeln.

"Danke!" Meinte ich und biss in das trockene Brot.

Es schmeckte widerlich. Aber es war etwas zuessen.

Er teilte auch seinen Becher Wasser mit mir, ohne ein Wort zu sagen.

Ich kam mir seltsam vor, wusste aber auch nicht was ich sagen oder tun sollte, also nahm ich es einfach dankbar an.

Die Prinzessin und der DracheWhere stories live. Discover now