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Ich musste einfach nur noch raus. Wäre ich eine Sekunde länger drinnen geblieben, hätte ich eine Sekunde länger die schuldzuschreibenden Gesichter von jedem einzelnen gesehen, wäre ich ausgerastet und hätte etwas getan, was ich nicht wollte. Ich rannte zu dem Sportplatz. Einfach nur weg vom Gebäude. Ich hörte sie nach mir rufen, aber ich reagierte nicht darauf. Der Gegenwind ließ mich meine Augen schließen. Ich konzentrierte mich auf meinem Atem und meinen Herzschlag, versuchte, meinen Puls wieder herunterzufahren. Die Geräusche der Umgebung ließen mich auf andere Gedanken kommen und ich hörte schließlich auf zu rennen. Der leichte Wind, der herrschte, wehte mir meine Haare ins Gesicht, mir machte es aber nichts aus. Ich ließ mich ins Gras fallen, zog meine Beine an mich, schlang meine Arme drum und legte mein Kinn auf die Knie ab. 

Ich hörte Schritte hinter mir. Sie kamen immer näher bis sie plötzlich einfach aufhörten. Ich spürte die Aura eines weiteren Menschen unwillkürlich hinter mir. Langsam richte ich mein Kopf auf und drehte ihn nach hinten, zu der Person. Dort stand der Rothaarige, mein Sitznachbar. Er sagte nichts, er schaute mich noch nicht mal an. Sein Blick war nach vorne gerichtet. Auch wenn er nichts sagte, wusste ich, was er sagen wollte: "Komm' wieder rein!" Also stand ich auf und ging. Doch als ich neben ihn stand und er mich vielleicht noch aus dem Augenwinkel sah, flüsterte ich, sodass er es noch hörte: "Danke." 

Koro-Sensei kam wieder zurück von seinem Ausflug nach Italien. Wir alle saßen auf unseren Plätzen und sagten nichts. Als ich ins Klassenzimmer hereingekommen bin, waren sie schon so, ich hatte mich einfach nur auf mein Platz gesetzt. Kurz nach mir kam der Rothaarige auch wieder herein und setzte sich ebenfalls. Diese Stille erdrückte mich regelrecht, deswegen war ich umso froher, als unser Lehrer wieder da war. Er schaute durch die Runde. Sein Gesicht blickte fragend zwischen uns hin und her. Er kratzte sich mit einem Tentakel am Kopf und fragte dan schließlich: "Ist irgendetwas passiert, als ich weg war?" Augenblicklich wurde es noch stiller. Die Blicke fielen auf die Tische, viele knubbelten an ihren Daumen herum oder machten nichts. Alles war interessanter, bis auf das, was Koro-Sensei uns gefragt hatte. Die Stille war erdrückend. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Mein Blick war auf meinen Tisch gerichtet, jetzt flog er nach oben zu Koro-Sensei und ich schaute ihn in die Augen als ich sagte: "JA es ist was passiert, aber es war nichts wichtiges!" Ich setzte auch noch ein leichtes Lächeln auf, welches aber innerhalb einer Sekunde wieder verschwand. Der Oktopus schaute mich einfach nur an. Es schien, als wollte er noch etwas sagen, aber er hielt sein Mund. "Nun gut, dann fahren wir jetzt mit dem Japanisch-Unterricht fort", murmelte Koro-Sensei und drehte sich zu der Tafel um. 

Der Unterricht war endlich fertig, genauso wie ich mit meinen Nerven fertig war. Die ganze Zeit blickte Koro-Sensei während der letzten Unterrichtsstunden zu mir, als wüsste er, dass es wegen mir war. Ich versuchte seinen Blick so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Es machte mich nervös. Umso erleichterter war ich, als endlich die Unterrichtsglocke schrillte und somit der Unterricht beendete. Ich hatte in Sekundenschnelle meine Sachen eingepackt und bin aus dem Klassenzimmer so schnell gelaufen wie ich konnte. Aus dem Augenwinkel sah ich die verwirrten Gesichter von meinen Klassenkameraden, aber es interessierte mich nicht. Ich stürmte den Berg hinunter und rannte gleich in die Arme von einem bestimmten Orangehaarigen. 

"Na, wen haben wir denn da?", sagte Gakushuu zu mir. Er ließ mich nicht los und schaute mich mit einem niederträchtigen Blick an. Ich versuchte mich von ihm zu "befreien", doch er hielt mich eisern fest. Sein Blick glitt ins wütende. "Warum bist du freiwillig in die E-Klasse gegangen, obwohl du mit deinen Können in der A-Klasse gut aufgehoben warst?" Ich stemmte mich gegen ihn und schaute ihn direkt in die Augen. "Weil ich nicht in eine Klasse gehen möchte, die ihre Mitschüler bewusst mobbt. Außerdem entspreche ich das Bild einer A-Klässlerin nicht und ich wurde auch so gesehen in die E-Klasse versetzt, aber ich wollte auch freiwillig rein. Und wenn du mich jetzt entschuldigst ich möchte gerne nach Hause gehen!" Mit diesen Worten ließ ich ihn einfach an Ort und Stelle stehen und ging schnellen Schrittes nach Hause. 

"Was erwartet dieser verdammte gelbe Oktopus denn von uns?!" Man konnte mich durch die ganze Wohnung schreien hören. Ich saß gerade in meinem Zimmer an meinem Schreibtisch und machte die Hausaufgaben, die der Oktopus uns aufgegeben hatte. Doch nach zehn Minuten hatte ich den Sinn dahinter nicht mehr verstanden. Er wollte das wir einen Aufsatz über unser Leben schreiben und das wir eigene Gleichungen aufstellen, die wir dann auch noch lösen sollen. Ich saß auf meinem Stuhl und checkte nur noch Null. Wütend auf dieses Etwas packte ich meine Sachen zusammen, da ich einfach keine Lust mehr hatte, Hausaufgaben zu erledigen, die keinen Sinn dahinter hatten. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir auch, dass es eh schon spät genug ist. Leicht müde zog ich mich um und machte mich bettfertig. Danach sprang ich regerecht in mein Bett und schlief auch sofort ein. Ich war sowas von kaputt von diesem verrückten ersten Tag.

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