6. Es wird alles wieder gut

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Ich versuchte wirklich stärker zu sein, doch in mitten der Dunkelheit meines Zimmers verfiel ich meiner Trauer nur weiter. 

So langsam musste ich wohl wissen das ich alles andere als Stark war, doch in manchen Momenten glaubte ich es zu sein, und in genau diesen tat ich dinge welche mir im nachhinein nur wieder meine eigentliche Schwäche vor Augen hielten. 

Mein ersticktest weinen wurde von einem sachten klopfen an der Tür unterbrochen. 

"Ja?", fragte ich, mir nicht sicher ob man überhaupt etwas  hatte verstehen können. Die Tür öffnete sich leicht, und das licht des Flures warf einen Lichtstrahl in mein Zimmer. 

Wie gebannt starrte ich auf das Licht welches meine Augen reizte, ehe mein Blick auf Camdon viel, welcher sein Markantes Gesicht durch die Tür steckte. 

"Kann ich rein kommen?", fragte er mit Fester stimme in welcher ein Bedrückter Unterton mit schwang. 

"Klar", ich wischte mir die Tränen spuren vom Gesicht und rückte auf meinem Bett zur Seite. Mit einer Hand klopfte ich auf den Platz neben mir und wies ihn an platz zu nehmen. 

Er schloss hinter sich leise die Tür, und kam dann durchs dunkle rüber getapst. Meine Matratze senkte sich etwas als er sich neben mir nieder lies. 

Meine Augen hatten sich recht schnell wieder an die Dunkelheit gewöhnt, nachdem sie nur kurzzeitig dem grellen licht des Flures ausgesetzt waren. Ich beobachtete ihn stumm wie er gegen die entgegnen Zimmerwand starrte, und mit sich zu hadern schien was er als nächstes sagen würde. 

"Es tut mir leid", sagte er schließlich und drehte seinen Kopf zu mir, dabei ergriff er gezielt durch die Dunkelheit meine Hand, und obwohl ich es nicht wollte zuckte ich bei seiner Berührung im ersten Moment zusammen. 

"Tut mir leid", wiederholte er sich und starrte zu meiner eben berührten Hand, nachdem er sie wieder los gelassen hatte. 

"Das brauch es nicht. Es ist nicht deine Schuld", versicherte ich schnell, und obwohl mir alles schmerzte griff ich nach seiner Hand und hielt sie fest in meinen, ehe ich sie an meinen Mund hob und einen Kuss darauf drückte.

"Gar nichts ist deine Schuld", sagte ich an seiner Hand, während mir wieder die Tränen kamen. 

Ich spürte seinen Blick, welcher nicht weniger schmerz in sich trug wie mein Körper spürte. Er griff mit seiner anderen Hand um meinen rücken und zog mich an sich.

"Ich hätte doch beschützen sollen", flüsterte er mir zu, während er mich fester an seien Brust drückte. 

"Das ist meine Aufgabe. Ich bin die ältere", widersprach ich mit zittriger stimme. 

"Ich bin aber der Mann von uns beiden", ich musste bei seinen Worten leicht schmunzeln. 

"Von welchem Mann redest du?", scherzte ich und spürte wie seine Brust leicht vibrierte, als er fast stumm lachte. 

Ich schielte leicht zu meinem jüngeren Bruder hoch, und musterte sein besorgtes Gesicht, welches erneut nah vorne gerichtet war. 

"Es wird alles gut", versprach ich ihm und drückte seine Hand fest, welche ich noch immer hielt. Ein leichtes wenn auch unglaubwürdiges grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. 

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Eine Bewegung dicht neben mir lies mich langsam die Augen öffnen, und in das schlafenden Gesicht von Camdon gucken.

Während ich ihn so ansah kamen mir die Geschehnisse des letzten Abends wieder in den Sinn. Meine schmerzender Körper wurde mir umgehend bewusst.

Mein einziger Trost war das es Camdon gut ging, und er hatte nichts einstecken müssen, zumindest dieses mal.

Ich strich sanft mit meiner Hand über sein Gesicht. Er sah so friedlich aus, das man fast das grauen das in diesem Haus herrschte vergessen konnte.

„Das kitzelt", beschwerte er sich brummend, und öffnete dann langsam die für die Quileute ungewöhnlichen Blauen Augen.

Bei meinem Anblick erstarrte sein schöner Blick jedoch gleich.

„Kim dein Gesicht", diesmal war er es der seien Hand nach meinem Gesicht ausstrecken wollte, ich mich jedoch herum wirbelte und vom Bett mit einem erstickten keuchen aufstand.

Meine Hand drückte sich abrupt an meine Rippen, und presste sich so dagegen als wolle ich sie damit zerquetschen, oder weiter rein rücken, auch wenn das nicht im Bereich des möglichen war.

„Kim..",

„Alles gut", unterbrach ich seinen jetzt schon besorgt klingenden Satz.

„Du willst mich wohl verarschen", erwiderte er sauer, mit einem Ton welchen ich nur selten von ihm hörte.

Ich hörte wie er vom Bett aufstand und spürte wie er dann eines seiner starken Arme um meinen Rücken legte.

„Kannst du dich aufrichten?", ich wollte nickten und einfach meinen Körper heben, doch ich versagte unter einem Aufschrei vor Schmerz.

„Du solltest dich hinsetzen"

„Nein, ich will mich setzen", widersprach ich ihm, worauf er mir widerwillig half mich auf den kleinen Stuhl von meinem Schreibtisch zu setzen.

Ich unterdrückte einen weiteren Aufschrei, und drückte stattdessen meine Hand noch fester, wenn das überhaupt möglich war, an meine Seite.

Einige Sekunden versuchte ich einigermaßen regelmäßig und ohne schmerzen ein und aus zu atmen, was mehr recht als schlecht gelang, ehe ich meine andere Hand zu einer Schublade ausstreckte, und einen kleinen Handspiegel heraus holte, um mir das Werk meines Vaters anzugucken.

Ich erschrak halb selber vor meinem Anblick. Ein Blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe und eine mehr als rote Wange. Umso länger ich mir das ganze ansah desto weniger schlimm empfand ich es.

Diesmal war ich sogar recht gut davon gekommen. Es hatte schon deutlich schlimmer ausgesehen. Ich griff erneut in meine Schublade, und holte etwas Puder und einen pinsle heraus.

„Was machst du da?", fragte Camdon entsetzt, während er mich von meinem Bett, auf welches er sich erneut gesetzt hatte, anstarrte.

„Puder auftragen", antwortete ich als währe es das normalste in dieser Situation.

„Ja, ich sehe was du da machst. Was mich eher interessiert ist wieso du es machst", er klang alles andere als glücklich, schon fast sauer.

„Damit ich in die Schule kann"

Auf meine Worte hin lachte Camdon entrüstet auf.

„Das kann ja wohl nicht deine ernst sein. So gehst du ganz sicher nicht in die Schule, du kannst nicht einmal aufrecht sitzen und..", ich unterbrach ihn einmal wieder, und versuchte mich unter schmerzen halbwegs aufrecht aufzusetzen, um ihm zu demonstrieren das ich es doch Schafte.

„Morgen ist schon Wochenende, und noch dazu hast du mir nicht vorzuschreiben was ich zu tun habe", entgegnete ich gereizt, obwohl ich gar nicht wütend auf ihn sein wollte.

„Dann mach doch was du willst", ich sah ihm nach wie er brausend vor Wut aus meinem Zimmer stürmte, ehe er sich sein Shirt vom Bett geschnappt hatte.

Es kränkte mich das er wütend war, und ich war auf mich selbst wütend, oder mehr auf meine Reaktion. 

Quileute- Liebende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt