9th Kiss

46.1K 2.5K 1.5K
                                    

9th KISS

... oder als ich mir sicher war, dass eine Schlägerei ausbricht

Ich bin erleichtert, dass ich den Krieg gegen die Schmerzen mit viel Blutverlust überstanden habe. Außerdem bin ich Leo in den letzten drei Tagen nicht mehr begegnet, was bedeutet, dass mir tausende von weiteren Peinlichkeiten für den Moment erspart blieben.

Und sein Anblick ebenfalls . . .

Aber heute ist Freitag. Das Lacrosse-Spiel steht am Abend wohl bei allen an erster Stelle. Immerhin sind es die Stars unserer Schule, die sich dort auf dem Feld unter Beweis stellen und ihre Schönheit präsentieren. Das wird sich niemand entgehen lassen. Und ich erst recht nicht.

Dann ist es auch nicht überraschend, dass ich mir Mühe gebe, etwas Gescheites anzuziehen. Doch nach all den durchwühlten Klamotten, muss ich mir eingestehen, dass ich nichts Cooles finde.

Mittlerweile ist mein Dad wieder von seiner Geschäftsreise zurück. Und das lässt er uns allen auch immer wieder wissen. Egal wo ich mich in diesem Haus aufhalte, plötzlich lugt sein Kopf um die Ecke und erschreckt mich mit den Worten: »Hey, ich bin wieder da.«

Und jedes verdammte Mal zucke ich zusammen.

»BEN«, schreie ich und horche auf, ob er mich gehört hat. Als sich nichts tut, schreie ich noch einmal seinen Namen. Es klopft an meiner Tür.

Mein Vater steckt den Kopf rein und grinst mich an. »Hey, ich bin wieder da.«

Weil ich gerade wirklich in einer Krise stecke, will ich nicht darüber lachen. Immerhin ist das hier gerade eine ernste Lage. Aber widerwillig zucken meine Mundwinkel nach oben.

»Ben ist schon weg. Wir müssen auch gleich los, wenn wir nichts verpassen wollen«, informiert er mich und sieht auf mein Outfit, was aus einer dunklen Jeans und meinem Schlafshirt besteht.

Bevor er etwas sagen kann, öffne ich den Mund. »Bin gleich fertig.«

Nickend schließt mein Vater wieder die Tür.

Ich ziehe mirschnell Socken über und husche in Bens Zimmer, um mir ein Shirt von ihm zu leihen. Kurz bin ich geschockt von dieser Unordnung, die in diesem Raum herrscht, ehe ich entschlossen auf sein Kleiderschrank zugehe und seine Shirts durchwühle, bis ich ein oranges in den Händen halte. Schulterzuckend tausche ich das mit meinem Schlafshirt aus. Das wäre immerhin in der Schulfarbe.

Auf dem engen Weg aus seinem Zimmer fallen mir die Kondompackungen auf, die kreuz und quer auf dem Fußboden verteilt liegen. Oh mein Gott. Ich bin verstört für mein Leben lang. Ich verziehe angeekelt das Gesicht und mache, dass ich so schnell wie möglich hier raus komme.

In meinem Zimmer greife ich nach der Schulcap, setze sie auf, um sportlich auszusehen und jogge dann die Treppenstufen herunter. »Bin fertig«, rufe ich aus dem Flur und ziehe meine flachen Chucks an.

. . .

Der Vorteil, wenn man älter ist, ist, dass man nicht mehr bei seinen Eltern sitzen muss, sollte man sich bei einer Veranstaltung aufhalten. Deshalb deute ich Mom und Dad an, dass ich mich nach ganz vorne der Tribüne setze, um in der Nähe von Olivia zu sein, sollte ihr Cheerleader-Team ihren Auftritt beendet haben. So können wir uns über die verschwitzten Spieler unterhalten und sie in Ruhe beobachteten.

Das einzige Problem, was im Augenblick besteht, ist die Anzahl der Besucher. Die Tribüne ist brechend voll. Nur mit stolpern und quetschen komme ich an den Leuten vorbei, ehe ich mal einen freien Platz gefunden habe. Genervt setze ich mich hin und bin sogleich enttäuscht, dass ich kein Essen habe. Wie konnte ich das nur vergessen?

Blind KissWhere stories live. Discover now