11. Mon coeur avait raison

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"Ich weiß nicht, ob ich das rechtzeitig schaffe", antworte ich tonlos. Wie man sich schon denken kann, habe ich keine Lust mit ihm zu seinem Management zu kommen und eine "Beziehung" zu entwerfen. "Dann sorge ich dafür, ich hole dich auf der Arbeit ab"

"Brauchst du nicht, ich kann selbst fragen, ob ich eher gehen kann. Da brauche ich keinen Fußballer" Ohne  ein weiteres Wort steige ich ins Auto und fahre nach Hause. Dort angekommen versuche ich alles auszublenden. Zwar finde ich Ronaldos Erpressung viel besser als die von Jago, aber Freudensprünge mache ich deswegen nicht. Aber meinem Vater würde das Ganze bestimmt gefallen: Sein Liebling und seine Tochter. Oder wie die Presse schreiben würde: Die Drogentochter und der Weltfußballer - Geht das gut? Ich sehe die Schlagzeilen schon bildlich vor mir. Wahrscheinlich berichte ich dann noch aus erster Hand. Könnte Jagos Idee sein. Alle dummen Ideen kommen von Jago.

Um mich etwas von meinem verkorksten Leben abzulenken, ziehe ich einen von den Bikinis an, die ich letzt mit Ronaldo gekauft habe. Oder soll ich mit meinem Fake-Freund sagen? Wie auch immer, mit dem Bikini gehe ich zum Pool um ihn endlich mal auszuprobieren. Dieselbe Idee hatte mein Vater wohl auch, denn er schwimmt gerade darin. Als er mich bemerkt, schwimmt er an den Rand. "Hi, wie war die Arbeit?"

"Gut, morgen wird mein erster Artikel veröffentlicht", meine ich stolz. "Das ist meine Tochter! Dann werde ich mir morgen gleich mal die Marca kaufen. Ach ne, vielleicht sollte ich die gleich abonnieren, du wirst ja öfter Artikel jetzt schreiben, oder?"

Eigentlich ist es ein gutes Gefühl, wenn er so stolz auf mich ist. "Ja, voraussichtlich", lächele ich, während ich mich ins Wasser gleiten lasse. "Übrigens fahre ich mit diesem Jago, der für mich verantwortlich ist, auch zum Champions League Finale"

"Wow, toll! Weißt du schon wann du fliegst?" "Nein, Jago muss die Details noch klären" "Achso. Wo warst du eigentlich so lange? Du hast doch um 17 Uhr Feierabend?", fragt er besorgt.

"Ich hab mir noch Drogen von einem Dealer geholt", witzele ich. "Haha sehr witzig", meint mein Vater todernst. "Ich musste etwas länger bleiben, um Informationen für den nächsten Artikel zu ordnen"

"Wie auch immer, ich habe vorhin schon gegessen. Der Rest steht im Kühlschrank", meint er und geht ins Haus.

Den restlichen Abend liege ich auf der einen Liege neben dem Pool und beobachte, wie die Sonne untergeht.

Der nächste Tag vergeht ziemlich schnell: Jago war zum Glück heute krankgemeldet, aber natürlich hat er mir eine Mail mit meinen Aufgaben geschickt. Ich sollte einen Artikel vorbereiten und recherchieren. Natürlich ging es wieder um das große Finale. Diesmal um den Gegner: Juventus Turin. Außerdem habe ich den anderen Artikel geschrieben. Fertig mit der Welt schaue ich auf die Uhr: 16:55 Uhr.

Genau in dem Moment klopft es an die Tür und die Sekretärin mit Ronaldo steht im Raum: "Ihr Besuch, Mrs Ancelotti" Schon war sie wieder verschwunden. "Was willst du hier?", meine ich genervt und zugleich geschockt, weil er mich wohl wirklich abholt. "Dich abholen, Babe", grinst er dumm. "Sag das nochmal und du kannst dir jemand anderes suchen für den Job", meine ich ruhig, "außerdem kann ich selbst fahren, wie ich schon sagte"

"Komm schon, mit meinem Auto sind wir schneller da. Ich habe auch noch besseres zutun, auch wenn du das nicht vermutet hast", er zuckt mit den Schultern. "Dann lass mich wenigstens später wieder hier raus, damit  ich morgen irgendwie auf die Arbeit komme", meine ich, zu erschöpft, um weiter zu diskutieren. Also folge ich ihm hinaus zu seinem Auto. Natürlich bleibt Ronaldo nicht unentdeckt. Verwirrte Blicke treffen uns, doch niemand wagt etwas zu sagen. Genau das wollte ich vermeiden. Am Ende werde ich morgen noch mit Fragen gelöchert.

Ronaldo fährt übertrieben schnell und um ehrlich zu sein, typisch wie so ein reicher Schnösel. "Ehrlich gesagt will ich unverletzt ankommen", meine ich genervt. "An meinen Fahrstil musst du dich wohl gewöhnen", meint er lachend. Klar, ihm macht das hier Spaß mich zu nerven. Endlich kommen wir an. Was mich in dem Gebäude an Gesprächen erwartet, hätte ich ehrlich gesagt, keinen Schritt durch die riesige Drehtüre gesetzt. Ich wäre einfach im Auto sitzen geblieben, auch wenn es Ronaldos ist.

Drinnen werden wir schon von Ronaldos Manager erwartet. "Willkommen, Mrs. Ancelotti" Er reicht mir seine Hand und schüttelt sie. "Ich bin Mr. Hernandez, der Manager" "Freut mich",  meine ich mit einem Lächeln, das ich gerade noch so aufbringen kann. Ronaldo begrüßt er mit einem Handschlag. "Folgt mir in mein Büro", meint er auffordernd und läuft voraus. Im Büro nehmen wir an seinem Schreibtisch gegenüber von dem Manager Platz.

"Also Sie sind also die Tochter von Carlo Ancelotti. Wie ich gehört habe, habt ihr euch vor einigen Wochen kennengelernt und nun haben Sie eine Wette verloren, bei der der Wetteinsatz war, bei dieser Scheinbeziehung mitzumachen. Sie Arme, müssen sich nun mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen" Abgesehen von dem Rest, was er gerade gesagt hat, hat der Gute Humor. Aber warte was? Ich und gute Freundin von Cris?

Doch ich nicke nur lächelnd. "Das stimmt leider" Mr. Hernandez lacht: "Also Humor hat sie schon einmal", meint er an Ronaldo gerichtet.

"Also kommen wir zu dem Plan, den ich mir seitdem Cris gestern angerufen hat, überlegt habe. Um es ihnen nochmal zu erklären, Mrs. Ancelotti, es handelt sich hier um eine Scheinbeziehung, die lediglich stattfindet, um Cris Ansehen zu pushen. Schließlich sieht es gleich besser aus, wenn er nicht alleine für seinen Sohn sorgen muss und eine glückliche kleine Familie um sich hat" Oh Gott. Worauf habe ich mich da eingelassen.

"Außerdem dürfen sie niemandem von dieser Scheinbeziehung erzählen. Für alle, Ihren Vater eingeschlossen, wird es aussehen als würdet ihr euch wirklich lieben. Ich habe hier zwei Verschwiegenheitserklärungen ausgedruckt, die ihr bitte beide ausfüllt und unterschreibt", meint er und reicht uns je eine.

Wie soll ich das bitte meinem Vater vorspielen? Ich meine Drogen verschweigen ist was anderes, als jemandem eine Beziehung vorspielen. Wie soll das funktionieren, wenn ich den Schnösel kein bisschen sympathisch finde?

"Alice, unterschreibst du auch?", fragt mich Ronaldo plötzlich und reißt mich aus meinen Gedanken. "Natürlich", meine ich reflexartig.

"Gut, danke. Also, da Ihr Vater..."

"Sie können mich duzen. Ich heiße Alice", unterbreche ich ihn.

"Okay, Alice. Da dein Vater der Trainer von Cris ist und ihr auch gut befreundet wart vorher, können wir Dates in der Öffentlichkeit weglassen, was es uns und euch auch einfacher macht. Wir werden einfach sagen, das sich aus eurer Freundschaft mehr entwickelt hat. Da du ja Drogen genommen hast, können wir behaupten, Cris hat dir beim Entzug geholfen. So à la er ist dein Held, der dich gerettet hat", bei der dummen Bemerkung muss sogar der Manager selbst lachen.

"Ja, genau, da klingt doch gut", spiele ich mit. Wenn der wüsste...

"Nächste Woche ist doch das Finale. Alice, dann wirst du Cris begleiten und ihn anfeuern, wie eine richtige Spielerfrau. So wird dann sozusagen eure Beziehung offiziell. Falls sie dich Fragen, Cris, wer Alice ist, antwortest du einfach mit der Geschichte, wie du ihr geholfen hast und so weiter. Das lässt dich zusätzlich sympathisch wirken"

"Ich werde sowieso bei dem Spiel sein, ich bin geschäftlich da mit meinem Vorgesetzten", meine ich.

"Echt?", meint Ronaldo erstaunt. "Ich meine, du hast mir noch gar nichts davon erzählt", fügt er schnell hinzu.

"Dann hast du ja gleich zwei Aufgaben dort. Eure Liebesgeschichte wird gefundenes Fressen für die Presse sein, wie du bestimmt weißt, Alice. Der Fußballer und die Journalistin. Irgendwie eine eigenartige Mischung", lacht er.

Reasons to love her (Real Madrid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt