21. „Es wird immer seltsamer."

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Ich setzte meine Feder ab und las meinen Brief noch einmal durch, dann seufzte ich.

"Meine herzallerliebste Tosha, was ist denn los?", fragte Lene und drehte ihren Kopf zu mir, wie ich auf meinen Bett saß, an das Kopfende gelehnt und vorsichtig mein Tintengefäß zuschraubend. 

Ich  sah auf.

Ich hatte ganz vergessen, dass ich nicht alleine im Zimmer war, so konzentriert war ich auf meinen Brief gewesen.

"Ich muss meinem Vater irgendwie erklären, dass ich seit 1938 wieder die erste Gaunt auf Hogwarts bin, wogegen er sowieso schon ist und dann auch noch als einzige nicht in das Haus meines Vorfahren gekommen bin. Und das überhaupt. Und natürlich die Sache, dass ich noch nicht mal in der Hausmannschaft, des ohnehin schon enttäuschenden Hauses bin... Er geht bestimmt total an die Decke..."

Sirius' Blick traf mich und ich rechnete jetzt schon mit einem gehässigen Kommentar, doch in seinen Augen blieb etwas undefinierbares, als er sich wieder May zuwandte. 

"Oh...Mies... Naja, er wird wohl weniger hier aufkreuzen und dir den Brief um die Ohren schlagen, oder?", fragte Lily, die Geschichte der Zauberei wohl jetzt endlich aufgegeben hatte.

Ich machte eine zweifelnde Miene. 

"Zuzutrauen wäre es ihm tatsächlich, aber ich vermute er hat einfach zu viel Respekt für Dumbledore, um hier einfach reinzuplatzen...",murmelte ich nachdenklich und angelte von meinem Nachttisch eine Kerze. 

"Ist dein Vater so aufbrausend?", fragte May seltsam interessiert. 

"Ich würde eher sagen, er schätzt die alten Werte... Er ist nicht ... Dramatisch oder so... Also niemand in meiner Familie findet es schlimm, wenn jemand nicht reinblütig ist. Aber sowas wie in das Haus seines Vorfahren kommen oder wenigstens in eine Quidditch-Mannschaft wäre halt... Gut."

Ich schwang mich aus dem Bett und lehnte mich über den Tisch, um an mein Wachs zu kommen, was in meiner Tasche auf einem Stuhl lag.

"Sorry, ich muss mal ganz kurz das Thema wechseln, aber du hast einen Siegelring?!", rief Marlene fasziniert, als ich eine Kette aus meinem Pullover fischte und mit der Kerze rotes Wachs darauf träufelte. "Wofür das denn?!"

Ich zuckte mit den Schultern und setzte ihn ordentlich auf den Umschlag.

"Ist so ein Schutztick von meinem Vater. Jeder aus meiner Familie, die weggehen, um zu arbeiten, haben diese Ringe, damit ihre Briefe durchkommen."

"Wenn dein wehrter Vater so darauf versessen ist, nicht gefunden zu werden, wieso lässt er Eulenpost dann zu?", fragte Sirius unterkühlt, als ich das Siegel trocken pustete. "Die sind doch leicht zu verfolgen und abzufangen..."

Erneut sahen wir uns in die Augen und diesmal wären seine Augen so kalt, dass ich dachte, meine Venen müssten einfrieren.

"Zonoki", sagte ich rugig, nun ebenso kühl wie er, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

"Ja, Ma'am? Sie haben gerufen, Ma'am?", quiekte eine Stimme, nachdem es knallte und eine kleine Gestalt neben mir Form annahm.

Erst jetzt, wo ich zufrieden sah, wie Sirius verstehend und wohl ein wenig enttäuscht die Hauselfe ansah, wandte ich mich an sie.

Sie sah mit großen, braunen Augen zu mir auf, die von einem Büschel schwarzen Haares fast vollkommen verdeckt waren, wobei ihre Fledermaus artigen Ohren leicht zuckten.

"Ja, Zonoki. Ich würde dich gerne bitten, meinem Vater diesen Brief zu geben. Aber mach das erst Morgen, er wird kaum noch wach sein", sagte ich höflich und überreichte ihn den Umschlag.

Und der Regen blieb| Eine Rumtreiber Fanfiction Where stories live. Discover now