D R E I

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Erschöpft und erschlagen vom Schmerz blickt er auf in den Spiegel, dessen Glas milchig verschwommen wirkt. 

Unverwandt blickt ihm ein tristes blaues Augenpaar entgegen, das jegliches Funkeln verloren hat. 

Er sieht die eingefallenen Wangenknochen, die blasse Haut, die verkrustete Platzwunde über der dichten Augenbraue und die tiefen dunklen Schatten unter den Augen. 

Es dauert seine Zeit bis er versteht, dass diese grässliche kaputte Erscheinung sein Ebenbild ist. 

Angewidert spuckt er in das Waschbecken, das seine Hände immer noch Hilfe suchend umklammern. 

Angewidert von seiner eigenen Erscheinung. 

Feindselig blickt er wieder in das leblose Paar Augen. 

Plötzlich kommen die ganzen angestauten Gefühle wieder an die Oberfläche. Schmerz, Verzweiflung, Trauer, Hass und Wut. 

Ohne weiter darüber nachzudenken landet seine eine Hand die eben noch das weiße Porzellan umklammerte geformt zu einer Faust in dem Spiegelbild, das er verhasst anstarrt. 

Als seine Faust auf das verschmierte Glas trifft zersplitter dies in tausend Scherben, wie sein Leben schon einige Monate zuvor. Noch einmal schlägt er zu bevor er wimmernd in sich zusammen sackt. 

Über seine Hand rinnt warmes dunkel rotes Blut während kleine Glassplitter auf ihr schimmern. Warme salzige Tränen der Verzweiflung fließen über seine geröteten Wangenknochen. 

So sitzt er dort zerbrochen am Leben, rettungslos weinend mit dem einfachen Wunsch zu vergessen. 

Hätte man ihm an diesem Abend gezeigt was er wieder würde erreichen hätte er vermutlich bitter aufgelacht. Es war ein harter Weg, doch das Leben ging weiter und so auch er, bis er wieder lernte zu lachen und zu leben.    

Verschwommene SichtWhere stories live. Discover now