Kapitel 11

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Zuko POV

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es, mich vom Eis zu befreien. Wutschäumend knirschte ich mit den Zähnen. Ich hatte völlig die Kontrolle über mich selbst verloren. Meine Furcht vor Vater hatte sich in Wut gewandelt, die ich nun an Katara ausliess.
Sie hatte mich ohne mit der Wimper zu zucken an Kei Lo verraten und mich somit in grosse Schwierigkeiten gebracht und das, obwohl ich ihr von dem Wahnsinn erzählt hatte, dem ich in dieser Familie ausgesetzt war.
Die Tatsache, dass ihr meine Angst auch noch egal war und sie mich stattdessen provozierte, sorgte dafür, dass ich endgültig die Nerven verlor. Mich überkam das dringende Bedürfnis, ihr eine Lektion zu erteilen und sie ein für alle Mal in ihre Schranken zu verweisen.

Von der Wut getrieben, rannte ich durch den langen Korridor und sah in jedem Zimmer nach Katara. Wahrscheinlich hatte sie sich irgendwo versteckt, doch ich würde sie finden.
Auf der Suche nach ihr, erteilte ich einzelnen Wachen den Befehl, sie ebenfalls ausfindig zu machen und augenblicklich zu mir zu bringen. Ich gab ihnen sogar die Erlaubnis, bei Widerstand Gewalt einzusetzen.
Bei der Eingangshalle angekommen, entdeckte ich sie schliesslich bei der Terrasse. Als ich jedoch realisierte, dass sie mit Onkel Iroh dort war, blieb ich abrupt stehen.
Sie hielt ihre Hände vors Gesicht und schien zu weinen, während Onkel Iroh einen Arm um sie gelegt hatte und versuchte sie zu trösten. Dieses ungezogene Biest!
Dass sie ihn jetzt auch noch einweihte, liess mich fast durchdrehen. Gleichzeitig erfasste mich Sorge. Für mich war Onkel Iroh immer ein Vaterersatz gewesen und er würde bestimmt enttäuscht von mir sein, wenn er erfuhr, was ich getan hatte. Er besass im Gegensatz zu Vater ein grosses Herz und knickte vor allem bei weinenden Frauen sofort ein. Ich hätte mir denken können, dass Katara Schutz bei ihm suchen würde.
Mit grossen Schritten betrat ich die Terrasse. Beide sahen auf. Katara's Gesicht war tränenüberströmt. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich erblickte. Ruckartig richtete sie sich auf und wollte an mir vorbei gehen, doch ich packte sie am Arm und zog sie zurück.
„Das hättest du wohl gerne, hm?", knurrte ich und bohrte meine Finger schmerzhaft in ihre Haut.
Sie wimmerte leise. „Zuko...bitte!"
„Lass sie gehen!", ertönte Iroh's tiefe Stimme.
Ich sah ihn düster an. „Bitte haltet euch da raus Onkel. Es ist eine Angelegenheit zwischen Katara und mir."
Schwerfällig kam er auf die Beine. „Du wirst sie jetzt sofort loslassen. Ansonsten wirst du dich mit mir anlegen müssen!" Seine Augen funkelten mich wütend an.
Überrascht lockerte ich den Griff, woraufhin Katara sich losmachte. Iroh's warnender Blick hielt mich davon ab, etwas dagegen zu unternehmen. Noch nie hatte ich ihn so erlebt. Es war das erste Mal, dass er mir drohte.
Er wandte sich kurz Katara zu. „Geh in den Garten. Ich werde die Angelegenheit klären."
Sie nickte knapp und eilte dann an mir vorbei. Dabei mied sie es, mir in die Augen zu sehen.
Ich sah ihr finster hinterher und drehte mich dann wieder zu Onkel Iroh.
„Setzt euch!", sagte er im strengen Ton.
Widerwillig nahm ich ihm gegenüber auf einem grossen Kissen Platz.
Für eine Weile sah er mich stumm an. Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. „Ich dachte, es läuft gut zwischen euch." Scheinbar ging er davon aus, dass ich ihn angelogen hatte.
„So war es auch", erklärte ich ihm, „bis sie mich verraten hat. Als meine zukünftige Frau hat sie meine Geheimnisse zu wahren!"
„Es ist nicht ihre Schuld", meinte er, „ihr habt einen Fehler begangen, als ihr euch auf dieses verheiratete Mädchen eingelassen habt. Somit müsst ihr euch auch mit den folgenden Konsequenzen auseinandersetzen. Es war zwar nicht taktvoll von Katara, es Kei Lo zu erzählen, jedoch habt ihr deswegen trotzdem nicht das Recht, sie schlecht zu behandeln beziehungsweise ihr wehzutun!"
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Wie könnt ihr so etwas sagen! Ist euch eigentlich bewusst, was mir bevorsteht, wenn Vater das erfährt? Er wird mich in tausend Stücke reissen. Im besten Fall komme ich mit einer Verbannung davon. Das habe ich alles nur Katara zu verdanken!"
Er nahm die Teekanne zur Hand und schenkte sich eine Tasse Kräutertee ein. Daraufhin nahm er einen grossen Schluck und schloss die Augen. „Ich werde das Problem aus der Welt schaffen."
„Wie wollt ihr das anrichten?", fragte ich ihn verwundert.
„Das ist jetzt meine Sorge", antwortete er kühl, „von euch verlange ich, dass ihr Katara gefälligst in Ruhe lässt. Ihr werdet sie mit Respekt behandeln und nie wieder die Hand gegen sie erheben."
„Nein!", zornig schlug ich mit der Faust auf den kleinen Tisch zwischen uns, „ich werde sie nicht so einfach davonkommen lassen! Für ihren Fehler muss sie bestraft werden. Ansonsten habe ich keine Gewissheit, ob sie so etwas wieder tut."
Gereizt zog er die Augenbrauen zusammen. „Ihr begeht einen grossen Fehler mein Neffe. Wenn ihr dies wagt, seid ihr nicht besser als euer Vater! Solche Probleme löst man nicht mit Gewalt! Der beste Beweis dafür ist das Verschwinden eurer Mutter!"
Ich verspürte einen Stich im Herzen, als er sie erwähnte. Betrübt liess ich den Kopf hängen.
„Solltet ihr diesen Weg beschreiten, werdet ihr da nicht wieder rauskommen. Katara wird sich euch immer wieder querstellen und gegen euch ankämpfen. Sie wird euch verabscheuen. Und irgendwann, wird sie euch verlassen. Bis dahin wird sie euch nicht einmal ein Kind gebärt haben. So viel Kraft besitzt sie nicht." Er seufzte bekümmert. „Soll das etwa zur Familientradition werden? Was soll das Volk davon halten? Vor allem ihr, solltet eigentlich darauf Acht geben, eurem bereits geschädigten Ruf keinen weiteren Kratzer hinzuzufügen!"
Ich schwieg. Es störte mich, dass er Recht hatte.
„Ich spreche diese Drohung nur ungerne aus", er nahm erneut einen Schluck von seinem Tee, „solltet ihr es wagen, Katara auch nur ein Haar zu krümmen, werde ich höchstpersönlich ihre Familie darüber informieren. Und glaubt mir mein Neffe, im Vergleich zu uns, steht für sie Familie an erster Stelle! Sie werden alle nötigen Massnahmen ergreifen, um Katara zu sich zurückzuholen. Selbst einen Krieg würden sie riskieren, nur um sie in Sicherheit zu wissen. Wollt ihr das?"
Schockiert hob ich den Kopf. Dass er so etwas wagte, hätte ich nicht erwartet. Ich seufzte entrüstet. „Und was soll ich eurer Meinung nach jetzt tun?"
„Mit ihr reden", riet er mir, „ohne jegliche Drohung oder Gewalt. Es wird lange dauern, bis sie euch dieses Verhalten verzeiht. Ihr Vertrauen habt ihr missbraucht. Ob ihr es zurückerlangen könnt, liegt bei euch."
Es nervte mich, dass er so tat, als wäre ich ganz allein Schuld. Schliesslich hatte sie mich zuerst verraten. Ich nickte knapp und erhob mich wieder. Wortlos verliess ich die Terrasse. Im Moment konnte ich es nicht ertragen, ihm in die Augen zu sehen.
Deprimiert machte ich mich auf dem Weg zum königlichen Garten. Ich musste mit ihr reden. Ansonsten würde ich keine Ruhe finden.

Schliesslich entdeckte ich sie beim grossen Teich. Sie saß an einen Baum gelehnt und beobachtete die Schildkrötenenten, welche im Wasser schwammen und unruhig quakten.
Ich blieb ein paar Meter hinter ihr stehen. In meinem Kopf tauchte eine Erinnerung auf, die ich jedes Mal hatte, wenn ich an diesen Ort kam. Wie ich als kleines Kind gemeinsam mit Mutter die Küken fütterte. Damals war ich noch so unschuldig gewesen und erfüllt von Lebensfreude und Glück. Sie kitzelte mich, woraufhin wir beide herzlich lachten.
Ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ich schluckte mehrmals und versuchte diesen Gedanken wieder wegzudrängen. Es erfüllte mich mit Schmerz.
Ein raschelndes Geräusch riss mich aus meiner Trance. Katara hatte mich bemerkt und war aufgestanden. Ängstlich wich sie zurück.
Ich trat näher auf sie zu. „Renn nicht weg."
„Es war niemals meine Absicht, dir zu schaden!", piepste sie, „ich habe nicht an die Folgen gedacht."
„Ich weiß." Langsam streckte ich den Arm nach ihr aus. „Tu so etwas nie wieder, hörst du?"
Sie nickte betroffen. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Meine Wut war verflogen. Nun packten mich die Schuldgefühle. Ich griff nach ihr und zog sie in meine Arme. Ein lautes Schluchzen entfuhr ihr. Behutsam strich ich ihr mit der Hand durchs Haar. „Lass uns die Sache einfach vergessen, hm?"
Sie schniefte und schlang ihre Arme um meinen Hals. „In Ordnung."

Burning Hearts | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now