Kapitel 13

4.1K 147 12
                                    

Zuko POV

Deprimiert lag ich im Bett. Draussen war es bereits hell, doch ich hatte keine Motivation, um aufzustehen. Der Grund für meine schlechte Laune war Katara. Wie immer.
Obwohl ich mir grosse Mühe gab, ihr genügend Freiraum zu geben und sie gut zu behandeln, wies sie mich jedes Mal von sich ab. Als sie mir gestern auch noch eine verpasst hatte, verlor ich endgültig die Hoffnung, dass es zwischen uns wieder so werden könnte wie bei der Verlobungsfeier. Ich gab mir die Schuld dafür und verfluchte mich für mein unangebrachtes Verhalten. Egal wie oft ich mich auch bei ihr entschuldigte, sie nahm es mir trotzdem immer noch übel.
Am liebsten hätte ich Onkel Iroh um Rat gefragt, doch seit dem heftigen Streit mit Katara, herrschte zwischen uns ebenfalls eine bedrückte Stimmung. Seine Enttäuschung war nicht zu übersehen, was mich nur noch mehr runterzog.
Nun hatte ich niemanden, mit dem ich reden konnte. Ich fühlte mich alleine und missverstanden, obwohl ich versuchte, alles richtig zu machen.

Als plötzlich ein lautes Klopfen ertönte, überkam mich die Hoffnung, dass es Katara sein könnte. „Herein!", rief ich laut.
Die Tür wurde geöffnet und zur meiner Enttäuschung war es nur eine Bedienstete. „Was willst du?", knurrte ich gereizt.
„Verzeiht, wenn ich euch geweckt habe Hoheit", piepste das zierliche Mädchen, „Feuerlord Ozai wünscht umgehend eure Anwesenheit im Thronsaal."
Überrascht richtete ich mich auf. „Weshalb?"
„Den Grund kenne ich leider nicht", erklärte sie mir mit zittriger Stimme, „es schien aber dringend zu sein."
„Ich bin in zehn Minuten unten", gab ich ihr bekannt, „du kannst gehen."
Sie machte einen Knicks und verliess dann wortlos meine Gemächer. Als sie leise die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte ich mich schnell frisch.
Nervosität machte sich in mir breit. Habe ich etwas falsch gemacht? Hat Vater von der Affäre mit Mai erfahren?
Onkel Iroh hatte mir zwar versichert, dass das Problem beseitigt wurde, jedoch weigerte er sich, mir zu erzählen, was er dagegen unternommen hatte. Möglicherweise war sein Versuch, es vor Vater zu verheimlichen, gescheitert. Der Gedanke bereitete mir grosse Sorgen.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, verliess ich mein Zimmer und ging in Richtung Thronsaal. Meine Hände zitterten leicht und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wie wird er reagieren? Ich bereitete mich mental auf eine heftige Standpauke vor. Im schlimmsten Fall würde Vater mich verbannen. Bei der Vorstellung sank meine Laune in den Keller. Was für eine Demütigung.

Ich stand vor der grossen Tür des Thronsaals. Zwei Wachen versperrten mir den Weg.
„Feuerlord Ozai erwartet mich", sagte ich mit fester Stimme.
Sie nickten knapp und öffneten mir die Tür, damit ich eintreten konnte.
Im Saal war es unglaublich heiss. Ausserdem war es ziemlich dunkel, was einen bedrohlichen Eindruck hinterliess. Mich erfasste jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich den Raum betrat.
Überraschenderweise war ich nicht alleine hier. Während Vater auf seinem Thron hinter den lodernden Flammen saß, standen Katara, Onkel Iroh und Azula daneben. Sie schienen auf mich zu warten.
Azula lächelte triumphierend, was mich sehr beunruhigte. Doch das Schlimmste kam erst, als plötzlich Kay hinter dem Vorhang eines Nebenzimmers auftauchte. Verdattert starrte ich ihn an. Was zum Teufel tut dieser Mistkerl hier?
Ich warf Katara einen fragenden Blick zu, doch an ihrem schockierten Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie genauso verwirrt war wie ich.
Kay grinste teuflisch, was in mir das Bedürfnis weckte, ihm dieses höhnische Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln. Doch stattdessen versuchte ich Ruhe zu bewahren.
Wie es sich gehörte, verbeugte ich mich vor Vater. „Dürfte ich fragen, was der Grund für diese Versammlung ist?"
„Schön, dass du gedenkst, endlich zu erscheinen", sagte er mit vorwurfsvollen Stimme, anstatt mir eine Antwort auf meine Frage zu geben.
„Verzeiht, wenn ihr lange warten musstet", entschuldigte ich mich höflich und senkte augenblicklich den Blick, um seinen bösartigen Augen zu entkommen.
„Nun denn", er seufzte, „ich habe euch hierhergebeten, weil ein junger Mann aus dem Nordpol", er sah kurz in Kay's Richtung, „mich über etwas Beunruhigendes in Kenntnis gesetzt hat. Jetzt möchte ich herausfinden, ob das tatsächlich der Wahrheit entspricht."
„Um was geht es denn?", fragte Onkel Iroh.
„Es geht um Katara's Keuschheit", antwortete er knapp.
Moment, was? Verwirrt blickte ich erneut zu Katara, die schockiert den Mund öffnete. Sie wurde rot im Gesicht. „Was... was gibt es da zu bereden?", stammelte sie, „ich bin noch... unberührt."
„Kay behauptet etwas anderes", meinte Vater grimmig, „er wird es euch selbst erklären."
„Wie bereits Feuerlord Ozai angedeutet hat, möchte ich euch etwas über Katara's Vergangenheit erzählen", übernahm nun Kay das Wort, „bevor sie offiziell Prinz Zuko versprochen wurde, führten Katara und ich eine Liebesbeziehung..."
Mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust. Ich hatte schon befürchtet, dass Katara mir etwas verheimlichte. Aber mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.
„...Wie es in einer Beziehung üblich ist, hegten wir Gefühle füreinander. Wir wussten damals noch nichts von der zukünftigen Vermählung mit dem Feuerprinzen und da sich unsere Familien gut verstanden und meine Halbschwester Yue mit Prinz Sokka zusammen war, gingen wir davon aus, dass auch wir heiraten könnten", fuhr er fort und setzte einen wehmütigen Gesichtsausdruck auf, „deshalb hielten wir es nicht für nötig... mit der sexuellen Zuneigung zu warten. Katara hat ihre Unschuld an mir verloren", Kay lächelte, „somit kommt eine Vermählung mit Prinz Zuko nicht infrage. So sind die Vorschriften."
Als er den Satz fertig ausgesprochen hatte, zog sich augenblicklich alles in mir zusammen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schloss kurz die Augen, um diese Erkenntnis zu verarbeiten. Das darf doch nicht wahr sein...!
„Er lügt!", rief Katara aufgebracht, „alles nur Hirngespinste seiner blühenden Fantasie!"
„Hör auf, es zu verleugnen Katara", zischte Kay wütend, „du weißt genau, dass ich die Wahrheit sage."
„Du widerliches Schwein!", fauchte sie, „war das etwas dein Plan? Dir eine dämliche Lügengeschichte auszudenken, um mich zurück in den Norden zu schleppen? Damit kommst du nicht durch!"
„Ruhe!", rief Vater gereizt, „es steht nun Aussage gegen Aussage. Die Frage ist nur, was tatsächlich stimmt. Mir persönlich, scheint Kay's Gesichte sehr glaubwürdig zu sein."
„Bitte Feuerlord Ozai", flehte Katara, „ich versichere euch, dass ich noch jungfräulich bin. Ich gebe zu, dass ich mit ihm zusammen war, jedoch war es mir nicht so ernst, als dass ich es jemals gewagt hätte, mich ihm hinzugeben. Er scheint mich noch immer zu lieben und versucht mit allen Mitteln, die Hochzeit zu verhindern!"
„Meiner Meinung nach, reicht schon die Tatsache, dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammen war, um sie zurück in den Nordpol zu schicken", mischte sich nun Azula ein, „da sie auch noch sein Bett gewärmt und uns ihre Unschuld vorgespielt hat, bleibt uns doch keine andere Wahl, als die Vermählung aufzulösen. So etwas werde ich auf keinen Fall in meiner Familie willkommen heissen!"
Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. War ja klar, dass sie sich sofort auf Kay's Seite schlägt. Katara war ihr von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Durch die Hochzeit stieg meine Chance auf den Thron, was sie natürlich verhindern wollte.
„Ich habe nicht mit Kay geschlafen!", rief Katara verzweifelt, „gestern hat er noch versucht, mich zu belästigen! Hätte Zuko nicht etwas dagegen unternommen, hätte er mich vergewaltigt!"
„Blödsinn!", widersprach ihr Kay, „ich wollte nur mit dir reden und dich davon überzeugen, Feuerlord Ozai selbst die Wahrheit zu sagen. Daraufhin bist du hysterisch geworden und hast es so aussehen lassen, als würde ich dich angreifen, um mich im schlechten Licht stehen zu lassen!"
„Alles Lügen!", schluchzte Katara. Sie wandte sich mir zu. „Sag du doch auch mal etwas dazu! Schliesslich warst du selbst dabei, als er auf mich losgegangen ist."
Nun sahen alle zu mir. Ich war hin und her gerissen. Natürlich wollte ich Katara glauben, jedoch wirkte Kay's Geschichte doch sehr glaubwürdig. Ich fürchtete mich davor, eine Entscheidung zu treffen, die ich später bereuen könnte. Deswegen versuchte ich möglichst neutral zu bleiben. „Ich habe nur mitbekommen, wie sie hitzig miteinander diskutiert haben. Daraufhin kam es mir so vor, als würde er sie bedrängen, weshalb ich mich dazu entschieden habe, ihr zu helfen. Jedoch ist mir das Thema ihres Streites unbekannt und ich wusste ebenfalls nichts von ihrer Beziehung zu Kay."
Katara starrte mich entgeistert an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wieso...!"
„Ich bezweifle sehr, dass die Anschuldigung gegen Katara der Wahrheit entspricht", verteidigte nun Onkel Iroh sie, „auf mich macht sie einen anständigen Eindruck. Ausserdem möchte ich euch, Feuerlord Ozai, daran erinnern, dass die Hochzeit schon übermorgen ist. Wollt ihr wirklich anhand einer obszönen Behauptung eines jungen Mannes die Vermählung auflösen? Es sind nicht einmal Beweise vorhanden!"
Vater strich sich grübelnd über den Bart. „Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Ich kann das Risiko nicht eingehen, ein möglicherweise bereits verunreinigtes Mädchen in meiner Familie aufzunehmen."
„Diese Entscheidung könnt ihr unmöglich alleine fällen", meinte Onkel Iroh, „dafür aber Zuko."
Verwundert sah ich ihn an. Bitte, was?
„Das kann er aber erst in der Hochzeitsnacht!", argumentierte Azula, „da ist das Ehebündnis bereits abgeschlossen. Vater, willst du riskieren, kurz nach der Hochzeit eine Annullierung einzuberufen? Was soll das Volk davon halten?"
„Es gibt noch eine weitere Möglichkeit", meldete ich mich zum ersten Mal zu Wort, „ich werde sie noch vor der Hochzeit zu mir rufen. Sollte sie ihre Unschuld bereits verloren haben, werde ich sie höchstpersönlich mit dem nächsten Schiff zurück in den Norden schicken. Wenn sie aber noch jungfräulich ist, macht es schlussendlich keinen Unterschied, ob sie ihre Keuschheit zwei Tage früher verloren hat. Die Hauptsache ist doch, dass sie, sie an mir, ihren zukünftigen Ehemann verloren hat." Ich versuchte möglichst gleichgültig zu klingen, um mir nicht anmerken zu lassen, wie wichtig mir die Angelegenheit war. Ansonsten würde Vater genau aus diesem Grund, Katara ohne zu zögern wegschicken. Nur um mich zu demütigen.
„Das halte ich für eine gute Idee", stimmte mir Onkel Iroh zu, „das ist der einzig richtige Weg."
Vater schwieg für einen Augenblick. Er schien zu überlegen. Währenddessen sah ich wieder zu Katara, die mit hochrotem Kopf den Blick gesenkt hielt. Ihr war die Sache peinlich, was ich gut nachvollziehen konnte.
Als ich dann zu Kay blickte, nahm ich zufällig wahr, wie er Azula einen ängstlichen Blick zuwarf. Auch sie schien von der Ausgangslage wenig begeistert zu sein. Leise tauschten sie sich miteinander aus.
In dem Moment wurde mir klar, dass Katara die Wahrheit sagte. Es war eindeutig, dass Azula etwas mit der Sache zu tun hatte. Wahrscheinlich war das wieder einer ihrer unverschämten Versuche, mir die Krone wegzunehmen.
Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich für einen kurzen Augenblick an Katara gezweifelt hatte. Mir hätte von Anfang klar sein sollen, dass Azula dahintersteckte.
„Nun denn", Vater wandte sich wieder mir zu, „du wirst die Angelegenheit schnellstens klären und mir dann sofort Bericht erstatten, wie es um Katara's Zukunft steht. Verstanden?"
Erleichterung machte sich in mir breit. Den Geistern sei Dank! „Wie ihr wünscht", willigte ich ein, „sollte sich herausstellen, dass Kay gelogen hat, bitte euch, ihn für diese Lüge zu bestrafen."
Vater hob eine Augenbraue. „Natürlich. Ich dulde es nicht, wenn mir falsche Angaben gegeben werden." Er warf Kay einen warnenden Blick zu. Dieser schwieg.
Daraufhin erlaubte uns Vater, den Thronsaal zu verlassen. Ich blieb in Katara's Nähe und wartete, bis die anderen weg waren, um dann zu ihr zu gehen.
Sie blickte mich wortlos an. Ihre Augen waren noch immer rot vom Weinen und sie wirkte erschöpft.
„Komm mit", ich fasste sie behutsam am Arm, „wir müssen jetzt... das Problem aus der Welt schaffen."
Überraschenderweise wehrte sie sich nicht dagegen und liess es zu, dass ich sie in meine Gemächer führte. Auf dem Weg dorthin, schwieg sie und mied es ausserdem, mich anzusehen.
Ich seufzte. Wenn das mal gut geht...

Burning Hearts | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now