Allein oder wie ich einen Freund fand

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Es fühlt sich immer noch total komisch an, ganz allein durch den dunklen Wald zu laufen. Ich habe mich mal wieder verlaufen und irre zwischen diesen unheimlichen Bäumen umher. Und in mir ist immer noch diese erdrückende Angst, die ich seit drei Tagen habe. Vor drei Tagen als SIE Elion und Lian umgebracht haben. Und ich verstehe immer noch nicht warum SIE das getan haben. Warum hat sich Elion vor mich geworfen als SIE mich holen wollten? Warum hat Lian gesagt, ich solle weglaufen, nur um im nächsten Augenblick zu sterben? Warum haben SIE mich nicht einfach mitgenommen und Elion und Lian am Leben gelassen? SIE haben mir das genommen was mir am wichtigsten war, meine Freunde. Nein, Elion und Lian waren mehr als das, sie waren meine Familie. Das Wichtigste, was es für jedes Lebewesen in diesem Universum geben sollte. Nun bin ich alleine auf der Flucht und überlege, was das alles noch für einen Zweck hat. Doch ich darf nicht aufgeben. Sonst sind sie umsonst gestorben. Und dieser Planet wird den Kampf, das was danach folgt nicht überleben. SIE dürfen niemals meine Fähigkeiten benutzen, mich niemals dazu bringen sie als Waffe einzusetzen. Das würde kein gutes Ende nehmen.

Ich verbringe nun schon seit drei Tagen meine Zeit in einer Felsspalte und nun bin ich auch schon drei Tage ohne Essen. Kein einziges Mal habe ich es gewagt, von der Felsspalte zu kommen doch wenn ich nicht bald etwas finde verzweifle ich. Also schnappe ich mir seufzend meine Sachen und gehe auf die Jagd. Ich klettere ins Freie, hinab von dem Felsen und schaue mich um. Von Osten bin ich gekommen, also werde ich jetzt Richtung Westen laufen. Niedergeschmettert mache ich mich auf den Weg. Unterwegs pflücke ich ein paar Beeren. Früher ist Elion immer mit mir unterwegs gewesen um zu jagen. Er hat mir damals alles beigebracht wenn es darum ging, in der Wildnis zu überleben. Ach, Elion. Er fehlt mir so schrecklich. Als ich mir dann schließlich auch noch meine Hand an den Dornen blutig kratze, musste ich schon wieder daran denken, wie mich Elion jetzt väterlich geschimpft hätte. „Kiana, du musst schon aufpassen wo du hin fasst.", würde er sagen, und seinen Kopf schütteln. Dann würde er mich zu einem Bach führen und die Kratzer dort reinigen und dann einen Verband drum machen.

Vor mir sehe ich einen kleinen Bach. Ich fülle meine Wasser Flasche und reinige meine Kratzer. Was zum verbinden hatte ich nicht, nun ja wird schon gehen. Ich setze mich auf einen Stein. Mir ist klar, wenn ich meine Fähigkeiten nicht trainiere, dann bin ich im Falle eines Kampfes schnell geliefert. Deswegen konzentriere ich mich auf das Wasser, in Gedanken forme ich ein kleines Herz. Vor mir erhebt sich das Wasser und formt ein zerbrochenes Herz. Das Schlimme an der Fähigkeit, das Wasser zu beherrschen ist, dass das Wasser meine Gefühle erkennt und dann auch meine Figuren dem entsprechend formt. Ich habe es noch nicht ganz unter Kontrolle, so etwas sollte normal nicht passieren. Das Wasser sollte ganz auf mich hören, und sich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen. Resigniert lasse ich das Herz wieder fallen und forme stattdessen einen Dreizack. Den nehme ich in die Hand und werfe ihn hoch in die Luft. Dann erstelle ich mein Schutzschild, gerade noch rechtzeitig. Der Dreizack prallt daran ab und zerspringt in tausend, aber tausend Wassertropfen. Leise lache ich auf. Wenigstens das scheint zu funktionieren.

 Doch mit einem mal, nehme ich das zerbrechen eines Zweiges, hinter mir im Busch war und mein ganzer Körper erstarrt. Ein einziger Gedanke schießt mir durch den Kopf: Jetzt haben SIE mich gefunden.Hinter mir im Gebüsch raschelt es. Langsam drehe ich mich um, zittere vor Angst, doch dann springt etwas aus dem Busch auf mich zu. Ich schreie.

Mein Schrei wandelt sich in lautes lachen als ich sehe, dass es nur ein kleiner weißer Hase ist. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich seit langem wieder lache. Es fühlt sich komisch an, Elion hatte immer versucht mich zum lachen zu bringen, das hat ihm so gefallen. Doch jetzt da er Tot ist, kommt es mir irgendwie falsch vor zu lachen. Der kleine Hase stupst mich erwartungsvoll an. Ich schöpfe etwas Wasser aus dem Bach und halte es ihm hin. Gierig stürzt er sich darauf und trinkt alles aus. Ich frage mich, was er ganz alleine hier macht und wo seine Familie ist. Ich sehe mich um, ob ich noch weitere Hasen sehen kann. Der kleine Hase sah total ausgehungert aus. Ich pflückte ein paar Blätter Löwenzahn und hielt sie ihm hin. Vorsichtig schnüffelte er daran und knabberte dann ganz langsam an den Blättern. 

Der Hase war noch recht jung, ich schätzte er war nicht älter als einen Monat. Und ich hatte auch das Gefühl, als ob seine Familie nicht mehr lebt oder den kleinen Hasen nicht wollte. Ich konnte mich mit dem Hasen identifizieren. Er war genau wie ich allein, und hatte Hunger. Doch das konnte man doch ändern, oder? Deswegen nahm ich mir jetzt vor, dass ich mich um diesen kleinen Hasen kümmere. Ich streichelte den Kleinen seufzend über den Rücken, ich musste weiter. Ich darf mich nie zu lange an einem Ort aufhalten. Nicht, dass SIE mich doch noch entdeckten. Ich nehme den kleinen Hasen auf meinen Arm und laufe weiter. Erst nach einer Zeit bemerke ich das der Hase in meinen Armen schläft. Das finde ich gut, denn nun kann ich mir einen Schlafplatz und noch einige Beeren suchen. Ich lief durch den Wald und suchte nach einem Platz an dem mich keiner so schnell finden würde. Ich fand tatsächlich eine Höhle, in der ich sicher schlafen konnte. Vorsichtig legte ich den Hasen in meine Jacke und wickelte ihn ein. Dann nahm ich mir meine Pfeile und hängte mir meinen Bogen um die Schulter, Zeit zu Jagen. Der Kleine würde schon zurecht kommen, ich hoffte nur, er würde nicht davon laufen.

Langsam nähere ich mich dem Reh, lege den Pfeil an und schieße. Mir tun die Tiere leid, die ich töten muss, auch wenn ich der Natur danke, dass sie mir die Möglichkeit gibt zu leben. Ich bitte darum, dass sie der Seele des Rehe's Frieden gebe. Na ja, ich glaube es wird Zeit, dass ich zu der Höhle zurückkehre, nicht dass der Hase noch wach wird und meint ich hätte ihn allein gelassen. Schnell packte ich noch etwas Fleisch ein und machte mich auf den Weg zurück. Doch als ich in der Höhle ankomme, sah ich, dass meine Sorgen unbegründet waren. Der Hase schlief noch tief und fest in meiner Jacke. Damit hatte ich noch etwas Zeit etwas Feuerholz sammeln. Nicht weit von der Höhle hatte ich trockene Äste entdeckt. Ich sammelte so viel trockenes Holz wie ich tragen konnte und trage es zurück in die Höhle. Unterwegs zurück sammele ich noch Beeren und Löwenzahn. Die Beeren packe ich in meine braune Tasche, die immer an meinem Gürtel hängt.

Als ich wieder an der Höhle ankomme, wartet der Hase schon auf mich. Mir fällt auf, dass ich dringend einen Namen für den Hasen brauchte. „Hey mein kleiner. Wartest du schon auf mich?", frage ich ihn mit sanfter Stimme. Er hoppelte neben mir her in die Höhle, wo ich das Feuerholz und das Fleisch beiseite legte. Schnell machte ich ein wärmendes Feuer und setzte mich davor. Etwas Fleisch hatte ich über dem Feuer zum Braten auf einen Ast gespießt. Der kleine Hase hoppelte zu mir herüber. Nachdenklich sah ich ihn an und setzte ihn auf meinen Schoss. „Wir brauchen noch einen Namen für dich. Aber wie soll ich dich nur nennen?" Der Hase stupste mich an. Ich sah ihn fragend in die Augen. „Ah, ich verstehe. Ich soll überlegen. Wie nennen wir dich nur.... Wie wär's mit Stups? Nein?" Der Hase drehte den Kopf weg, sah mich jedoch gleich wieder an und stupste mich wieder mit seiner kleinen Nase an. „Hm, ich glaube ich nenne dich Aiko, Kind der Liebe. Oder ist dir Aysun lieber? Na was sagst du?" Der kleine Hase stupste mich zweimal an, so als habe er mich verstanden. „Aysun?" Wieder berührte seine kleine Nase meinen Arm. „So schön wie der Mond.... ja ich glaube, dass passt zu dir."

Licht im DunkelnWhere stories live. Discover now