Adams Traum

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Adam träumte.
Beschwingt hüpfte er eine lange Schlosstreppe hinunter.
Unten angekommen blickte er sich um.
Kerzenleuchter erhellten den dunklen Steingang, in dem er sich befand.

Plötzlich erhob sich etwas vor dem König und er schreckte zurück - im ersten Moment.

Dann erkannte er Belle, die strahlend auf ihn zukam.
Er streckte die Hand aus, wollte sie beim Namen rufen, aber in seiner Kehle saß ein fester Kloß, der hartnäckig keinen Ton entwischen ließ.

Er sah ihr in die Augen und erschrak aufs Neue.

Das war nicht Belle!

Die Frau vor ihm war deutlich jünger, fast noch ein Mädchen!
Ihre dunkelbraunen Augen glichen Belle unverkennbar.
Auch das braune Haar.

Den einzigen Unterschied machten die goldenen Strähnen, die die braunen Locken des Mädchens durchzogen.

In der nächsten Sekunde wurde alles in ein gleißend weißes Licht getaucht und Adam konnte nur noch zwei weiß glitzernde Flügel ausmachen.

Dann verschwamm alles.

Adam erwachte.

Louise fuhr verstört auf.
Der Mond schien durch die Ritzen der Jalousie und sie warf einen Blick auf den Wecker.

Zwei Uhr siebenundzwanzig!

Sie hatte noch ein paar Stunden bevor der Morgen anbrach, doch an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken!

Wer war der Mann in ihrem Traum?

Und woher kam diese mysteriöse Kraft, die sie in ihren Händen verspürt hatte?

Aus irgendeinem Grund war ihr der Mann merkwürdig vertraut erschienen.
Als wäre er ein Altbekannter, ein Vertrauter in ihrer Kindheit gewesen.

Sie hätte sich aber doch bestimmt daran erinnert, wenn sie ihn kennen würde oder nicht?

Louise erschien alles so seltsam....als wenn sie aus ihrem Traum nie erwacht wäre...

Genüsslich löffelte Jonathan die heiße Kartoffelsuppe aus seinem Holzteller.

Nach getaner Arbeit in den Bergwerken tat eine warme Mahlzeit so gut!

Sie wärmte den Körper und versetzte in einen schläfrigen Zustand, dem man nur gerecht wurde, wenn man sich ins Bett legte und wohlverdient schlief.

Er hob seinen Teller an und kratzte den letzten Rest zusammen.

Als er ihn sich in den Mund schob, sah er in die Runde.
Die sieben Zwerge saßen schweigend zusammen und beäugten Jonathan verstohlen.

"Was ist los?" ,

fragte Jonathan verwirrt, erhob sich vom Stuhl und lugte in den großen Suppentopf, der an diesem Abend noch halb gefüllt vor sich hin dampfte.

Normalerweise beendeten sie die Mahlzeit erst, wenn alles restlos verzehrt war.

"Schmeckt euch die Suppe nicht?"

Mit einem Ruck erhob sich Seppl von seinem Platz und schmiss dabei achtlos sein kleines Holzstühlchen um.
Es polterte laut.

Eine einsame Träne kullerte aus seinen lieben Kulleraugen.
Er starrte Jonathan einen Augenblick lang unfassbar traurig an, dann stürmte er auf seinen winzigen Beinchen zur Tür hinaus - die Zipfelmütze fest in der Hand.

Das MärchenkleidWhere stories live. Discover now