Kapitel 18

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Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund veröffentlicht Wattpad einfach nicht das 17. Kapitel. Habe sowieso ein paar technische Probleme mit der App zur Zeit, also wundert euch nicht, tut mir sehr leid.

Es passiert wirklich, wir küssen uns, diesmal richtig, sodass er ihn auch erwidern kann. Oder erwiderte ich ihn? Wer weiß das schon, es könnte mir gerade kaum egaler sein. Dieser Kuss ist im wahrsten Sinne des Wortes verboten gut. Ich dürfte das nicht tun und so bewusst ich mir dessen, dass ich einen furchtbaren Fehler begehe, auch sein mag, will ich nicht aufhören. Es ist in jeder Hinsicht ein Fehler. Nik schafft, es wie niemand sonst, mich durch seine Bemerkungen ständig in den Wahnsinn zu treiben, wir sind in jeder Hinsicht völlig verschieden und ich habe dazu auch noch einen Freund. Ich betrüge Max für jemanden, mit dem ich sowieso niemals eine Zukunft haben kann. Ich kann mir Nik beim besten Willen nicht als Freund vorstellen, mal ganz davon abgesehen, dass wir beide keine Beziehung miteinander wollen. Er wäre nur untreu, wir würden uns immer streiten und er würde nicht akzeptiert werden von meinem Umfeld. Ich brauche Max und trotzdem tue ich ihm das hier an. Wenn es mir nicht so sehr gefallen würde, wäre das nur halb so schlimm, denn solange Gefühle im Spiel sind, ist ein Betrug noch viel schmerzhafter, so ginge es mir zumindest an Max Stelle. Er darf davon nie im Leben erfahren, das will ich ihm nicht antun.
Mein schlechtes Gewissen ist die ganze Zeit über präsent, was mich allerdings nicht zur Vernunft bringen kann. Es ist wie eine Sucht, ich komme einfach nicht von Nik los. Stattdessen legen sich automatisch meine Arme um seinen Hals, während Nik mich an sich zieht und seine Zunge nach meiner verlangt. Heiliger Strohsack, dass dieser Kuss so intensiv wird, hätte ich nicht gedacht, geschweige denn, dass Nik ihn mit solcher Intensität ausführt. Ich fühle mich so schwerelos und erfüllt von Glück und Lust, dass ich über gar nichts mehr nachdenken kann, als wäre ich in einer ganz anderen Welt. Habe ich das jemals bei einem Kuss mit Max gespürt? Vielleicht, aber würde ich mich dann nicht daran erinnern können? Schon bei der hauchzarten Berührung unserer Lippen habe ich ewig ein Prickeln auf den Lippen verspürt, was mir Max nie beschert hat, das hier übertrifft das allerdings noch bei Weitem, was für mich immer kaum vorstellbar war. Warum nochmal dachte ich, Küsse werden total überbewertet? Dieser hier scheint sogar die schönsten Geschichten, die ich von so vielen gehört habe, einige Male zu übertreffen. Warum spüre ich das bei Max nie? Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum es ausgerechnet Nik sein muss. Welchen blöden Scherz hat sich da das noch blödere Universum erlaubt?
Noch Ewigkeiten hätte ich so mit ihm herumstehen und ihn küssen können, doch ein Paar greller Scheinwerfer reißt mich aus diesem Traum in die Realität zurück und mir wird schmerzlich bewusst, dass dieses Auto zum Glück nicht Max gehört, aber uns jemand hätte sehen können, der Max oder mich kennt oder er selber hier vorbeifährt. Das darf unter keinen Umständen geschehen. Wie konnte ich daran nicht denken und so riskant sein? Nun ja, dafür war mein Hirn einfach zu benebelt. Im Moment weiß ich nicht, ob es überhaupt nochmal zu solch einer Situation kommen wird, doch auf keinen Fall darf das erneut in der Öffentlichkeit geschehen. Ich will es nicht nochmal wollen, sollte es nicht wollen, aber nach diesem Erlebnis glaube ich kaum, dass ich Nik von mir stoßen kann, falls er es noch einmal versuchen sollte. Ich wusste, dass er sehr anziehend auf mich wirkt, aber niemals hätte ich gedacht, dass das bedeutet, dass wir uns fast gegenseitig auffressen werden. Ich wage es kaum, Nik ins Gesicht zu sehen, nachdem ich wie ein erschrockenes Reh einige Meter von ihm weggesprungen bin, obwohl wir gerade noch so wild miteinander herumgemacht haben. Mit Max hätte ich mich das niemals außerhalb unserer Zimmer getraut, beziehungsweise hält er mich immer genügend auf Abstand, sodass es gar nicht dazu kommen kann.
Den Blick, den Nik mir zuwirft, kann ich nicht deuten, was mich gerade jetzt furchtbar verunsichert. Wie soll ich nun mit ihm reden, mit ihm umgehen? Wie behandelt er mich jetzt? Was denkt er darüber? Hat es ihm gefallen oder bin ich furchtbar schlecht darin? Meine Erfahrungen sind begrenzt und Max würde mich für schlechtes Küssen niemals kritisieren.
„Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen", meine ich mit brüchiger Stimme, da es das einzige ist, was mir gerade nicht als völlig daneben erscheint und leider auch der Wahrheit entspricht. Meine Eltern werden wahrscheinlich jetzt schon etwas misstrauisch sein, falls sie noch wach sind, was ich jedoch nicht hoffe. Im Moment kann ich mich nicht entscheiden, ob ich vor Nik fliehen oder ihm nicht von der Seite weichen möchte. Nach Hause gehen scheint mir jedoch nach der rationaleren Entscheidung. Dieser Teil meines Gehirns scheint wirklich im Schlummermodus zu stecken.
„Ich fahre dich", legt Nik fest und macht sich gar nicht erst die Mühe, zu fragen, ob ich das will. Unerträglich selbstbewusst schlendert er zu seinem Auto und achtet nicht einmal darauf, ob ich hinterherkomme oder nicht. Ich wäre allerdings dumm, wenn ich dieses Angebot nicht annehme, also renne ich hinterher, um ihn einzuholen.
Im Auto ist es merkwürdig still. Ich fühle mich, nach dem, was gerade passiert ist, nicht sonderlich behaglich, wenn er mich einfach ignoriert, doch ich weiß selber nicht mal, was ich jetzt sagen sollte. Dabei sollte man meinen, mit seiner Erfahrung weiß Nik, mit solch einer Situation umzugehen, obwohl genau das vielleicht seine Taktik ist. Hach, ich wünsche mich so dringend in meine rosa, schwerelose Welt von vorhin zurück, die ich nur viel zu kurz erleben durfte. Kaum bin ich zurück in der Realität angekommen, kann ich mir nur den Kopf zerbrechen.
Nik hält drei Häuser vor meinem und ich bin ihm im Stillen dankbar, dass er sogar daran denkt, dass wir auf keinen Fall von meinen Eltern gesehen werden. Ehrlich gesagt hätte ich ihm das gar nicht zugetraut, umso überraschter bin ich. Dies ist schon wieder so ein Moment, in dem er mir nicht wie der Idiot erscheint, den er so oft zu Tage bringt. Immerhin macht mir das ein etwas besseres Gewissen, weil ich ungern selber so dumm sein will, mit einem Idioten rumzumachen.
„Danke fürs Fahren. Wir sehen uns", sage ich beim Abschnallen, wobei ich die Worte vor Anspannung fast verschlucke. Kommt jetzt noch was? Eine Umarmung, ein Kuss? Das alles wäre so seltsam, diese ganze Situation ist verdammt seltsam. Seit wann ist er bloß so zurückhaltend? Da es bei einem Schweigen seinerseits bleibt, steige ich aus und nehme die letzten Schritte nach Hause auf mich. Ich drehe mich nicht mehr um. Das Motorengeräusch erklingt, sobald ich an der Haustür angekommen bin.

Diabolic Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt