Aurelian

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Angst. Eine Zeitlang wusste ich nicht einmal wie man das schreibt. Das hat sich nun geändert, alles hat sich geändert und es begann noch vor meiner Geburt.
Und doch fing an einem Tag in meinem Leben mein persönliches Abenteuer an, ohne dass ich es geahnt hätte.

Mein Name ist Aurelian Gabriele und ich berichte von meinem Leben, dass alles andere als normal verlief.

Alles fing damit an, dass mich eine schwere Last zu ersticken drohte... Na gut, es waren meine beiden kleinen Geschwister Lula und Beck. Wie jeden Morgen hüpften und tobten sie auf meinem Rücken herum, ohne Rücksicht auf Verluste.
Mein Part war es dann genervt die Augen aufzuschlagen und mich mit einem Ruck auf den Bauch zu drehen und die zwei lange und qualvoll durchzukitzeln. Das war unser Morgenritual und es zeigte mir immer, dass alles in Ordnung war.
Nach getaner Arbeit hüpften die zwei von mir runter und rannten hinunter in die Küche um unserer Mutter zu helfen. Überflüssigerweise sah ich auf meine Uhr neben meinem Bett, auch wenn sowohl der Stand der Sonne, als auch unser Morgenritual mir schon die Zeit verraten hatten: 7:10 Uhr. Viel zu früh, aber was soll's. Ich schlurfte ins Bad um mir auch die hartnäckigste Müdigkeit vom Gesicht zu spülen, danach warf ich einen flüchtigen Blick in den Spiegel der den halben Raum einnahm.

Markantes Kinn, hohe Wangenknochen. Keine Pickel aber dafür ein leichter Bartwuchs der mich älter wirken ließ und bernsteinfarbene Augen, die je nach Sonneneinstrahlung entweder golden oder bronzefarben leuchteten. Besonders stolz war ich auch auf meine Haare, die mir in zerzausten Strähnen bis in den Nacken fielen und karamellfarben waren. Allerdings wurden die Haare in die Spitzen hin schwarz, was einen tollen Effekt auf Frauen hatte. Zumindest meinte Luk das mal zu mir, als mir wiedermal ein Mädchen ihre Liebe gestanden hatte. Er müsse es wissen, meinte er, wenn er nicht wüsste das ich auf Frauen stehe, hätte er mir auch seine Liebe gestanden. Ob das als Scherz gemeint war oder nicht, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Kopfschüttelnd putzte ich mir die Zähne und ging dann in mein Zimmer zurück um mich umzuziehen.

In jedem Land auf dem Kontinent Assiah gab es einen Dresscode der vom amtierenden König oder Königin bestimmt wurde und jeder Bürger musste sich daran halten, wobei es selbstverständlich Ausnahmen gab. Arbeitgeber konnten eine eigene Uniform für ihre Arbeiter beantragen. In dem Land wo ich wohnte, in Löwenshain, mussten Männer Stoffhosen und Leinenhemden tragen. Schuhe waren nicht vorgeschrieben, aber sie sollten zum Outfit passen, wie meine Mutter einmal augenzwinkernd zu mir gesagt hatte, nachdem ich mit kirschroten Schuhen auf eine Beerdigung gehen wollte. Also zog ich eine weiße Stoffhose die mir bis zu den Knien reichte und ein beiges Leinenhemd an. Dazu beige Sandalen.

Zwar nicht optimal für die Feld- oder Schmiedearbeit, wie es Tradition war in unserem Dorf, aber ausreichend für die Schule die ich stattdessen besuchte. In meinem Dorf war das ein Privileg, wenngleich überall in Assiah die Schulpflicht herrschte. Aber das interessierte die Bewohner von Linkenstein herzlich wenig, da sie nie bis selten jemals ihr Zuhause verließen. Höchstens mal ins nächstgelegene Dorf, aber nie weiter und schon gar nicht in eine Stadt.

Ich hatte immer angenommen, dass ich auch für immer hier bleiben müsse, aber meine Mutter hatte keine Lust dazu. Und so schickte sie mich ab meinem siebten Lebensjahr zur örtlichen Schule. Neben mir waren allerdings nur insgesamt 14 andere Schüler dort und auch nicht jeden Tag. Viele meinten ich würde dadurch verweichlichen, aber sie wussten da auch nicht, dass mein Vater- oder eher mein Stiefvater, mich an einer Waffen- und Kampfschule angemeldet hatte als ich sieben wurde. Glücklicherweise hatte ich nur bis mittags Schule und so dann Zeit ab Nachmittags in die Schwertschule zu gehen, wie ich sie nannte. So musste ich keinen Unterricht verpassen.

Die Legende von ScarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt