Farabella

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Ich war schockiert, zum ersten Mal hatte ich einen Menschen getötet. Einerseits erfüllte mich Stolz, andererseits plagte mich schon mein Gewissen, vor allem weil der Junge, der hinter der Leiche stand, mich so wütend ansah, dass ich mich am liebsten entschuldigt oder die Zeit zurück gedreht hätte. Auch die anderen drei Menschen die sich aus ihrem jämmerlichen Motorboot geschleppt hatten und nun vor dem Toten knieten, voller Trauer, sorgten dafür dass mir schlecht wurde.

Ohne zu überlegen hatte ich geschossen, den Befehl des Commanders noch in meinen Ohren, und hatte dadurch vermutlich einer Familie den Ehemann und Vater weggenommen. Dennoch, schalte ich mich selber, Elismà hatte deutlich gesagt, dass die die zu fliehen versuchen, direkt getötet werden müssen. Im Nachhinein bezweifelte ich aber nun, ob er das wirklich ernst gemeint hatte. Immerhin brauchte man Menschen nur Angst einzujagen um sie Gehorsam zu machen, wie mein Vater einmal zu mir sagte, als er mal gute Laune hatte.

Ich riss mich zusammen und rief mit einem klaren Pfiff um Verstärkung, die auch direkt angerannt kam, als hätten die Soldaten schon gewartet. Ich beobachtete wie sie zu der Familie liefen und sah wie sich der ältere Junge vor seine Familie stellte, irgendwie süß... Ich lächelte bei dem Gedanken an einen loyalen Hund und rief zu ihnen: "Kommt ohne Wehr mit, es muss ja nicht noch einer sterben! Es obliegt eurer Wahl, Menschen... Nein, eigentlich nicht. Ihr kommt mit!" Der Junge blitzte mich an wie ein hungriger Wolf, gierend nach Blut und ich wäre beinahe zurückgewichen. "Lieber sterben auch wir, als dass wir die Marionetten von euch Wesen werden!", schrie er voller Hass. Diese Worte trafen mich hart, aber ich konnte sie nachvollziehen. Menschen waren für ihren Freiheitswillen bekannt und deshalb insgeheim hoch angesehen. Ich zog jedoch lediglich eine Augenbraue hoch und war fast schon geneigt ihm ebenfalls einen Pfeil in die Brust zu schießen. Etwas, dass der General vermutlich noch weniger gut heißen würde. Aber zum Glück nahmen die Soldaten daraufhin endlich die vier noch lebenden schweigend, aber gewaltsam in ihre Mitte und warfen die Leiche des Mannes einfach in den Fluss, woraufhin die ältere Frau aufschrie und die beiden Kinder sich beinahe übergeben mussten. Der junge Mann aber verpasste dem verantwortlichen Elfen einen Kinnhaken der gesessen hatte, ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, kaum zu glauben, dass ich ihn gerade eben noch erschießen wollte. Dem Jungen wurden daraufhin die Hände zusammengebunden und der angegriffene Elf verpasste ihm ebenfalls einen Kinnhaken und eine Faust in den Magen. Der Junge nahm es erstaunlich gelassen hin, aber ich wandte mich schon ab und eilte zu Elismà auf den Rathausplatz zurück.

Dort standen schon wie befohlen die Kinder verängstigt herum. Ihre Eltern wurden durch die anderen Soldaten in Schach gehalten, sodass sie nicht mit ihren Kindern wegrennen konnten. Wieder durchströmte mich ein Gefühl der Macht und ich bestieg mein Pferd Fortuna, um zum Commander zu reiten. Mürrisch besah er sich die Auswahl. Ich wusste was er dachte, die Kinder hier waren zwar gut ernährt, wie eigentlich jedes Dorf in Assiah, aber absolut nicht zu gebrauchen. Man konnte ihnen ansehen, dass sie viel zu verwöhnt waren und nie mit Elfen oder anderen unserer Art in Kontakt gekommen sind. Sie haben ihre Wachsamkeit verloren und das war schlecht, vor allem für den Krieg. Wir müssen viel Zeit und Arbeit in sie investieren um aus ihnen gute Kämpfer machen zu können.

Meine Grübelei wurde durch die Ankunft des jungen Mannes von zuvor und seiner Familie unterbrochen. Der Elf der eben verletzt wurde, Farron, nickte Elismà zu und dieser stieg nun von seinem Pferd ab. Alles wurde still und er verkündete laut und deutlich: "Eine lächerliche Ansammlung ist das hier! Aber wir werden sehen, was wir tun können...Ich bin kein Tyrann, deshalb werde ich nur aus jeder Familie mit mehr als einem Kind über elf Jahre jemanden aussuchen, der uns, nun ja, beitreten wird. Und nun stellen sich alle Geschwister, wie vorhin schon gesagt,  zusammen." Gesagt, getan. Es war erstaunlich wie die Kinder wie in Trance taten, was ihnen gesagt wurde. Wie ich mir dachte, blieb der große Junge bei den beiden Kleineren, die sich aneinanderkuschelten und leise weinten. Irgendwie hatte ich halb gehofft der Junge wäre nur ein Cousin oder so was in der Art, aber so hatte ich jetzt ein noch schlechteres Gewissen ihm gegenüber. Ich musste dringend seinen Namen erfahren!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 01, 2020 ⏰

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Die Legende von ScarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt