Verpasste Chancen und endgültige Endscheidungen

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Als Nagisa wieder aus dem Bad kam fand er einen schlafenden Karma, der sich diesmal auf's Bett gelegt hatte. Konnte dieser Kerl eigentlich immer schlafen? Ein wenig Neidisch konnte man ja schon seien. Am liebsten hätte sich Nagisa ja zu ihm gelegt und ihn beim Schlafen beobachtet. Aber das Risiko dass er dabei wach wurde war einfach zu hoch. Es hatte schon genug peinliche Situationen gegeben und es würde auch noch weitere geben solange sie zusammen wohnten. Da gab es keinen Grund das Schicksal herauszufordern. Stattdessen beschloss er raus auf den Balkon zu gehen. Ein frischer Wind blies durch seine Haare. Die Stadt war wirklich schön. Nagisa ließ seinen Blick über die Straßen und Häuser schweifen. Bis er schließlich an einem ganz bestimmten Fenster haften blieb, das dem Hotelzimmer direkt gegenüberlag. Dahinter sah er zwei junge Männer die sich anschrien. Einen mit kurzen braunen und einen mit mittellangen blonden Haaren. Der Streit sah ziemlich heftig aus. Man hörte die beiden sogar von draußen. Verstehen konnte man leider nichts. Nagisa hätte zu gern gewusst worum es ging. Warum musste er auch immer so neugierig sein. Der Streit schien eine unerwartete Wendung genommen zu haben denn plötzlich war es still. Schneller als Nagisa gucken konnte hatte der Braunhaarige den Blonden an sich gezogen und geküsst. Zuerst lies dieser ihn machen, dann aber vergrub er seine Hände in den Haaren des anderen und erwiderte den Kuss. Die beiden sahen einfach toll aus zusammen. Ohne dass er es gewollt hatte fragte sich Nagisa ob ihm so etwas wohl jemals passieren würde. Und schon wollte der Gedanke wie es sich wohl bei Karma anfühlte nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden. Verträumt seufzend stützte er die Arme am Geländer ab und beobachtete die beiden weiter. Ob die nicht auch irgendwann mal Luft holen müssen? Schließlich lösten sie sich voneinander und der eine warf den anderen auf das Bett das direkt hinter ihnen stand. Nagisa wusste nicht was er tun sollte. Ein Teil von ihm wollte unbedingt weiter hinschauen aber sein Gewissen sagte ihm dass das nicht richtig war. Schließlich wurde ihm die Entscheidung abgenommen als jemand die Vorhänge zuzog. Etwas enttäuscht ging er wieder nach drinnen. Was hatte er da gerade getan? Sollten sich seine vernünftigen Gedanken jetzt völlig von ihm verabschieden?

„Karma wach auf.", sagte Nagisa leise und ruckelte vorsichtig an seinem Arm. Müde öffnete Karma die Augen. „Hm?", brummte er verwirrt. „Ich werd jetzt zur Arbeit gehen also...", versuchte Nagisa zu erklären. „Ich werd dich hinbringen.", meinte Karma und setzte sich auf. „Oh... na wenn du meinst.", Nagisa lachte angespannt und wurde rot. Wenn Karma wüsste was er sich vorhin auf dem Balkon vorgestellt hatte, würde er ihn sicher auslachen. Als Karma schließlich aufstand um seine Jacke zu holen fiel sein Blick anklagend auf Nagisa. Am liebsten hätte er gesagt: „Das nächste Mal sagst du mir gefälligst Bescheid wenn du dich umziehst damit ich dir dabei helfen kann!" Aber er ließ es lieber. Als sie vor dem Restaurant standen fragte Karma: „Wo hast du eigentlich deine Waffe versteckt?" Nagisas Blick und seine geröteten Wangen daraufhin sagten ihm dass er gehofft hatte dieser Frage aus dem Weg gehen zu können. Karma grinste ihn an. Er trug nur das Kleid nichts weiter. Keine Tasche oder eine Jacke. Er machte einen Schritt auf ihn zu und hob das Kleid leicht an. Ein Strumpfband aus schwarzer Spitze in dem eine der Spezial Waffen steckte kam zum Vorschein. Karmas grinsen wurde noch breiter und er setzte dazu an etwas zu sagen. Gerade als Nagisa ihm eine Ohrfeige geben und in den Laden verschwinden wollte sah er seine Chefin in der Tür stehen und auf ihn warten. Ihr Blick sagte ihm: Verabschiede dich endlich und komm rein damit du anfangen kannst. Sofort ließ Karma das Kleid los, ohne sich anmerken zu lassen das er sah was passiert war. Die Frau blickte die beiden an und wartete. „Versprich mir dass wir nie wieder über das von gleich reden.", flüsterte Karma in Nagisas Ohr. Etwas verwirrt nickte er und im nächsten Moment spürte er Karmas Lippen auf seinen. Es war ein kurzer und unschuldiger Kuss. Viel zu kurz, wie Nagisa fand. So schnell das berauschende Gefühl da gewesen war so schnell verschwand es auch wieder. „Bis heut Abend!", rief Karma und lief davon. Auch wenn es nur von meiner Seite ehrlich war, war es unbeschreiblich, sagte Nagisa zu sich selbst und wandte sich seiner Chefin zu. Die Arbeit war einfach und dauerte nicht lange, denn alles worüber Nagisa nachdachte war dieses wundervolle Gefühl auf seinen Lippen das auch zwei Stunden danach noch nicht völlig verschwunden war. Schließlich erkannte er auch Korosensei, in seiner Lehrerverkleidung der sich eine Pizza kaufte. Das könnte kompliziert werden. Immerhin befanden sie sich in der Öffentlichkeit. Obwohl im Grunde konnte Nagisa das auch zu seinem Vorteil nutzen. Vor so vielen Menschen einfach mit Mach 20 davonzufliegen konnte sich der Sensei nicht leisten. Also verließ Nagisa seinen Arbeitsplatz und folgte ihm in die nächste Seitengasse. Schnell zog er die Waffe aus ihrem Versteck, zielte und schoss. Sein erster Schuss traf zwei Tentakel auf einmal. Einen kurzen Moment lang konnte Nagisa nicht fassen dass er wirklich getroffen hatte und vergaß dabei das weiterschießen. Diesen Moment nutzte Korosensei und wich dem nächsten Schuss aus. Es hätte vielleicht funktionieren können. Verdammt. Wütend über sich selbst warf er die Waffe zu Boden. „Nagisa! Was für eine nette Überraschung!", begrüßte ihn der Sensei freundlich. „Ich dachte mir schon dass da was nicht stimmen kann. Bist du allein hier?", wollte er wissen. „Nein Karma ist auch hier.", meinte Nagisa niedergeschlagen. „Soll ich euch nach Hause fliegen?", fragte Korosensei. Das war eine gute Frage. Im Grunde gab es keinen Grund noch hier zu bleiben. Zumindest keinen den Nagisa laut aussprechen würde. Eigentlich gab es da eine Menge Gründe. Er wusste nicht ob er Karma jemals wieder so nah seien würde. Und er wusste nicht ob das zwischen den beiden jemals funktionieren würde. Nein. Er würde jetzt nicht weggehen. „Nein danke. Es is ganz nett hier und ich würde gern noch bleiben.", meinte Nagisa, immer noch ein Bisschen genervt dass er die Welt hätte retten können, hätte er nur nicht so lang darüber nachgedacht. Pff, ganz nett, Nagisa hätte fast grinsen müssen wenn er über diese maßlose Untertreibung nachdachte. „In Ordnung. Ich mache mich dann auf den Weg, nicht dass ich zu spät zum Unterricht komme.", meinte Korosensei. „OK. Dann... sehen wir uns ja übermorgen.", meinte Nagisa und schloss einen Moment lang die Augen. Als er sie wieder öffnete war Korosensei verschwunden. Er hob die Waffe auf, steckte sie in das Strumpfband zurück und lief zum Restaurant. Es war vorherzusehen dass es nicht funktionieren würde. Das hatte er selbst gesagt. Trotzdem war es irgendwie enttäuschend. Vor allem weil er nie wieder eine solche Gelegenheit haben würde. Der Rest des Tages kam ihm viel zu lang vor. Er war sehr erleichtert als Karma auftauchte um ihn abzuholen. „Ich schließe aus deinem Missmutigen Gesichtsausdruck dass es wohl nicht ganz so gelaufen ist wie es geplant war.", meinte Karma als sie zurück zum Hotel gingen. Nagisa schüttelte den Kopf. „Ich hätte es schaffen können.", gab er zu, „Aber ich habs verhauen." „Mach dir keine Vorwürfe. Ich bezweifle so wie so dass es jemand schaffen kann.", meinte Karma. Wie konnte er sich so mit seinem Schicksal und dem der Welt abfinden? Nagisa wollte das nicht. Er wollte unbedingt die Hoffnung sehen auch wenn sie vielleicht gar nicht da war. Nein, das war einfach zu ärgerlich. Er würde nie wieder eine gute Chance auslassen. Nicht nur was Korosensei anging. Wenn die Welt schon zerstört werden musste würde er glücklich sterben, nahm er sich vor. Es war ein schwacher Trost, aber es wäre trotzdem ein noch größerer Fehler nicht herauszufinden ob Karma ihn nicht vielleicht doch Lieben konnte. Ob er für immer mit ihm zusammen seien konnte. Bis zum Ende ihres Lebens. Ob das nun Ende des Schuljahres seien würde oder in achtzig Jahren.  

 „Ach ja was ich ganz vergessen habe, was wollen wir heute eigentlich essen?", fragte Karma als die beiden wieder auf ihrem Zimmer waren. „Hm. Ich weiß nich. Wir könnten irgendwo was essen gehen.", schlug Nagisa dann vor. Karma schüttelte den Kopf. „Dafür hab ich nicht mehr genug Geld. Wie wärs wenn wir naja wenn du was kochen würdest? Keine Ahnung ich kann höchstens ne Tiefkühlpizza in der Mikrowelle aufwärmen.", grinste Karma. Sein Lächeln ließ Nagisas Herz erneut schneller schlagen. „Ehm ja, ich kann ein bisschen kochen. Hab ich von meiner Kusine gelernt.", meinte Nagisa verlegen. Ihm fiel auf wie sehr seine Kusine ihn eigentlich schon unterstützt hatte ohne es zu wissen. Erst das Kleid und jetzt das kochen. Er nahm sich vor sich noch einmal bei ihr zu bedanken wenn sie zurück waren. „Na dann. Unten im Haus ist n Supermarkt schaffst du das alleine? Nimm einfach das Geld aus meiner Tasche das sollte reichen.", sagte Karma und machte es sich auf dem Sofa bequem. Nagisa blickte zweifelnd zu dem verrosteten kleinen Herd in der Ecke des Zimmers. Ob der wohl funktionieren würde? „Ja das schaff ich.", sagte er. Er wusste nicht ob das noch angekommen war denn Karma schlief schon wieder. Von was war er denn nur so müde? Wenn er gewusst hätte das Karma fast kein Auge zugetan hätte weil alles in seinem Kopf sich nur um Nagisa drehte der so dicht neben ihm lag...

One hundred ways to kill and one way to love <3Where stories live. Discover now