Ein verdammt liebenswerter Idiot...

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Nagisa stellte einen Topf voll Wasser auf den Herd und schaltete ihn ein. Er schien tatsächlich zu funktionieren. Er setzte den Deckel auf den Topf und lief zurück zum Bett, auf das er sich auch gleich legte. Irgendwie hatte er seit letzter Nacht immer irgendwas gehabt das ihn abgelenkt hatte. Es war das erste mal dass er wirklich ungestört nachdenken konnte. Nagisa hatte etwas Angst davor. Aber irgendwann hatte der Moment ja einsetzten müssen an dem er begann sich den Kopf zu zerbrechen. Also schön, dachte er sich, ich werd kurz drüber nachdenken, zu einem Entschluss kommen und wieder aufhören. Es war wie mit einem Zimmer das man seit Wochen nicht aufgeräumt und sauber gemacht hatte. Langsam wurde es unbequem weiterhin darin zu leben und all den Dreck und die Unordnung zu ignorieren. Nagisa musste diese Gedanken wohl hinter sich bringen. Also gut. Er hatte sich in Karma verliebt das konnte er nicht leugnen. Aber was empfand Karma wohl für ihn? Es konnte einfach nicht nichts sein. Er hätte ihn an diesem Morgen nie küssen müssen, schon gar nicht auf die Lippen. Er hätte ihm nicht helfen müssen sich umzuziehen und vor allem den einen Blick hätte er Nagisa nicht schenken müssen. Den von heute Morgen als er ihm geholfen hatte aus dem Kleid zu kommen. Den einen Blick der Nagisa den Atem geraubt hatte. Es konnte nicht einseitig seien aber was wenn Nagisa sich all das nur einbildete? Was wenn Karma in ihm nicht mehr sah als einen guten Freund und ihn einfach nur besonders gern ärgerte? Was wenn aus ihnen nie mehr werden würde? Bei dem Gedanken lief Nagisa eine Träne übers Gesicht. Plötzlich tauchten rote Haare und ein vertrautes Gesicht über ihm auf. Er lag auf dem Rücken und hatte an die Decke gestarrt als sich Karma plötzlich über ihn beugte. Die Blicke der beiden trafen sich und froren ein. Es kam Nagisa wie eine halbe Ewigkeit vor, doch es waren wohl nur drei Sekunden gewesen. Er hätte nichts lieber getan als die Arme um Karmas Hals zu schlingen, ihn zu sich herunter zu ziehen und noch einmal zu küssen. Endlich Gewissheit zu haben ob Karma dasselbe fühlte war Nagisas größter Wunsch. Denn die Unsicherheit die es mit sich brachte das nicht zu wissen fühlte sich an als würde sein Herz aufhören zu schlagen. Er wollte es so sehr doch seine Arme bewegten sich keinen Zentimeter. Stattdessen lief ihm nun auch über die andere Wange eine Träne. „Nagisa alles ok?", fragte Karma besorgt. Aus seiner Trance gerissen fuhr Nagisa hoch und wischte sich die Tränen weg. „Ehm... ja.", meinte er mit kratziger Stimme, „Ich glaub ich bin hier gegen irgendwas allergisch." Karma sah ihn mit einem derart sarkastischen Blick an das Quasi auf seiner Stirn stand wie wenig er ihm das glaubte. „Das Wasser kocht über.", meinte er schließlich. Das Geräusch von blubberndem Wasser, das Nagisa erst jetzt bemerkte, wurde lauter und verwandelte sich in ein Zischen. Schnell sprang er auf, lief zum Herd und drehte ihn runter. Na großartig. Das hat ja mal so Garnichts gebracht, wie konnte ich nur so naiv sein zu versuchen meine Probleme durch nachdenken zu lösen, dachte Nagisa verärgert während er die Nudeln ins Wasser warf und begann die Soße zu machen. Karma setzte sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Nagisa lauschte ganz genau was im Fernsehen lief um nicht wieder anzufangen alles zu zerdenken. Das Zimmer war noch genauso schmutzig wie vorhin und er würde nicht nocheinmal auf dieselbe Weise versuchen es aufzuräumen. Und darüber nachzudenken wie das sonst funktionieren würde wäre dieselbe Problematik. Schließlich war das Essen fertig und Nagisa setzte sich mit zwei Tellern in der Hand neben Karma und reichte ihm einen. „Danke.", meinte Karma knapp. Mehrere Minuten saßen sie essend nebeneinander. Keiner sagte ein Wort. Es war so still zwischen den beiden das Nagisa am liebsten laut losgeschrien hätte. Warum sagte Karma nur nichts? Es war erneut dieses furchtbare Gefühl das einem Herzstillstand glich. Schließlich wurde es ihm zu viel und er stellte den Teller auf das Sofa und lief auf den Balkon. Wider pfiff ihm der Wind durch die Haare. Und wieder fiel sein Blick auf die andere Seite. Er sah die beiden Männer von neulich zusammen auf dem Bett liegen. Einer lag im Arm des anderen und kuschelte sich an seine Brust. Das war so unfair! Warum konnte er so etwas nicht haben? Wieder stiegen ihm Tränen in die Augen und er schnappte nach Luft, als ihm auffiel das er den Atem angehalten hatte. Eine Träne verirrte sich in seinen Augenwinkel und rann über seine Wange. Hinter ihm räusperte sich jemand. Es war Karma. Nagisa drehte sich um und umarmte ihn. Er hielt ihn so fest er konnte. Karma durfte ihn nicht noch einmal weinen sehen. Ohne etwas zu sagen löste sich Karma wieder von ihm. Das hatte weh getan. Warum musste er nur so sein? „Nagisa worüber denkst du so verzweifelt nach?", wollte Karma wissen. Schließlich gab Nagisa auf und begann zu schluchzen. „Ich kann dir das nich erzählen.", brachte er unter Tränen heraus die sein Gesicht wie Wasserfälle hinunterliefen. „Warum nicht?", fragte Karma mit ruhiger Stimme. Nagisa schüttelte einfach nur den Kopf und krallte sich im Geländer hinter ihm fest. „Bitte, geh ein Stück vom Balkon weg ok?", bat Karma und griff nach Nagisas Arm. Als ihm klar wurde was Karma dachte hätte Nagisa fast lachen können. „Du irrst dich.", sagte Nagisa während er sich immer wieder die Tränen weg wischte, „Ich würde da nicht runter springen keine Sorge. Mein Problem ist doch dass ich... dass ich zu wenig Zeit auf dieser Welt habe und nicht zu viel." Karma hielt Nagisas Arm unvermindert fest und zog ihn ein Stück vom Abgrund weg. Er hob Nagisa erneut hoch wie gestern Nacht als er betrunken gewesen war, trug ihn zu dem Bett und legte ihn wieder dort ab. „Lass mich nich alleine.", schluchzte Nagisa. Es war dieselbe verzweifelte Stimmlage wie gestern Nacht. Obwohl er sich dank Filmriss nicht daran erinnern konnte hatte er dieselben Worte benutzt. Anstatt sich wieder die Schuhe auszuziehen und sich zu ihm zu legen, beendete Karma schließlich dieses Merkwürdige Déjà-vu und beugte sich über ihn. „Bitte, küss mich nochmal!", rief Nagisa ohne wirklich mitzubekommen was er da überhaupt von sich gab. Karma sah ihn mehr als überrascht an und meinte dann: „Du... hast irgendein Problem von dem du mir nichts erzählen willst. Du würdest es sehr bereuen wenn ich das jetzt mache." In Nagisas blauen Augen blitzte Wut auf. Wie konnte er das nur noch immer nicht verstehen? „Verdammter Idiot!", schrie er ihn an, „Du bist mein Problem!" Damit schlang er seine Arme um Karmas Hals und tat was er vorhin und gestern schon hätte tun sollen. Er zog ihn zu sich herunter und küsste ihn genau wie er es sich vorgestellt hatte. Was er sich nicht hatte vorstellen können war Karmas Reaktion darauf. Dieser erwiderte den Kuss, kniete sich gleichzeitig über den blauhaarigen Jungen auf das Bett und stützte seine Ellbogen neben dessen Kopf ab. Schließlich lösten sich die beiden voneinander und Nagisa sah Karma mit neugefundenem Selbstvertrauen in die Augen. „Du hast mich einen Idioten genannt.", grinste Karma ihn an. Als Nagisas Verstand nach und nach wieder mit seinen Worten und Handlungen hinterherkam, und ihm bewusst wurde was da eigentlich gerade passiert war wurde er knall rot. Er lächelte etwas und meinte dann: „Ja zweimal... Aber du bist ein liebenswerter Idiot."„Heißt das du liebst mich?", es war ein rhetorische Frage das wusste Nagisa genau. „Ja", antwortete er dennnoch. Karma dachte darüber nach und meinte dann: „Das war alles was ich hören wollte." Erneut trafen sich ihre Lippen. Dieser Kuss war leidenschaftlicher als der vorherige. Leise stöhnend schloss Nagisa die Augen und zog seine Beine an bis sie sich von Karmas befreit hatten und schlang sie um seine Hüfte. Schließlich löste Karma den Kuss und sah Nagisa vielsagend an. „Du kannst nicht von mir verlangen der Vernünftige von uns zu sein. Dafür hab ich viel zu lange warten müssen.", meinte er schließlich. Nagisa verstand was er meinte und sagte: „Also von mir aus muss es keinen Vernünftigeren geben." Der gleichgültige Ton in seiner Stimme brachte Karma zum lächeln... 


„Mein Name ist Nagisa Shiota. Und meine Klasse war vor ein paar Jahren noch die 3-E. Der Assassination Classroom. Ich kann es kaum glauben dass wir es wirklich geschafft haben. Damals hätte ich mir fast nicht vorstellen können dass die Welt heute noch existiert. Doch sie tut es. So wie auch Karma und ich noch hier sind. Wie könnten wir das auch nicht seien? Wir gehören schließlich zusammen. Damals in Italien konnten wir die Welt nicht retten. Stattdessen haben wir einen Grund mehr dafür gefunden es tun zu müssen. Es gab auch einen ganz besonderen... Menschen? naja eine ganz besondere Person die uns viel beibrachte und sich letztendlich mehr als alles andere gewünscht hat, dass wir glücklich werden. Ein Wunsch den ich meinem ehemaligen Lehrer einfach nicht abschlagen konnte. Und zufälliger Weise brauchten Karma und ich genau dasselbe um glücklich zu sein..."



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One hundred ways to kill and one way to love &lt;3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt