17 ~what's strength?

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Schon lange sind die Ferien vorbei und somit bin ich nicht mehr bei Jin, sondern alleine in meiner Wohnung.
Nach drei Monaten Beziehung mit Hoseok habe ich es noch immer nicht geschafft ihn zu vergessen. Noch immer trägt er mein Herz irgendwo bei sich und macht keine Anstalten dazu es mir wiederzugeben damit ich es dann Hoseok überlassen kann. Kurz kneife ich meine Augen zusammen als ich die scharfe kleine Klinge über meinen Arm gleiten lasse. Die tränen laufen über meine Wangen sowie das Blut über meinem Arm. Das Bad ist gefüllt mit meinen lauten Schluchzern und wimmern.
Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich kann nicht länger so tun als wäre alles prima, als würde alles besser sein, als würde ich die gleichen Gefühle für Hoseok entwickeln und als wäre ich endlich glücklich. Ich wünsche es wäre so, aber wahrscheinlich wird es nie wieder so sein.
Ich verziere meinen Arm mit weiteren schnitten während ich mir durch den Spiegel in meine, vom vielen heulen, roten Augen sehe. Ich lasse all meinen seelischen Schmerz, meine Frust, meine Liebe zu Yoongi, meinen Selbsthass an meinem Arm aus.
Ich zucke kurz zusammen als es an der Tür klingelt. Aufmachen tue ich diese aber nicht. Meine Tränen haben aufgehört und mein schluchzen verschwindet auch endgültig. Noch mehrmals höre ich die Klingel, bewege mich aber keinen Zentimeter.
Mein Gesicht, Ausdruckslos. Meine Augen, emotionslos. Mein Herz, zerbrochen. Mein Arm, voller Blut.

'Stark' nennen sie mich. Was bedeutet dieses Stark sein überhaupt? Heißt es, niemals aufgeben, oder es zu schaffen, dass niemand merkt, wie kaputt du eigentlich bist? Wenn es die zweite Variante ist, dann haben sie recht. Niemand merkt wie schlecht es mir wirklich geht und das ich mich noch kein Stück gebessert habe. Noch immer an Yoongi denke, noch immer mich selbst verletze und noch immer diesen Hass auf mich selbst habe. Diese Unzufriedenheit.

Mit meiner Hand fahre ich durch meine, jetzt blonden, Haare und anschließend über mein blasses Gesicht über meine tiefen Augenringe. Nachts schlafe ich kaum, und wenn dann nur zwei bis drei Stunden, da ich zur Schule muss. Zu oft schaue ich Nachts zurück, in der Hoffnung, dass alles so wird wie es mal war.

„Jimin?" höre ich die Stimme von Jin hinter der Badezimmertür. Wie kommt er hier rein? „Ist er nicht zuhause?" höre ich eine andere stimme, die ich Hoseok zuordne. Mein Blick schweift emotionslos zu der Tür, wenige Minuten später wird an dieser geklopft. „Jimin? Bist du da drin?" Ich gebe keine Antwort und starre nur weiter auf die weiße Tür . „Ich komme jetzt rein" informiert er mich und drückt die Türklinke nach unten. Kurz darauf kommt sein schwarz verwuschelter Haarschopf zum Vorschein.
Vor zwei Monaten entschied er sich beim Friseur für die Farbe schwarz die mich an Yoongi erinnert, was zwar total dumm ist da jeder zweite in Korea schwarzhaarig ist, aber irgendwie ist es so. Ändern kann ich dagegen nichts. Ob ich will oder nicht.
„Jimin!" ein entsetzender laut entflieht Jins kehle. Der schwarzhaarige schlägt seine Hände geschockt vor seinem Mund während ich ihn weiter emotionslos mit roten Augen anschaue. Hoseok drängelt sich an Jin vorbei und reagiert ähnlich wie der ältere. Jins Augen füllen sich mit Tränen die wenig später vereinzelnd über seine makellose Haut rollen.
Ich möchte nicht mehr Leben.
„Jimin!" schluchzt er wieder. „Bitte, bitte sag mir dass das ein Traum ist!" Er krallt sich an dem T-shirt von Hoseok fest und rüttelt an ihm. „Bitte Weck mich auf Hoseok! Bitte sag das Jimin sich das nicht wieder angetan hat!" weint er und gleicht einem Wasserfall. Ich habe nie damit aufgehört.
Hoseok steht auch den Tränen nah, scheint sich aber zusammenzureißen. Wenigstens war einer von uns Stark. „Jimin, du musst das Verbinden" sagt Hoseok mit zitternder Stimme doch ich bewege mich noch immer kein Stück. „Chim, bi-„
„Hör auf!" Unterbreche ich ihnen mit verzweifeltem schreien. „Nenn mich nicht so!" schreie ich weiter und spüre wie meine Tränen wieder Bekanntschaft mit meinen Wangen machen. Hoseok schaut verwirrt und kommt einen Schritt näher zu mir. Panisch schaue ich mich um und mache einen Schritt nach hinten. Er soll mir nicht helfen. Er soll mich einfach alleine lassen. Er hat mich nicht verdient. Genau wie Jin, der weinend an der Tür gelehnt sitzt. „Chi-..Jimin, lass mich es dir bitte verbinden." fleht Hoseok doch ich schüttle hastig meinen Kopf. „Lass mich bluten! Lass mich endlich sterben!" schreie ich voller Angst und Verzweiflung.
Ich hätte mich schon längst umgebracht, wäre da nicht diese Angst und diese Hoffnung, dass er vielleicht doch noch zurück kommt. Zurück zu mir.
Hoseoks Augen sehen geschockt in meine. „Ich dachte... es wäre soweit wieder alles gut. Ich dachte du wärst glücklich." sagt er leise sodass ich es gerade so verstehe.

Glücklich? Das war ich nie. Leise lache ich ironisch auf. „Wie fühlt sich glücklich sein überhaupt an? Verdammt ich kann das alles nicht mehr! Keiner weiß wie mich fühle und trotzdem sagt jeder das er mich versteht. Aber nein! Das tut ihr nicht! Das tut keiner! In diesen Monaten habe ich gelernt Schmerzen zu ertragen, meine Narben zu verstecken und trotz der tausend Tränen zu lachen. Und das nur damit ihr denkt mir würde es gut gehen! Ich will das nicht mehr!!" wimmere ich mit schwacher Stimme. Hoseok lässt seinen Tränen noch immer nicht ihren freien Lauf, aber die Schmerzen die ich ihm mit meinen Worten zufüge, spiegeln sich in seinen Augen wieder.
Ich wollte keine Menschen mehr verletzen! „ES TUT MIR LEID" schreie ich so laut, dass Jin an der Tür sowie Hoseok zusammenzucken.
„Ich dachte ich könnte ihn vergessen wenn ich mit dir zusammen bin. Meinen Selbsthass vergessen. Ich dachte ich könnte glücklich werden. Ich dachte meine Gefühle für dich würden sich entwickeln wenn ich ständig bei dir bin. Ich dachte mit einem Fake lächeln würde ich alles schaffen. Ich hab gelächelt obwohl ich weinen wollte. Ich hab geredet als ich still sein wollte. Ich habe vorgetäuscht glücklich zu sein, obwohl ich es nicht war." sage ich und wische meine Tränen von meinem Gesicht. Nun ist es raus. All meine Gefühle die sich die letzten Monate in mir angestaut haben. „es tut mir leid. Hoseok, ich kann diese Beziehung nicht weiter führen. Du hast was besseres verdient. Jemanden der dir liebe schenken kann. Jemanden, der es ernst mit dir meint. Es tut mir leid. Es tut mir so leid das du deine Zeit mit mir verschwendet hast. Jin, es tut mir leid das ich dich schon wieder enttäuscht habe. Das ich schon wieder versagt habe und schon wieder ein niemand bin. Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir so verdammt leid!" schreie ich zum Ende hin schon fast.
„Bitte lass dein Arm verbinden" schluchzt der schwarzhaarige was mein Herz zerreißen lässt. Er tat es zwar schon die ganze Zeit, aber dieses klingt tausend mal schlimmer. Er klingt gebrochen und schwach. Und das alles nur wegen mir. Ich hasse mich.
Ich willige also ein und lasse mir von Hoseok den Arm verbinden. Ich möchte hier doch nur weg. Zu ihm. Ist das zu viel verlangt?
„Ich akzeptiere deine Entscheidung und es tut mir leid das ich so blind war und nichts, wirklich nichts gemerkt habe. Ich werde jetzt gehen. Aber vergiss nicht, Ich bin trotzdem immer für dich da wenn was ist. Du weißt wo ich wohne und meine Nummer hast du auch." sagt Hoseok mit zitternder Stimme und nun läuft auch ihm eine Träne über die Wange kurz darauf verlässt er zusammen mit Jin die Wohnung da ich allein sein wollte.
Allein mit meinem Selbsthass. Ich habe alle enttäuscht.

I wanted to talk about it. damn it.
I wanted to scream.
I wanted to yell.
I wanted to shout about it.
But all I could do was whisper
„I'm fine"
______
Irgendwie macht mich das Kapitel selbst traurig TT

Without you | YoonminWhere stories live. Discover now