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Tage, Wochen, Monate vergingen.

Die Zeit rannte.

Sobald ich bei ihm war, verlor ich sie aus den Augen. Die Zeit, die für uns Sterbliche eines der wichtigsten Dinge ist. Mit ihr altern wir und sammeln Erfahrungen. Mit ihr erreichen wir unsere Ziele. Wir nutzen diese Zeit, die uns hier auf der Welt bleibt, um das Beste aus dem Leben zu machen, damit wir mit Stolz und einem breiten Lächeln in die Vergangenheit blicken können. Oft testet sie die Geduld eines Menschen und wenn man besteht, wird man belohnt.

Die Zeit, die ich damit hätte nutzen sollen meine Zukunftspläne zu verwirklichen, rannte mir davon und ich merkte es nicht. Es war die Habgier ihn zu kennen, die mich ablenkte und unbemerkt band er mir ein schwarzes Tuch um meine Augen, sodass meine Fähigkeit zu erkennen schlichtweg versagte.

Es kam wie es wohl kommen musste: ich verliebte mich in Taehyung.

Er nahm meine Hand, verschränkte sie mit seiner und führte mich Schritt für Schritt in seine dunkle Welt. Nichts ahnend folgte ich ihm blind. Ich schenkte ihm mein vollstes Vertrauen und war bereit ihm alles zu geben; ich lag ihm schon zu Füßen, bevor ich es überhaupt realisieren konnte.

Realität und Traum verschwammen miteinander und waren kaum noch zu unterscheiden. Die Realität wurde zum Traum und der Traum zur Realität. Es schien so, als wäre ich ständig wach und der Schlaf mir so fremd. Ich wusste nicht was mit meinem Umfeld geschah und was mit mir passierte, doch aufgrund meiner Liebe zu ihm, wofür ich meine Pläne aufgab, interessierte es mich herzlich wenig. Solange er meine Hand festhielt, ging es mir gut.

Obwohl die Beziehung zwischen uns durchaus eine Veränderung annahm, änderte sich nichts an seinem Blick, auch wenn er auf mir ruhte.

Jedoch war es eines der Dinge, die ich an ihm liebte. Er war wie ein Mysterium, welches schwer zu entschlüsseln war, des Weiteren waren seine Augen eine Barriere für sein Inneres und ich war verdammt scharf darauf, dieses Hindernis zu überwinden. Sie hielten mich jedes Mal auf und ließen mich vergessen, was ich soeben vorhatte. Sie fesselten mich, machten mich zu seinem und sie faszinierten mich immer wieder. Und jeder Tag mit ihm war ein Aufregender.

Taehyung war eine Person, dessen Emotionen man kaum ablesen konnte, weshalb er mit seinem kalten Blick und seiner selbstbewussten Präsenz auf andere ständig bedrohlich wirkte. Niemand machte sich jemals die Mühe ihn genauer anzusehen und suchten lieber das Weite, weswegen er bisher immer einsam wie eine verlorene Seele umhergeirrt war. Allerdings schien es ihm nichts auszumachen.

Unbewusst fand ich einen Weg herauszufinden, wie er sich fühlte und wie ich einen kurzen Blick auf sein Inneres erhaschen konnte. Es war seine Stimme, die es mir jedes Mal aufs Neue verriet - beim genauem Zuhören erkannte man an seiner Sprechweise und an seinem Ton, wie es ihm ging. Dies war auch der Grund, weswegen er nicht sprach, wenn er es nicht für nötig hielt: er hasste es seine Schwächen offenzulegen.

Es kostete mich viel Mühe und Zeit, um ihm bewusst zu machen, dass er mir vertrauen und sich auf mich verlassen konnte. Der Weg dorthin war lang und hart, doch es zahlte sich aus. Er öffnete sich mir nach und nach, worauf ich stolz war. Ich war die einzige Person, die ihm so nah sein durfte.

Ich dachte, ich kannte ihn.

Einst raubte er mir die Unschuld und ich war sein Besitz - wie benebelt ließ ich alles mit mir machen. Ich liebte es, wie er mich vorsichtig berührte. Ich liebte seine kalten Finger, die meinen Körper entlangfuhren, was mir so oft das Atmen erschwerte. Seine Lippen, die sich auf meine schmiegten und auch auf meiner erhitzten Haut weilten. Dieses Gefühl, das sich in mir ausbreitete, wenn er mich besitzergreifend ansah- ich wollte mehr. Ich gab mich ihm völlig hin, während ich nicht merkte, wie abhängig ich von ihm wurde.

Boy Meets Evil | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ᵒˢ #wingaward2019Where stories live. Discover now