Quidditch und Geheimnisse

137 8 0
                                    

Beim Abendessen saß ich mit Harry und Ron zusammen und lauschte Harrys Bericht. Nachdem er von Professor McGonagall geholt worden war, stellte sie ihm Oliver Wood, einem Jungen aus dem fünften Jahrgang, vor. Er war Kapitän des Gryffindor Quidditch Teams, dem nun auch Harry als Sucher angehören sollte.

Ron war zutiefst beeindruckt, doch ich verstand gar nichts.

„Könnte mir mal jemand erklären, was Quidditch ist und was Sucher sind?", fragte ich.

Harry wirkte verlegen.

„Ich habe es auch noch nicht so ganz verstanden, wenn ich ehrlich sein soll."

„Quidditch ist die berühmteste Sportart der Hexen und Zauber. Gespielt wird es auf Besen mit sieben Spielern. Es gibt drei Jäger, die sind mit dem Quaffel für das Punkte machen verantwortlich, einen Hüter, der die Tore verteidigen soll, und der Sucher muss den kleinsten und schnellsten Ball - den Schnatz - finden, der auch die meisten Punkte bringt. Wenn der gefangen ist, ist das Spiel zu Ende. Verstanden?", ratterte Ron eine Erklärung herunter.

„Schon so einigermaßen", antwortete ich. „aber ich glaube, du hast entweder zwei Spieler vergessen, oder dich versprochen."

Ron blickte mich verwundert an, doch bevor er etwas erwidern konnte, ertönte hinter mir eine Stimme.

„Er hat uns vergessen - oder wollte uns vergessen."

„Was allerdings nicht geklappt hat."

Ich drehte mich um und sah Fred und George hinter mir stehen. Sie strahlten Harry an und setzten sich neben mich.

„Klasse Harry!", gratulierte George ihm flüsternd. „Dieses Jahr gewinnen wir, es kann gar nicht anders kommen."

„Zu gerne würde ich es dem Slytherinteam unter die Nase reiben und ihre Gesichter sehen", sagte Fred lächelnd. „Und das geht nur nicht, weil Oliver es geheim halten will."

„Ihr seid also auch im Team? Und was ist eure Aufgabe?"

„Wir sind Treiber", sagte Fred, immer noch lächelnd, als wäre damit alles gesagt.

Ich verkniff es mir mit Mühe, die Augen zu verdrehen.

George, dem dies nicht entging, gab noch eine Erklärung ab.

„Es gibt zwei ganz gemeine Bälle, die Klatscher, die die Spieler von den Besen holen wollen. Unsere Aufgabe ist es, die Klatscher vom Gryffindorteam wegzulenken und auf das gegnerische Team zu schlagen."

„Ist das nicht gefährlich?"

„Quidditch ist eine brutale Sportart, aber cool."

Nach diesem Satz standen die Zwillinge auf, verabschiedeten sich und gingen.

Auch ich stand schon auf.

„Ich werde schon mal gehen. Ich muss noch den Aufsatz für Snape schreiben."

„Wenn wir da sind, kannst du von mir abschreiben. Wenn du willst", bot Harry an.

Ich lächelte.

„Mal sehen. Wie kommt es, dass ihr den schon fertig habt?"

Ron verdrehte die Augen.

„Harry dachte, wir hätten heute Zaubertränke. Also haben wir ihn fertig geschrieben und dann festgestellt, dass noch ein Tag Zeit wäre."

„Naja, immerhin habt ihr dann heute Abend frei."

Ich verließ die Große Halle und ging zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Dort nahm ich mir ein leeres Blatt Pergament, ein Buch und eine Feder und setzte mich an einen Tisch. Wir sollten als Hausaufgabe aufschreiben, warum Eisenhut und Wolfswurz unterschiedliche Namen hatten, wenn es doch keinen Unterschied zwischen diesen Dingen gab. Ich hatte keine Ahnung.

Außerdem schweiften meine Gedanken ständig ab und zwar zu Arcturus. Sollte ich meinen Freunden erzählen, was zwischen uns vorgefallen war? Sie nach ihrer Meinung fragen? Ich kam zu keinem Ergebnis.

Nach einer Viertelstunde begann sich der Gemeinschaftsraum zu füllen, weswegen ich meine Sachen einpackte und in den Schlafsaal ging. Doch auch dort brachte ich nichts auf das Blatt.

Da ich schon hier war, beschloss ich, gleich schlafen zu gehen. Vielleicht würde das mir helfen. Morgen würden viele Dinge schon ganz anders aussehen.

Als ich am nächsten Morgen den Schlafsaal verließ, begegnete ich im Gemeinschaftsraum Harry und Ron. Sie wirkten sehr übermüdet.

„Wie lange ward ihr denn auf, dass ihr so müde seid?", fragte ich neugierig, während wir uns auf den Weg zur ersten Stunde machten.

„Wir waren noch im Schloss unterwegs, da Harry und Malfoy ... -", weiter kam Ron nicht; er bekam von Harry einen Stoß in die Seite. Doch zu spät, ich war aufmerksam geworden.

„Da Harry und Malfoy - was?"

Harry seufzte und erzählte:

„Nachdem du gestern weg warst, kamen Malfoy, dein Bruder, Crabbe und Goyle zu uns. Malfoy hat mich herausgefordert. Letzte Nacht im Pokalzimmer wollten wir uns duellieren. Nur mit Zauberstäben. Aber der einzige, der in das Pokalzimmer kam, war Filch. Malfoy muss uns bei ihm verraten haben. Als wir geflohen sind, sind wir in den verbotenen Teil des dritten Stocks gerannt. Und jetzt wissen wir auch, warum er verboten ist."

„Dort lebt ein gigantischer, blutrünstiger, dreiköpfiger Hund!" Ron schüttelte den Kopf. „Es war unglaublich!"

„Und dann?", wollte ich wissen.

„Sind wir abgehauen", redete Harry weiter. „Lieber Filch als tot. Aber Filch war schon weg. Und jetzt kommt es: Als wir wieder im Gemeinschaftsraum waren, hat Hermine uns darauf hingewiesen -"

„Moment - Hermine?", unterbrach ich Harry. „War sie etwa mit?"

„Nun ja, eher unfreiwillig. Sie wollte uns die ganze Zeit davon abhalten zu Malfoy zu gehen. Als sie eingesehen hat, dass es nichts bringt und zurückgehen wollte, war die Fette Dame verschwunden. Deswegen ist sie uns gefolgt. Neville wusste das Passwort nicht und als wir es ihm gesagt haben, war es zu spät."

„Also sind beide mitgekommen", schlussfolgerte ich.

„Genau", bestätigte Ron.

„Und was hat Hermine jetzt rausgefunden?"

„Dass der Hund auf einer Falltür steht!"

Ich wirkte etwas ratlos. Offenbar war mir das anzusehen, denn ich bekam weitere Erklärungen geliefert.

„Erinnerst du dich an das Verließ, in dem eingebrochen wurde? Und das nur wenige Stunden vorher geleert wurde? Nur ein kleines Päckchen haben Hagrid und ich dort abgeholt. Hagrid sagte außerdem, dass es keinen sicheren Platz gebe als Gringotts - außer Hogwarts."

Jetzt verstand ich.

„Ihr meint, dass dieses Päckchen hier in Hogwarts ist und von diesem Hund bewacht wird?"

„Es wäre doch möglich! Und noch dazu eine sinnvolle Erklärung."

„Das stimmt. Und warum habt ihr mir nichts von eurem nächtlichen Ausflug gesagt?"

„Naja, erstens warst du gestern Abend schon im Schlafsaal und zweitens waren wir uns nicht sicher, wie du reagierst. Denn Arcturus wäre heute Nacht auch dabei gewesen. Hätten wir gewusst, dass die Nacht so endet, hätten wir dich gefragt."

„Das mit Arcturus wäre nicht wirklich ein Problem, denn wir haben alles geklärt."

„Wirklich?" Ron klang eindeutig neugierig, aber ich war noch nicht bereit, darüber zu reden.

„Wirklich."

Gerade noch rechtzeitig erreichen wir den Unterricht. 

Der Weg von Melania BlackWhere stories live. Discover now