✵♫♪Melodie 23♫♪✵

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Changbin

Zufrieden lauschte ich der Melodie, die Felix spielte, während ich eifrig in mein Notizbuch schrieb. Vielleicht war es für andere unverständlich, aber der Moment von eben hatte mir viele Ideen gebracht. Ideen, die ich unbedingt umsetzen wollte und die teilweise überhaupt nichts mit meiner Geschichte zu tun hatten.

Denn in dem Moment, in dem ich vor Felix gesessen hatte, hatte ich etwas in seinen Augen gesehen, das mich ein wenig überrascht hatte. Denn es war Verwunderung gewesen. Natürlich war mir bewusst, dass meine Reaktion nicht von jedem zu erwarten war, dennoch hatten mir seine Augen dadurch noch etwas anderes verraten. Mit dieser Verwunderung kam auch Angst zum Vorschein und ich vermutete, dass er Angst vor mir hatte. Oder besser gesagt, vor einer Freundschaft zu mir.

Ungefähr im selben Augenblick war mir ein Satz eingefallen, den meine Mutter mir immer gesagt hatte: "Die Augen eines Menschen werden dir mehr verraten als seine Worte." Auch auf den Brünetten traf das zu und das war ein wichtiger Fakt. Denn auch wenn er mir mit seinen Worten zu sagen versuchte, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte, so zeigte mir sein Blick hingegen, dass er neugierig war. Er wollte wissen, was hinter meinem Verhalten steckte.

Viele Menschen bezeichneten mich als zutraulich und herzlich, ein offenes Buch, das man einfach lesen konnte. Doch das war ich nicht. Auch hinter meinem Lächeln steckten Seiten, nach denen man zuerst suchen musste. Und gerade hatte ich Felix etwas wichtiges gezeigt: Verständnis und Empathie. Die Verständnis war bei meiner Art zwar beinahe normal, doch die Empathie nicht. Er konnte immerhin nicht ahnen, dass ich ihn verstehen konnte.

Jeder Mensch hatte seine Geschichte, somit hatte ich ebenfalls eine. Eine, die vielleicht nicht die Schlimmste war, jedoch hatte ich viel aus ihr gelernt. Dadurch hatte ich ein Einfühlungsvermögen entwickelt, das viele nicht besaßen und das Felix heute entdeckt hatte.

Und genau dieses würde ihm dabei helfen, Vertrauen zu mir zu fassen.

"Willst du vielleicht etwas Essen?", fragte Felix nach einer Weile. Er hatte aufgehört zu spielen und sah mich an, versuchte eine kühle Miene aufzusetzen, doch das gelang ihm nicht. Ich konnte ihm ansehen, dass er noch immer etwas durcheinander und nachdenklich war.

"Nein, passt schon. Ich werde jetzt nach Hause gehen und dich nicht länger stören", meinte ich lächelnd und stand auf. Rasch packte ich mein Notizbuch in meine Tasche und nahm diese dann, ehe ich die Haustür ansteuerte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich beobachten, dass Felix mir folgte und vor seiner Tür dann stehen blieb. Er sah mir dabei zu, wie ich mich anzog und schließlich die Tür öffnete.

"Es war wirklich ein schöner Mittag. Vielen Dank, Felix. Du hilfst mir mehr, als du vermutlich denkst", sagte ich und schenkte ihm ein warmes Lächeln, verbeugte mich dann und trat bereits einen Schritt rückwärts. Felix nickte nur leicht und verbeugte sich ebenfalls kurz.

"Ja, es war nicht so übel wie erwartet", gab er monoton von sich und verschränkte seine Arme. Ich schmunzelte leicht, da mir sehr wohl klar war, dass er meine Anwesenheit in gewisser Weise auch genossen hatte, sagte aber nichts. Ansonsten würde ich noch riskieren, das zwischen uns zu zerstören.

"Schreib mir einfach, wenn du bereit für ein weiteres Treffen bist. Ich werde die nächsten beiden Wochen sowieso nur daheim sein und schreiben."

𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt