23.Kapitel

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》Ich hasse die beiden!《

Knurrte Sandro wütend, auch wenn ich ihm diese Worte wenig abkaufte.

Seuftztend drehte ich einen von Sandros Bleistiften in meinen Fingern umher.

Seit einer halben Stunde regte sich der kleinere nun schon über seine Eltern auf und beschimpfte sie, auch wenn diese nicht mal im selben Raum waren. Auch meine Anwesenheit, wie seine Mutter gesagt hatte, beruhigte ihn keineswegs.
Er schien lediglich dadurch ermutigt zu sein, seine hasserfüllten, übertriebenen Gedanken laut auszusprechen.

Ich rollte mit meinen Augen und sah zu ihm rüber, doch seine Position hatte sich nicht verändert.
Er lag auf seinem Bett, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt.
Seine Arme hatte er nach wie vor verschränkt und seine Augenbrauen waren zornig zusammengezogen.

Es gefiel mir keineswegs ihn so verärgert zu sehen, ich mochte sein lächeln und seine sanftmütige Art um einiges lieber.
Deshalb war es wohl an der Zeit, endlich etwas gegen seine Schimpftirade zu unternehmen, so beschloss ich.

Ich erhob mich von Sandros Schreibtischstuhl, auf dem ich zuvor gesessen hatte, und schlich zu seinem Bett herüber.
Ich ließ mich auf die Bettkante nieder und betrachtete ihn von oben.
Er nahm mich nur am Rande wahr, hatte ich das Gefühl, weshalb ich mich räusperte:

》Denkst du nicht du übertreibst ein wenig?《

Sofort schnellte sein giftiger Blick zu mir herüber.
Das waren definitiv die falschen Worte gewesen, bemerkte ich nun selbst.

》Bitte was?!《

Er sah mich verärgert an, weshalb ich abwehrend meine Hände hob:

》Ich mein ja nur, es nützt nichts sie zu beschimpfen, weißt du, das kostet nur unnötig Energie...《

Versuchte ich mich noch aus dieser Situation zu retten.
Ich wollte nicht, dass er auch noch sauer auf mich war.

》Du scheinst das Problem ja nicht mal zu verstehen.《

Meinte er motzig, wenn auch nicht ganz so böse wie zuvor.

》Doch, natürlich tue ich das. Es ist ja auch blöd für dich, keine Frage, aber was bringt es denn deine ganze Wut rauszulassen? Ein Lächeln steht dir doch viel besser.《

Erst danach realisierte ich was ich da von mir gegeben hatte.
Selbst Sandro schien einen Moment irritiert, fing sich aber schnell wieder.
Zum Glück, denn der letzte Satz war mir einfach so über die Lippen gekommen, ohne das ich es gewollt hatte.

》Ich bin aber nunmal nicht in der Stimmung dazu.《

Erläuterte mir Sandro schlicht, woraufhin ich meinte:

》Dann müssen wir das wohl ändern...《

Sandro setzte sich nach diesen Worten auf, sodass wir ungefähr auf einer Augenhöhe waren und grübelte über meine Worte nach.
Der Braunhaariege schien es zwar nicht zu bemerken, aber durch sein aufrichten waren wir uns verdammt nah, was mich bereits leicht nervös machte.

》Wir sollten vielleicht irgendwas machen...《

Unsere Gesichter trennten nur wenige Zentimeter, mehr nicht.
Ich merkte wie meine Konzentration nachließ, sodass ich nur vor mich hinmurmelte:

》Irgendwas was dich ablenkt...《

Immerhin erfuhr ich gerade am eigenen Leib, wie sehr Ablenkung die Gedanken vernebeln konnte.
Unbewusst hatte ich meine Stimme gesenkt, als ich weitersprach:

》Was dich glücklich macht...《

Mein Blick glitt automatisch zwischen seinen faszinierenden Augen, und seinen wunderschönen Lippen hin und her.

Logos▪Engel der Vernuft  - LondroffWhere stories live. Discover now