Zuckerbrot...

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Kapitel 26Als Ethan wie bestellt in das Sheriffbüro trat war er weder überrascht Lindsey schlecht gelaunt in der Gegend herumstehen zu sehen, noch Michael Hirsch. Natürlich hatte er sich nicht einfach verzogen. Auch wenn er offiziell mit dem Fall nichts mehr zu tun hatte, schien er nicht die Art von Polizist zu sein, die einfach nur rumsaß. Er war, wie jeder gute Cop sein sollte: Territorial, misstrauisch und pflichtbewusst.„Deputy Hirsch, es überrascht mich, Sie hier zu sehen", meinte Ethan und stellte sich neben Lindsey, die sich daraufhin trollte und weiter damit begann, den Raum herzurichten den sie für ihre Ermittlungen brauchten. Technik musste aufgebaut, Berichte gelesen und Aufgaben koordiniert werden. Lindsey war für solche Arbeiten genau die Richtige. Ihr natürliches Organisationstalent hatten Ihr den Stellvertreterposten eingebracht und Ethan war dankbar dafür, dass sie das übernahm.Der junge und vor allem gutaussehende Deputy sah nicht von seinem Schreibtisch auf, der mitten im Flur zwischen den anderen stand. Wie es schien, hatte er Lindsey sein Büro zur Verfügung gestellt und diese hatte seine Sachen samt Möbel einfach auf dem Flur drapiert. Es wirkte zugegebenermaßen dermaßen beleidigend, dass jeder andere Cop vor Wut an die Decke gegangen wäre. Er nicht. Michael Hirsch hatte eine innere Gelassenheit und Autorität die nichts Trüben konnte. Auch nicht Lindseys Sticheleien.„Ich war auch überrascht. Normalerweise haben wir nicht mehrere Fälle gleichzeitig. Das hier ist eine kleine Stadt, aber vor einer halben Stunde hat Matthew Hollow, der Vater von Karl unseren Priester mit einer Mistgabel angegriffen ihn am Arm verletzt."Dann war es auch für Ethan keine Überraschung mehr. Er mochte für den Fall mit dem Jungen und das Verschwinden seiner Vorgesetzen keine Berechtigung zur Ermittlung haben, aber das hier war noch immer seine Stadt und er konnte nicht alles auf Eis liegen lassen.„Sobald ich einen Hinweis darauf sehe, dass es etwas mit Karl zu tun hat, werde ich diese Sache selbstverständlich Ihnen übergeben Agent McAllan." Das musste frustrierend sein, dachte Ethan. Er zog einen Stuhl von einem anderen Tisch zu sich und setzte sich Michael gegenüber.„Wahrscheinlich ist es nur ein trauender Vater, der über die Stränge schlägt, also kein Grund für das FBI ihn zu verhören, das überlasse ich Ihnen." Dieses Zugeständnis schien Michael zu verwirren, aber er sprach seine Frage nicht aus. Dennoch antwortete Ethan ihm.„Sie kennen die Leute hier besser als wir. Diese Gemeide wird uns nicht gerade offen auf Alles antworten, wir finden mehr heraus wenn Sie auf unserer Seite sind und uns unterstützen."„Die Arbeitsanweisung ist da eindeutig, Agent McAlan."„Sie sollen uns helfen. Sie und ihre Leute, während wir die Ermittlungen leiten, das ist nichts Ungewöhnliches. Das FBI besteht selten auf diese strickte Trennung, abgesehen davon wissen wir noch nicht sicher, dass Henrys Lundwills Verschwinden etwas mit dem Mord zu tun hat."Michael zog sarkastisch eine Augenbraue nach oben. Natürlich wusste er ebenso wie Ethan, dass die Chancen, dass es nichts damit zu tun hat, verschwindend gering sind. Aber obwohl er Michaels offenes Interesse an Selene ganz und gar nicht gutheißen konnte, musste er zugeben, dass der junge Mann sich extrem professionell verhielt. Von außen mag es so aussehen, als wäre das Sheriffbüro tatsächlich kompromittiert worden, aber dieser Mann schaffte es Abstand davon zu nehmen. Und ein Einheimischer mit Insiderinformationen wäre unendlich nützlich.„Ich wäre ein Idiot, das nicht anzunehmen. Also, Agent McAlan, was möchten Sie wissen?", fragte Deputy Hirsch. Ethan lehnte sich in seinen Stuhl zurück.„Allgemeines vorrangig. Am besten fangen wir mit Ihren Verhältnis zu Selene James an."Michaels Grinsen wurde wissend und als er sich mit der Hand durch das kurze blonde Haar fuhr, ah er fast schon frustriert aus.„Natürlich. Ist diese Frage professioneller Natur? Denn ich bezweifle dass Selene selbst damit etwas zu tun hat und sie war sicher auch nicht die Motivation", meinte er und Ethan viel wieder ein, dass er über das Glas mit Hannah James Augen darin nichts wusste. Für ihn hatte der damalige Mord nichts mit dem von Karl zu tun. Aber sobald er die ersten Berichte las – das FBI war dazu verpflichtet die heimischen Stellen über alles auf dem Laufenden zu halten, sofern dies den Fall nicht gefährdete – würde er eins und eins zusammenzählen und selbst darauf kommen.„Wie kommen Sie darauf?"„Der Mörder hat sich Selenes Veranda ausgesucht, weil sie die beste Verdächtige ist, die er bekommen konnte. Sie ist das Opfer, nichts weiter. Er hat keinerlei Interesse an ihr, weswegen ich diesen Polizeischutz nicht ganz verstehe. Was ich aber verstehe ist, dass Sie ein persönliches Interesse an ihr haben."Kluger Junge. Aber wenn er darauf bestand Schwächen offen zu legen und wunde Punkte zu massakrieren... das konnte Ethan auch.„Genau wie Sie, wenn ich ihre Blicke richtig interpretiert habe und dennoch ist sie stundenlang durch den Bundesstaat gefahren und hat an meiner Haustür geklingelt und um Hilfe gebeten, anstatt bei Ihnen. Warum?"Michaels Augen verengten sich und seine hellblauen Augen wurden zu engen Schlitzen. Dieser Mann mag auf den ersten Blick ein verwöhnter Schönling sein und damit seiner offensichtlich deutschen Herkunft alle Ehre machen, aber er war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Geradezu kalt, so wie es seine Gene verlangten.„Auch offensichtlich. Sie misstraut dieser Dienststelle, wobei ich gerne wissen würde, woher Sie sie kennen. Selene hat diese Gemeinde nur selten verlassen und dann auch immer nur um die nächst größere Stadt zu fahren und Besorgungen zu machen, sie war nie in Quantico. Selbst ihr Studium war ein Fernstudiengang."Ethans Augen blitzten interessiert auf.„Sie haben Sie verfolgt."„Ich habe sie im Auge behalten, das ist alles."„Wieso?", fragte Ethan weiter. Michael schwieg zunächst und nach einem unerträglich langen und schweren Moment sah sich Ethan dazu gezwungen, seine Frage weiter zu verdeutlichen, denn es gab da etwas, was er nicht verstand.„Im Flugzeug war sie sich sicher, dass Sie sie verabscheuen würden und uns Steine in Weg legen würden. Dennoch sitzen Sie vor mir und sehen sie auf eine Weise an, die mich dazu bringt, Ihnen den Kopf einschlagen zu wollen. Also? Ich will wissen, was das ist, zwischen Ihnen und ihr." Michael sah Ethan eine Weile einfach nur weiter an, schien mit sich zu ringen und letztendlich zu erkennen, dass Ethan es sowieso irgendwann erfahren würde. Entweder jetzt oder in einen unbeobachteten Moment, in dem er sich den jungen Mann schnappen und die Geschichte aus ihm herausprügeln würde.

Das Alice Projekt - An Oracale-Mystery-Thriller Bd1Where stories live. Discover now