Chapter 3

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Am Wochenende ist nichts wirklich interessantes mehr passiert, wenn man mal darüber hinwegsieht, dass eines der jüngeren Heimkinder meinen Boden mit Nutella verziert hat. Also ich liebe ja eigentlich alles mit Schokolade, aber am Boden? Zusammen mit lauter Dreck und Schnodderflecken von einem Kleinkind? Nein, danke!

Heute ist dann also Montag...

BIEP BIEP BIEP Bi...Bum mit einem Flug an die gegenüberliegende Wand bringe ich meinen Wecker zum Schweigen. Zufrieden lasse ich mich zurückfallen um noch einmal einzuschlafen.

„Fuck, mein Handy"

Mit einem Satz springe ich aus dem bedenklich wackelnden Hochbett herunter um nach meinem eben gerade an der Wand verunglückten Handy zu eilen.

„Shit man, nicht schon wieder", wehmütig betrachte ich das zersprungene Handydisplay, welches vor einigen Wochen erst repariert wurde.

Wunderbarer Start in den Tag –nicht!

Da ich nun sowieso eine scheiß Laune habe, verwerfe ich die „guten-Eindruck- machen"- Vorsätze, und tausche mein am Vorabend herausgelegtes Outfit gegen meine typische, schwarze, zerrissene Skinnyjeans und einen dunklen Oversizedpullover. Mit den Klamotten verschwinde ich in einem der Gemeinschaftsbadezimmer, in der Hoffnung meine Laune mit einer angenehmen, warmen Dusche zu heben. Nach einem Blick auf mein zersprungenes Handydisplay erkenne ich jedoch, dass dazu nicht genügend Zeit ist.

~

„Guten Morgen meine Süße!", habe ich schon mal erwähnt, dass ich gute Laune am Morgen auf den Tod verabscheue? Und nach einer ungelogen 4 minütigen, kalten Dusche und einem komplett gefailten Schminkversuch, kann man mich in dem Punkt doch verstehen?

Ich schnappe mir im Laufen einen Apfel und eine Flasche Wasser um mit einem lauten Türzuschlagen das Haus zu verlassen.

„Claire, du weckst die Kinder!", und ich könnte wetten, dass Miss Summer sich gerade, die Augen verdrehend, durch ihre Kurzhaarfrisur fährt und mich innerlich verflucht. Als dann auch noch tatsächlich kreischende Kinderstimmen zu vernehmen sind, ist es erstaunlicherweise bei mir vorbei und ich verfalle in einen absoluten Lachflash. Doch das Lachen vergeht mir, als ich den Motor meines Schulbusses vernehme und bemerke, dass ich nun den Sprint meines Lebens hinlegen muss, um noch rechtzeitig die Haltestelle zu erreichen.

~

Als ich aus dem Bus aussteige ist meine Laune am Tiefpunkt des Tages. Mein Handy ist kaputt, ich musste kalt duschen, was jedoch durch meine Sprinteinlage eigentlich überflüssig geworden ist, da ich spätestens jetzt nach der Fahrt in einem stickigem, überfülltem Bus aus allen Poren schwitze. Aber hey, viel schlimmer kann es ja jetzt eigentlich nicht mehr kommen, oder?

Mit diesem Gedanken schließe mich dem, sich zum Schulgelände bewegenden, Schülerstrom an und steuere meinen Stundenplan studierend, auf das urige Gebäude zu. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend erklimme ich die Treppe und greife nach dem Türgriff der massiven Schultüre um diese schwunghaft aufzuziehen. Doch meine Hand schnappt ins Leere und das letzte was ich sehe, bevor ich von der Schwerkraft die Treppe herunter gerissen werde ist, das überraschte Gesicht eines jungen Schülers mit Nerdbrille. Innerlich mache ich mich auf eine riesen Blamage und blaue Flecken bereit, doch zum Aufprall kommt es gar nicht. Stattdessen spüre ich eine muskulöse Brust welche meinen Fall abfedert und starke Arme welche sich perplex um mich schlingen. „Also ich weiß ja, dass ihr Mädels auf mich steht, aber so eine direkte Anmache ist dann doch eher selten. Du musst nur fragen, dann hätte ich dich auch anfassen lassen.", ertönt eine mega raue Stimme, welche mir leicht bekannt vorkommt. Was für ein arroganter Vollidiot! Ruckartig löse ich mich aus seiner Umklammerung, lege eine elegante 180 Grad Drehung hin um dieser Arroganz in Person endlich mal etwas Benehmen beizubringen, doch kein Ton verlässt meine Lippen. Vor Schock bin ich wie eingefroren. Nie hätte ich mir erträumt, dass dieser Tag noch beschissener ablaufen könnte. Nie hätte ich gedacht ihn noch einmal zu sehen. Und als ich an dem Jungen vorbeischaue und die Gruppe hinter ihm betrachte realisiere ich, dass ich mir diese Person nicht eingebildet habe. Direkt vor mir, nur Zentimeter von mir entfernt, stehen die Personen, welche mein Leben zur Hölle gemacht haben. Die Personen, welche für die ganze Scheisse verantwortlich sind, durch welche ich in den letzten Jahren seit ihrem Verschwinden durchlebt habe. Ladies and Gentlemen darf ich vorstellen: meine fucking Brüder.

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⏰ Last updated: Oct 01, 2018 ⏰

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