Kapitel 20

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Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau vorwärts gelebt werden

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Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau vorwärts gelebt werden.

- Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph

Unser Job bedeutete, Leben zu retten, die Guten zu beschützen und die Bösen einzusperren. Doch woher wusste man, wer der Gute und wer der Böse war? Die Wahrheit war - gar nicht. Auch wir konnten die Bösen sein, auch wir machten Fehler, beschuldigten aus Versehen den Falschen und waren daran Schuld, wenn der Mörder noch frei herumlief und ein weiteres Opfer tötete, dessen Tod wir hätten verhindert können.
Wenn wir einen neuen Fall bekamen, wussten wir nicht, was uns erwartete. Tausende Fragen schossen uns durch den Kopf: Kriegen wir den Mörder? Wie viele hat er umgebracht? Wie viele werden noch sterben? Und die wichtigste - werden wir es überleben?
Jedes Mal riskierten wir unser Leben, um diejenigen zu beschützen, die in Gefahr waren. Das machte unseren Job aus. Das war der Grund, warum wir jeden Tag aufstanden und erneut unser Leben riskieren. Doch irgendwann kommt der Tag, dieser eine Tag, an welchem wir nicht mehr aufstanden. An welchem wir überlegten, warum wir das alles taten, warum wir unser Leben riskierten. Wir sehen vor uns alle, die wir verloren haben, und wir glauben, wir wären schuld daran. Das ist die andere Seite der Medaille, das große, schwarze Loch, in welches wir hineingezogen werden - und wieder herauszukommen, war das Schwierigste.

February 20, 2008
BAU-Jet

»In zwei Waisenhäusern sind in zwei Wochen jeweils alle Kinder an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Zunächst sah es aus wie ein Lack in der Gasleitung, doch dann fand die Feuerwehr heraus, dass es sich um fahrlässige Tötung handelte.« In Garcias Stimme schwang ein unruhiger Unterton mit, der verriet, dass irgendetwas nicht stimmte. Warum sonst sollten wir auch zu dem Fall gerufen worden sein?
»Wie konnten denn alle Kinder auf einmal sterben?«, hakte Rossi ungläubig nach.
»Die Kinder wurden in den Heizungskeller gebracht, zusammen mit den Pflegerinnen. Dort hat jemand die Leitungen manipuliert. Die Leichen wurden erst gefunden, als die Nachbarn einige Tage später bemerkten, dass es viel zu ruhig um den Waisenhäusern war.«
»Zweimal dieselbe Vorgehensweise«, sagte Derek. »Ziemlich auffällig.«
Reid nickte zustimmend.
»Gibt es irgendwelche Anzeichen auf den Täter?«, wollte Emily wissen.
Garcia schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. In Waisenhäusern gibt es keine Kameras, und auch die Verkehrskameras haben nichts aufgenommen. Der Täter scheint zu wissen, was er tut.«
»Okay.« Hotch sah sich die Bilder der Akte an. »Prentiss, Morgan, ihr seht euch den ersten Tatort an. Rossi und Reid, ihr seht euch den zweiten an. Kate, JJ und ich werden zum Police Departement fahren und mit dem Detective reden.«
Alle nickten, nur ich nicht.
»Ist alles in Ordnung?«, wollte Reid von mir wissen, der dies als Einziger mitbekommen hatte.
Ich legte meine Akte weg und setzte mich in eine andere Ecke des Jets. »Ja, alles bestens.«
»Wusstest du, dass die meisten Menschen, die so was sagen, lügen?« Reid folgte mir. »Der prozentuale Anteil beträgt -«
»Reid, das interessiert mich nicht im geringsten«, gab ich zynisch zurück.
»Was ist denn mit dir los?«, wollte Derek wissen, der sich in diesem Moment über Reids Sitz beugte und mich nachdenklich musterte. »Irgendetwas ist mit dir.«
»Hab ich auch gesagt«, stimmte Reid zu.
Ich atmete genervt aus und verdrehte die Augen. »Jungs, ihr nervt. Sucht euch eine andere Beschäftigung.« Ich öffnete wieder meine Akte und versuchte mich darauf zu konzentrieren.
»Wir finden's noch heraus, nicht wahr, Kumpel?« Derek klopfte Reid auf die Schulter und verschwand eine Reihe weiter hinten.
Kurz blickte ich über den Rand der braunen Akte. Reid beobachtete mich, und hastig ließ ich meinen Blick sinken. Denn es gab auch einen Nachteil bei diesem Job - jeder wusste, wie du dich fühlst. Und manchmal war es das Beste, wenn niemand wusste, wie es einem ging.

UNDERCOVER || Criminal Minds/NCIS [Band 1]Where stories live. Discover now